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Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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antisemitische Komponist hatte in seinen Schriften die Zukunft Deutschlands mit dem Vegetarismus verknüpft und die Abkehr vom Fleischgenuss als Gegenentwurf einer materialistisch-jüdischen Lebensart propagiert. Und in konservativ-völkischen Kreisen galt der Tierschutz generell als »ethische Verpflichtung« der »germanischen Völker«. Später verbreitete die nationalsozialistische Propaganda dementsprechend, dass Hitler wegen seiner Liebe zu Tieren auf Fleisch verzichtete. Postkarten, die Hitler als Tierfreund zeigten, waren ein beliebtes Motiv und dienten dazu, seine Popularität in der Bevölkerung zu steigern. Tatsächlich nahm es Hitler allerdings mit dem Verzicht auf Fleisch nicht immer sehr streng und schlug bisweilen gehörig über die Stränge. So aß er mit Vorliebe Leberknödel, die ihm seine Münchner Haushälterin Anni Winter oder seine Halbschwester Angela Raubal zubereiteten. Für seinen forcierten Vegetarismus waren andere Gründe ausschlaggebend.

    »Gemüsebrühe, Kartoffelschnee, Kräutertunke«: Hitlers Speiseplan während seines Aufenthalts auf dem Berghof am 7. Juni 1943.
    BPK, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)

»Der Führer als Tierfreund«: Postkarten wie diese wurden während des »Dritten Reichs« in Millionenauflage verbreitet.
    Deutsches Historisches Museum, Berlin (Inv.nr.: 1988/476)

    »Schmerzhafte Magenkrämpfe«: Schon seit Ende der 20er-Jahre litt Hitler immer wieder unter Schmerzen im Magen-Darm-Bereich. Foto von Januar 1932.
    Ullstein Bild, Berlin (James E. Abbe)

Mysteriöse Magenschmerzen
    Spätestens seit 1932 litt Hitler an scheinbar willkürlich auftretenden schmerzhaften Krämpfen des Magen-Darm-Traktes, die vor allem durch Stresssituationen wie in Zeiten des Wahlkampfs ausgelöst wurden. Laut seinem späteren Chefadjutanten Wilhelm Brückner soll der Nazi-Führer bereits 1928 immer wieder unter starken Magenkrämpfen gelitten haben. Zu einer Zeit also, als seine Partei mit nur 2,6 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis bei den Reichstagswahlen erzielte. Hitler, dem körperliche Berührungen Unbehagen bereiteten und der sich darum nur ungern untersuchen ließ, fragte Julius Schaub um Rat. Schaub empfahl seinem Herrn ein altes Schützengrabenmittel der Landser aus dem Ersten Weltkrieg. Das Universalöl Neo-Ballistol, das auch heute noch erhältlich ist, war ursprünglich zur Waffen- und Lederpflege entwickelt worden. Noch bis vor Kurzem wurde das Mittel tatsächlich zur innerlichen Anwendung bei Sodbrennen, Magenbeschwerden oder Blähungen empfohlen.

    Hitlers Begleitarzt Karl Brandt (mit Schöpfkelle), hier während eines gemeinsamen Eintopfessens auf dem Berghof, zog für Hitlers innere Beschwerden Spezialisten hinzu.
    BPK, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)
    Doch Abhilfe von den krampfartigen Magenschmerzen, die Hitler immer wieder überfielen, konnte dieses Mittel nicht schaffen – im Gegenteil: Um Weihnachten 1934 hatte sich Hitlers Zustand derart verschlechtert, dass er auf Anraten seines chirurgischen Begleitarztes Karl Brandt, der sich offensichtlich für die inneren Beschwerden Hitlers nicht zuständig oder kompetent genug fühlte, den SS -Arzt Dr. Ernst-Robert Grawitz konsultierte. Hitler bat den Internisten Grawitz, der wenige Jahre später zum Reichsarzt- SS und Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes aufsteigen sollte und mitverantwortlich war für Massenmorde an Behinderten und medizinische Experimente an KZ -Häftlingen, unauffällig in seine Wohnung zu kommen. Angeblich befürchtete der Reichskanzler, es könnte seine Position im Ausland schwächen, wenn man erführe, dass er krank und in Behandlung sei. Grawitz stellte bei Hitler die Symptome »Kopfweh, Diplopie (Doppelsehen), Schwindel, Ohrensausen« fest und diagnostizierte eine »akute Arzneimittelvergiftung«, die er auf das Neo-Ballistol zurückführte. Der Arzt vermutete, dass die in dem Mittel enthaltenen Fuselöle die Ursache der Beschwerden waren. Zwar setzte Hitler das Mittel umgehend ab, doch Grawitz hatte mit seiner Vermutung falschgelegen. Zu einer akuten Vergiftung hätte es nur kommen können, wenn der Diktator das Waffenöl in rauen Mengen getrunken hätte. Die Beschwerden blieben, und in den folgenden Monaten klagte Hitler immer öfter über Magenschmerzen, Aufstoßen, Blähungen und Verstopfung.

    SS-Arzt Ernst-Robert Grawitz war im Krieg mitverantwortlich
für den Massenmord an Behinderten.
    BPK, Berlin (Bayerische

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