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Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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verfügt. Seit Oktober 1939 gab es eine »Lehrkompanie zbV«, die direkt dem Amt Ausland/Abwehr von Admiral Canaris unterstellt war. Da die Truppe in der Stadt Brandenburg stationiert war, gab man der stark erweiterten Einheit 1940 den Namen »Lehrregiment Brandenburg zbV 800«: Die »Brandenburger« sollten als Kommandotruppe eingesetzt werden. Rekrutiert wurden Soldaten, die über besondere Sprachkenntnisse verfügten, weil sie im Ausland gelebt hatten, weil sie als »Volksdeutsche« mit osteuropäischen Sprachen und Kulturen vertraut waren oder weil sie aus binationalen Elternhäusern stammten; sie mussten die Fähigkeit besitzen, sich in fremden Kulturkreisen zu bewegen, ohne aufzufallen. Das Auswahlverfahren basierte auf langen persönlichen Gesprächen, gesucht wurden – wie bei allen Spezialeinheiten – nicht nur außergewöhnlich fähige Soldaten und Einzelkämpfer, sondern Männer mit besonderen Charaktereigenschaften. Oftmals stießen Kandidaten auf Empfehlung bereits angenommener Bewerber zur Truppe. Die Rekrutierung basierte auf Freiwilligkeit; auch bei jedem Einsatz wurde anfangs darauf geachtet, dass alle Beteiligten freiwillig dabei waren.

    Neben regulären Fallschirmjägereinheiten (hier im Bild) gelang es während des Westfeldzugs 1940 auch Spezialtrupps wie den »Brandenburgern«, wichtige Maasbrücken zu erobern.
    Süddeutsche Zeitung Photo, München (Carl Henrich)
    Am 10. Mai 1940 sicherten Trupps von »Brandenburgern« beim Angriff auf die Niederlande und Belgien einige wichtige Brücken über die Maas und verhinderten deren Sprengung. Doch die »Brandenburger« wurden in den folgenden Jahren vielfach in kleineren Einheiten als »Feuerwehr« an bedrohten Frontabschnitten verheizt. Später konzentrierten sich die »Brandenburger« auf die Partisanenbekämpfung. Unbestritten ist, dass das Potenzial dieser Truppe nur sehr unzureichend ausgeschöpft wurde. Ab April 1943 hieß die Einheit »Division Brandenburg« und schied aus dem Bereich des Amtes Ausland/Abwehr aus. Im Herbst 1944 wurde der Verband zu einer Panzergrenadierdivision umgegliedert und in herkömmlichen Kampfeinsätzen aufgerieben. Der Bedeutungsverlust ging auch einher mit dem Misstrauen, das dem Amt Ausland/Abwehr mit zunehmender Kriegsdauer und nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 entgegengebracht wurde. Die SS drängte sich immer stärker in den Vordergrund; an ihrer Loyalität kamen nie Zweifel auf, außerdem okkupierte Himmlers »Partei-Armee« immer mehr Aufgabenbereiche, um ihre Bedeutung zu unterstreichen. Die Gründung einer eigenen Kommandotruppe, der »Friedenthaler«, war eine Konsequenz dieser Entwicklung.

    Die erste deutsche Großstadt in der Hand der Alliierten: US-amerikanische Truppen dringen in Aachen ein, 15. Oktober 1944.
    Getty Images, München (Popperfoto/Kontributor)

Flugblätter riefen die Deutschen zum Widerstand gegen die alliierte Besatzung auf.
    Ullstein Bild, Berlin (Archiv Gerstenberg)

SS-Mord in Aachen
    Die SS war und blieb dem NS -Regime stets treu ergeben – das zeigte sich in aller Deutlichkeit, als der Krieg in seine letzte Phase trat. Im Herbst 1944 standen alliierte Truppen an den Grenzen des Reichs. Am 21. Oktober wurde Aachen als erste deutsche Großstadt von der US -Armee erobert. Die NS -Führung beobachtete mit Argusaugen, wie sich die Deutschen in den eroberten Gebieten verhielten. Jede »Kollaboration« mit dem Gegner galt in den Augen der NS -Führung als Verrat und musste unterbunden werden – dafür wollte man sorgen, auch mit Gewalt. Die SS stand Gewehr bei Fuß, um als Rächer des Regimes gegen alle Abtrünnigen vorzugehen. Zunächst geschah dies nur publizistisch: Anfang Oktober drohte die SS -eigene Zeitung Das schwarze Korps : »Ein Volk besteht nicht nur aus Charakterathleten. Die Frage ist nur, ob man die Lumpen und Feiglinge gewähren lässt. […] Kein Beamter dürfte feindlichen Befehlen folgen, ohne die Gewissheit zu haben, dass er bald darauf kalt und starr hinter seinem Schreibtisch hockt.« Genau dies befürchteten die Amerikaner. »Wenn die Gerüchte über eine Nazi-Untergrund- oder Maquis-Organisation auch etwas übertrieben sein mögen, so ist es doch wahrscheinlich, dass Nazi-Briganten durch ganz Deutschland streifen werden, bereit, alle Personen, Militärs oder Zivilisten, zu ermorden, die versuchen, mit uns zusammenzuarbeiten. Im Deutschland von 1918 sind, wie Sie sich erinnern werden, viele prominente Deutsche, darunter Erzberger und Rathenau, ermordet

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