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Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Staatsbibliothek/
Archiv Heinrich Hoffmann)
    Obwohl Grawitz weitere Untersuchungen durchführte, konnte er die Ursache für Hitlers Beschwerden nicht finden. Schließlich begnügte sich der Mediziner damit, die Symptome zu behandeln. Er verordnete Hitler ein verdauungsregulierendes Präparat: Dr. Kösters Anti-Gas-Pillen. Die kleinen schwarzen Pillen sollte der Patient vor jeder Mahlzeit gegen Magenübersäuerung, Meteorismus (Blähung) und Verstopfung einnehmen.
    Zwar empfand Hitler die Wirkung des Präparats als angenehm, seine Beschwerden brachte es allerdings auch nicht dauerhaft zum Verschwinden. Trotzdem lehnte er es ab, eine Universitätsklinik aufzusuchen. Was er sich wünschte, war ein erfahrener und vor allem diskreter Experte, den er ohne größeres Aufsehen konsultieren konnte. Einen Doktor, der ihm ohne viele Umstände und Untersuchungen – die er nicht mochte – erklären konnte, woher seine Krämpfe rührten und wie sie wegzubringen waren. Schließlich folgte Hitler der Empfehlung seines Fotografen Heinrich Hoffmann und wandte sich an einen bekannten »Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten«, der eine gut gehende und von Prominenten geschätzte Praxis am Berliner Kurfürstendamm unterhielt. Dieser Arzt war Dr. Theodor Morell.
    Der 11 Jahre lange Ärger über die Generäle des 20. Juli.
    Hitlers eigene Erklärung für die Ursache seiner Magen-Darm-Krämpfe
    Über die erste Begegnung Hitlers mit Theodor Morell gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen, nur die im Gedächtnis des Arztes festgehaltenen Erinnerungen, die er einem seiner Mitarbeiter während der nächtlichen Wartezeiten zu Hitlers endlosen Teestunden im Führerhauptquartier anvertraut hatte. Hitler hatte Morell zum ersten Mal 1936 getroffen, als er wieder einmal unter einer heftigen Magenkrampfattacke litt. Zu den Beschwerden des Diktators waren mittlerweile noch schmerzhafte Ekzeme an den Beinen hinzugekommen, deren Ursache ebenfalls unklar war. Hitler hatte den Arzt extra von Berlin nach München einfliegen lassen, um ihn in der Villa Heinrich Hoffmanns zu treffen. Vermutlich führten die beiden ein längeres Gespräch, in dem Hitler dem Arzt sein Dilemma offenbarte: Er verstehe nicht, wie es zu diesen Schmerzen komme, die ihn manchmal über Wochen quälten, verschwanden und plötzlich wieder auftauchten. Das gehe nun schon das zweite Jahr so. Er müsse seiner Verdauung mit Abführmitteln nachhelfen, weil er sehr unter Verstopfung leide, obwohl er überhaupt keine schwer verdaulichen Speisen zu sich nehme. Auch die Völlegefühle könne er sich bei dem wenigen, was er zurzeit esse, nicht erklären. »Sie können sich denken, wie lästig die Winde bei Besprechungen, Konferenzen und Empfängen sind«, gestand er Morell. Dann bleibe nichts übrig, als sich zurückzuziehen, führte Hitler weiter aus. Er könne das nicht brauchen. Die Erfüllung seiner großen Aufgaben erfordere eiserne Nerven, er könne es sich nicht leisten, krank zu sein. Aber offenbar könne niemand helfen.
    Dr. Morell konnte helfen. Er erläuterte Hitler seine »ganzheitliche« Behandlungsmethode und führte dessen Beschwerden auf eine sogenannte Dysbakterie, eine Besiedlung des Darms mit schädlichen Bakterien, zurück. Diese Diagnose ließ Hitler aufhorchen, Sie passte nur zu gut in seine Vorstellungswelt, in der Bazillen einen großen Raum einnahmen. Als Therapie schlug Morell eine Kur zum Austausch der Darmflora mit einem Präparat namens Mutaflor vor. Dieses Mittel des Freiburger Professors Dr. Alfred Nißle, das auch heute noch erhältlich ist, basiert auf hochwertigen Coli-Bakterien, die man vollkommen gesunden Personen entnommen und vermehrt hatte. Im Darm findet nun ein Kampf der gesunden Bakterien gegen eine Übermacht feindlicher Keime statt. Dieses Prinzip verstand Hitler sofort. Den Kampf des Gesunden gegen eine krankhafte feindliche Übermacht hatte er selbst zum Grundprinzip seiner eigenen Weltanschauung gemacht. In seinem Pamphlet Mein Kampf und in zahlreichen Reden hatte er immer wieder betont, dass er seine Erkenntnisse der Natur abgelauscht hatte und dass sein politisches Rezept für das deutsche Volk ein »Heilmittel ohne Nebenwirkungen« war.
    Hitler war überzeugt, dass Morell mehr wusste als andere Ärzte.
    Traudl Junge 1967 über das Verhältnis zwischen dem Diktator und seinem Leibarzt
    Tatsächlich schlug Morells Behandlung an, wofür Hitler ausgesprochen dankbar war, wie er später in kleinem Kreis äußerte: »Er hat mir damals das

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