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Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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suchten nach Anschlagsorten und -möglichkeiten. Auf Fahrrädern suchten Kubiš und Gabčik die Strecke, die Heydrich jeden Morgen fuhr, nach dem geeigneten Schauplatz für ein Attentat ab. Auf ihrem Rückweg nach Prag stießen sie am nördlichen Stadtrand auf den perfekten Tatort. In der Klein-Holschewitzer Straße musste Heydrichs Fahrer auf dem allmorgendlichen Weg von Jungfern Breschan (Panenské Břežany) nach Prag wegen der scharfen Kurve und des starken Gefälles auf einen niedrigeren Gang herunterschalten. In diesem Moment, ehe der Wagen wieder beschleunigen konnte, wollten Kubiš und Gabčik zuschlagen. Kubiš sollte mit einem Feuerstoß aus der handlichen Sten-Maschinenpistole den im offenen Wagen ungeschützten Heydrich töten. Gabčik sollte weitere Waffen und Granaten am Tatort in Bereitschaft halten. Während die beiden ihre Erkundungen betrieben, landeten im März 1942 weitere SOE -Agenten tschechischer Herkunft im Protektorat – sie sollten Funkortungsgeräte ins Land transportieren, um bei zukünftigen Fallschirmoperationen den Flugzeugen per Leitstrahl Orientierung zu verschaffen. Unter diesen drei tschechischen Soldaten war auch ein Oberfeldwebel namens Karel Čurda. Ihre Mission stand unter keinem guten Stern, ihre Ausrüstung wurde in einem Versteck gefunden, die Gruppe musste untertauchen. Karel Čurda ging nach Prag und versteckte sich dort bei seiner Mutter – eine Flucht mit Folgen.

    Der Mitverschwörer Karel Č urda sollte später
noch eine unrühmliche Rolle spielen.
    Č TK PhotoBank, Prag (Novák Rostiolav)
    27. Mai 1942: Im Prager Vorort Libeň warteten die Attentäter ungeduldig auf Heydrichs Wagen. Unter einem langen Staubmantel hielt Gabčik die kurze Maschinenpistole verborgen. Kubiš hatte in einer Aktentasche zwei britische »No. 73«-Perkussionsgranaten, gefüllt mit plastischem Sprengstoff und mit Aufschlagzündern versehen, dazu zwei »Mills«-Handgranaten mitgebracht, beide Männer trugen zudem noch 9-mm-Pistolen bei sich. Heydrich hätte schon gegen 9.30 Uhr in die Kurve biegen sollen. Jetzt war es 10 Uhr, und der dunkelgrüne Dienst-Mercedes mit dem Kennzeichen » SS -3« ließ noch immer auf sich warten. Was war geschehen? Die Agenten ahnten nicht, dass sich Heydrich an diesem Tag länger als üblich von seiner Familie verabschiedete. Eine halbe Stunde später, um 10.29 Uhr, gab Leutnant Josef Valčik, der 200 Meter bergaufwärts als Melder stand, mit einem Taschenspiegel das lang ersehnte Signal: Heydrich kommt. Jetzt zählte jede Sekunde. Der Wagen bog in die Kurve. Gabčik öffnete den Mantel, der die Waffe verbarg, drückte den Abzug. Eigentlich hätte er nun das Magazin mit 32 Schuss 9-mm-Patronen auf Heydrich entleeren sollen. Nichts geschah. Die Maschinenpistole blockierte. Fahrer Klein bremste. Heydrich sprang auf, zog seine eigene Pistole. In diesem Moment warf Jan Kubiš die Granate mit dem hochexplosiven plastischen Sprengstoff. Sie traf nur das rechte Hinterrad des Autos. Doch die Wucht der Explosion war so gewaltig, dass Splitter in den Innenraum des Wagens drangen, die hintere Sitzbank durchschlugen und Heydrich in den Rücken trafen.

    »Gewaltige Explosion«: der zerstörte Wagen Heydrichs nach dem Attentat vom 27. Mai 1942.
    BPK, Berlin (N.N.)
    Schwer verletzt kam Heydrich ins Krankenhaus Bulovka, nur 250 Meter vom Tatort entfernt. Die Operationen begannen. Noch am selben Tag fasste Professor Walter Dick in einem Blitz-Fernschreiben an Himmler Heydrichs Zustand zusammen: »Risswunde links von der Lendenwirbelsäule ohne Verletzung des Rückenmarks. Das Projektil, ein Metallblechstück, hat die elfte Rippe zertrümmert, die Brusthöhle eröffnet, das Zwerchfell durchschlagen und ist in der Milz stecken geblieben. Der Wundkanal enthält zahlreiche Borsten und Haare, offenbar Polstermaterial. Gefahr: Rippenfelleiterung, Bauchfellentzündung. Bei der Operation wurde die Milz entfernt.« Aus Berlin trafen die Leibärzte von Hitler und Himmler ein. Eine Woche lang kämpfte Heydrich gegen seine schweren Verletzungen. Am 4. Juni 1942 starb er an »Wundinfektion«, wie es im Krankenhausregister hieß. Der Mann, der in Prag Herr über Leben und Tod von Hunderttausenden Menschen war, der zeit seines Lebens gegen »Volksschädlinge« kämpfte, ging zugrunde an »Bakterien bzw. Giften […], die zugleich mit den Splittern in den Körper eindrangen und sich vor allem im Brustfell, im Zwerchfell und in der Umgebung der Milz festsetzten, anhäuften und Vermehrung

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