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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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derselben Sekunde neben ihr. „Was ist passiert?“, fragte er besorgt. Er stützte sie sofort mit der Hand am Ellenbogen, damit sie nicht die Balance verlor.
    „In meinem Schuh sticht etwas.“
    „Ich helfe Ihnen“, bot er an, hockte sich vor sie hin und umschloss ihr Fußgelenk. Annabelle wurde blutrot. Noch nie zuvor hatte ein Mann irgendeine Stelle an ihrem Bein berührt.
    „Fassen Sie mich nicht an!“, fauchte sie, sprang zurück und hätte beinahe wirklich das Gleichgewicht verloren.
    Aber Hunt lockerte seinen Gnff nicht, und um nicht vornüberzufallen, musste Annabelle sich notgedrungen an seiner Schulter festhalten. „Mr. Hunt…“
    „Da haben wir das Problem“, murmelte er, und sie spürte, wie er an ihrem dünnen Baumwollstrumpf zog. „Eine Klette“, erklärte er und hielt das Beweisstück hoch, einen kleinen Zweig mit weißlichen, stacheligen Schuppen, der seinen Weg in das Baumwollgewebe unter der Sohle gefunden hatte.
    Rot vor Scham hielt sich Annabelle weiter an seiner erstaunlich harten Schulter fest. Noch durch die Polsterungen der Jacke spürte sie die Härte des Schulterblatts und der stahlharten Muskeln. Geschockt und fassungslos, wie sie sich fühlte, wurde ihr klar, dass sie mitten im Wald ganz nah bei Simon Hunt stand und er seine Hand an ihrem Fußgelenk hatte.
    Plötzlich bemerkte er ihre Verunsicherung und grinste. „Da sind noch mehr so kleine, stachelige Schuppen in Ihrem Strumpf. Soll ich sie rausziehen?“
    „Ja, aber beeilen Sie sich“, befahl sie beleidigt. „Bevor Kendall sich umdreht und sieht, dass Sie Ihre Hände unter meinem Rock haben.“
    Mit einem unterdrückten Lachen beugte sich Hunt über ihren Fuß und entfernte geschickt alle spitzen, klettenartigen Schuppen aus ihrem Strumpf. Annabelle starrte währenddessen auf seinen Nacken, auf die Stelle, an der sich tiefschwarz gelocktes Haar leicht gegen die straffe, sonnengebräunte Haut kräuselte.
    Dann griff Hunt nach dem Schuh und streifte ihn ihr behände über den Fuß. „So, mein Aschenputtel“, sagte er und stand wieder auf. In seinen dunklen Augen blitzte bubenhafter Spott, als er ihre schamroten Wangen bemerkte.
    „Warum tragen Sie bei einer Wanderung durch den Wald so lächerliche Schuhe? Ich hätte angenommen, Sie besäßen genügend Verstand, ein paar feste Halbschuhe anzuziehen.“
    „Ich besitze keine Halbschuhe“, erwiderte Annabelle beleidigt. Sie und zu dumm, um das richtige Schuhwerk für eine Waldwanderung auszusuchen! „Die alten sind kaputt, und neue kann ich mir nicht leisten.“
    Zu ihrer Überraschung war ihre Offenheit für ihren Begleiter kein Anlass zu weiterem Spott. Hunt sah sie nur einen Moment lang schweigend an. „Gehen wir weiter“, sagte er dann. „Die anderen haben inzwischen sicherlich eine ganze Menge Moose entdeckt, die wir noch nie gesehen haben. Oh, sehen Sie mal, ein Pilz!“
    Das schrecklich beklemmende Gefühl in ihrer Brust, das sie die ganze Zeit verspürt hatte, wich langsam. „Und ich hoffe, noch ein paar Flechten zu finden.“
    Er lächelte leicht über diese Bemerkung und bog einen dünnen Zweig beiseite, der über den Weg ragte. Annabelle raffte ihren Rock ein wenig, versuchte nicht daran zu denken, wie schön es wäre, nun bei einer Kanne Tee und einer Schale Biskuits auf der Terrasse zu sitzen, und folgte ihm tapfer. Nach einiger Zeit erreichten sie eine leichte Anhöhe und wurden mit einem märchenhaften Anblick belohnt. Glockenblumen bedeckten den Waldboden. Wie ein himmelblauer Schleier wogten sie zu Füßen der alten Eichen, Buchen und Eschen.
    Freudig überrascht blieb Annabelle stehen, schlang die Arme um einen Baumstamm und schaute fasziniert auf die blauen Blüten. Tief atmete sie den Duft der Blumen und die würzige Waldluft ein. „Wunderschön“, flüsterte sie.
    Das Blätterdach über den uralten, knorrigen Zweigen warf einen Schatten auf ihr glühendes Gesicht.
    „Ja“, antwortete Hunt, und dabei sah er Annabella mit einem Blick an, dass“ ihr das Blut in den Adern kribbelte.
    Sie hatte schon Bewunderung im Blick der Männer gesehen und auch etwas, was sie als Verlangen identifizieren konnte, aber noch nie etwas so verwirrend Vertrauliches, so als sei er an etwas ganz anderem als nur ihrem Körper interessiert.
    Verwirrt löste sie sich von dem Baumstamm und ging hinüber zu Kendall, der sich mit ihrer Mutter unterhielt.
    Währenddessen trampelten die Mädchen über die Blumenwiese, zertraten die zarten Stängel und pflückten

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