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Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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hervorgeht, war im Oktober 1942 bereits die enorme Menge von über 50 Kilogramm zusammengekommen, genug Zahngold, um die gesamte SS fünf Jahre lang damit zu versorgen. In den Patientenunterlagen aus Blaschkes Praxis sind auch mehrere »Überweisungsscheine für Zahnersatz« enthalten. Darin hatte der Arzt die geplante Behandlung seiner Patienten und die genaue Menge des dafür benötigten Zahngolds angegeben. Erhalten sind unter anderem die Formulare für Hitlers Geliebte Eva Braun und seinen Privatsekretär Martin Bormann. Blaschkes Zahntechniker Fritz Echtmann, der exklusiv die Kronen und Brücken der prominenten Patienten anfertigte, hatte bei seinem Verhör in russischer Gefangenschaft zu Protokoll gegeben, dass er noch Anfang 1945 zwei neue Goldbrücken für Hitler angefertigt hatte, die aber nicht mehr eingesetzt werden konnten. Diese Unterlagen Blaschkes liefern den endgültigen Beweis: Hitler und seine Clique trugen das Gold ihrer Opfer im eigenen Mund. Zwar lässt sich heute nicht mehr feststellen, ob Hitlers wusste, woher das Gold stammte, aus dem seine Zahnprothesen gefertigt worden waren. Doch bei allem, was heute über ihn bekannt ist, darf man annehmen, dass er damit kaum ein Problem gehabt hätte.

    »Das Gold der Opfer«: Goldzähne und -füllungen, von US-Truppen nach der Befreiung des KZ Buchenwald entdeckt.
    USHMM
    Als die sowjetischen Ermittler im Mai 1945 mithilfe von Blaschkes Angestelltem Fritz Echtmann und der Assistentin Käthe Heusermann den Tod Hitlers zweifelsfrei festgestellt hatten, schickten sie die Zähne als Trophäe nach Moskau. Hier liegen noch heute Teile von Hitlers Kiefer mit den goldenen Brücken im Archiv des Innenministeriums der Russischen Föderation. Zusammen mit diversen anderen Relikten, die bei der Leiche gefunden wurden, verpackt in eine einfache, alte Pappschachtel.
    War Hitler krank?
    Hitler wurde als Erlöser gefeiert und hinterließ eine Welt in Trümmern. In seinem Namen waren mehr Menschen vertrieben, gefoltert und ermordet worden als jemals zuvor in der Geschichte. Nach dem Tod des Jahrhundertverbrechers suchte man nach Erklärungen, wie es zu dieser Katastrophe hatte kommen können. Die Erklärung, Hitler sei größenwahnsinnig geworden, irgendwann übergeschnappt oder habe an einer schwerwiegenden Krankheit gelitten, war eine einfache und naheliegende Erklärung. So gibt es kaum eine psychische Krankheit, die man dem Diktator nicht zugeschrieben hat. Die Internet-Enzyklopädie Wikipedia listet unter dem Eintrag »Psychopathografie Adolf Hitlers« über 70 wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Thema auf und nennt mögliche Krankheiten wie Hysterie, Psychopathie oder Borderline-Syndrom.
Eine »Besessenheit« im Sinne eines krankheitsbedingten Wahns gab es bei Hitler zu keinem Zeitpunkt. Die wirklichen Ursachen für diese Verbrechen sind in der deutschen Gesellschaft zu suchen, in ihrer Geistesgeschichte und den sozialen Zusammenhängen. […] Der Krieg wurde nicht geführt und die Juden wurden nicht vernichtet, weil Hitler krank war, sondern weil die meisten Deutschen seine Überzeugungen teilten, ihn zu ihrem Führer machten und ihm folgten.
    Hans-Joachim Neumann/Henrik Eberle, »War Hitler krank?«
    Wusste Hitler also überhaupt, was er tat, und war er dafür verantwortlich? Die Experten Hans-Joachim Neumann und Henrik Eberle fassen die Ergebnisse ihrer Forschungen folgendermaßen zusammen: Hitler litt unter einem Reizdarmsyndrom, das von starken Krämpfen begleitet war und aller Wahrscheinlichkeit nach von psychischen Faktoren wie starken »Gemütsregungen« ausgelöst wurde. Seit 1941 war er zudem an Morbus Parkinson erkrankt. Auch hatte er ohne Zweifel eine Bluthochdruckkrankheit und zeigte Symptome einer fortschreitenden Verkalkung der Herzkranzgefäße. Der wichtigste Punkt allerdings betrifft Hitlers Psyche: »Die Rekonstruktion von Adolf Hitlers medizinischer Biografie lässt kein anderes Urteil zu: Hitlers Handeln war nicht von einer krankhaften seelischen Störung oder von […] Substanzen wie Alkohol oder Drogen beeinflusst, sondern hatte vielmehr etwas mit seiner ›Primärpersönlichkeit‹ zu tun.« Das Fazit der Forscher lautet demnach: Hitler hat »gewusst, was er tat, und er tat es mit Stolz und Begeisterung«.
    Die Krankheiten Hitlers waren mit Sicherheit nicht der Grund für seine Verbrechen. Doch auch wenn man sich mit der Krankengeschichte Adolf Hitlers beschäftigt, stößt man unweigerlich auf den Verbrecher.

    »Ein körperliches Wrack«:

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