Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
Böses passiert, und immer stand er genauso nah am Brunnen wie jetzt du.“ Dann schloss Daisy die Augen, konzentrierte sich einen Moment und warf ihre eigene Nadel in den Brunnen. „So! Ich habe etwas für dich gewünscht, jetzt kriegst du auch was.“
    „Woher weißt du denn, was ich mir gewünscht habe?“
    „Mein Wunsch ist nur zu deinem Wohle“, erklärte Daisy.
    Annabelle seufzte theatralisch. „Ich hasse alles, was zu meinem Wohle sein soll.“
    Eine Zeit lang stritten die Mädchen, was gut für die Einzelne wäre, bis Lillian befahl, die Diskussion endlich zu beenden, da sie sich nicht konzentrieren könne. Sie schwiegen, bis auch Lillian und Evie ihre Wünsche abgegeben hatten, dann setzten sie ihren Weg über die Weide fort, wanderten durch den angrenzenden Wald und erreichten bald eine wunderschöne, sonnige Lichtung mit trockenem Grasboden. Glücklich schnupperte Annabelle die würzige Luft. „Ach, mir fehlt der Geruch nach Kohlenstaub und Straßenschmutz. Für eine Londonerin ist die Luft hier viel zu gesund und klar“, stöhnte sie mit gespielter Verzweiflung.
    „So gesund und klar ist sie gar nicht“, protestierte Lillian. „Ab und zu weht eine leichte Brise Eau de Schaf herüber.“
    „Wirklich?“ Annabelle schnupperte nach allen Seiten. „Ich kann nichts riechen.“
    „Dafür hast du eben keine Nase.“
    „Wie bitte?“, fragte Annabelle lachend.
    „Natürlich hast du eine richtige Nase wie wir alle, aber ich habe die Nase“, erklärte Lillian. „Ich besitze einen ganz außergewöhnlichen Geruchssinn. Gib mir irgendein Parfüm, ich kann alle seine Bestandteile erkennen. So wie andere, wenn sie ein Musikstück hören, die einzelnen Töne eines Akkords heraushören. Vor unserer Abreise aus New York habe ich sogar in der Fabrik meines Vaters mithelfen dürfen, eine neue Formel für eine parfümierte Seife zu entwickeln.“
    „Könntest du etwa auch ein neues Parfüm kreieren?“, fragte Annabelle fasziniert.
    „Ganz bestimmt könnte ich ein exzellentes Parfüm kreieren. Aber in dieser Branche hätte es absolut keine Chance.
    Erstens würde man ein Amerikanisches Parfüm als einen Widerspruch in sich betrachten, und zweitens bin ich eine Frau und folglich ist mein Geruchsinn sehr infrage zu stellen.“
    „Soll das etwa heißen, Männer haben einen besseren Geruchssinn als Frauen?“
    „Das glauben sie zumindest“, antwortete Lillian und zeigte ihren Ärger darüber, indem sie schwungvoll die Picknickdecke aus ihrem Korb zog. „Ach, vergessen wir die Männer und ihre Macken. Setzen wir uns lieber hin und genießen ein wenig die Sonne.“
    „Dann werden wir braun“, gab Daisy zu bedenken und warf sich zugleich glücklich seufzend auf eine Seite der Decke. „Und Mama bekommt wieder ihre Koller.“
    Annabelle setzte sich neben Daisy. „Was ist das denn, fragte sie, da sie den Ausdruck noch nie gehört hatte. „Gib mir Bescheid, wenn sie sie bekommt. Ich bin neugierig, wie sich so was äußert.“
    „Ach, Koller hat unsere Mama ständig. Keine Angst, bevor wir Hampshire wieder verlassen, werden dir Mamas Koller äußerst vertraut sein.“
    „Vor dem Spiel sollten wir nichts essen“, warnte Lillian, die beobachtete, wie Annabelle neugierig den Deckel des Picknickkorbs lüftete.
    „Ich habe aber Hunger“, sagte Annabelle, während sie einen wehmütigen Blick in den Korb warf, der mit Obst, Käse, Gänseleberpastete, Brot und verschiedenen Salaten gefüllt war.
    „Für so eine winzige Person hast du einen bemerkenswerten Appetit“, neckte Daisy sie.
    „Ich? Winzig?“, konterte Annabelle. „Ich fresse freiwillig den Picknickkorb auf, wenn du auch nur einen Millimeter größer bist als einen Meter fünfzig.“
    „Dann fang mal gleich an. Ich bin nämlich einen Meter einundfünfzig, wenn du es genau wissen willst.“
    „Annabelle, an deiner Stelle würde ich mich noch nicht über den Weidenkorb hermachen“, mischte sich Lillian hinterhältig lächelnd ein. „Daisy steht beim Messen nämlich immer auf den Zehenspitzen. Die arme Schneiderin musste mindestens ein halbes Dutzend Kleider kürzen, nur weil meine Schwester einfach nicht einsehen will, dass sie winzig ist.“
    „Ich bin nicht winzig“, protestierte Daisy. „Kleine Frauen sind nicht geheimnisvoll, sind nicht elegant und sie werden auch nicht von attraktiven Männern umschwärmt. Außerdem behandelt man sie immer wie Kinder. Ich will einfach nicht winzig sein.“
    „Stimmt, du bist nicht ge…geheimnisvoll und

Weitere Kostenlose Bücher