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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Eichentäfelung und einer Reihe Buntglasfenster an einer Seite war kein einladender Ort. Eben ein Herrenzimmer, in das man sich zurückziehen, in dem man rauchen, trinken und ungestört diskutieren konnte. Simon setzte sich auf einen der harten Stühle, die vor dem Schreibtisch standen und kippte den Brandy, den Westcliff ihm reichte, in einem Zug herunter. Dann hielt er Westcliff den Kognakschwenker erneut hin und nickte ein stummes Dankeschön, als das Glas wieder gefüllt wurde.
    „Mit Miss Bowman scheinst du ja nicht besonders gut auszukommen“, bemerkte er, bevor Westcliff eine erneute Schmährede über Annabelle vom Stapel lassen konnte.
    Die Taktik wirkte. Westcliff reagierte ausgesprochen ruppig. „Diese ungezogene Göre hat doch wahrhaftig zu behaupten gewagt, Miss Peytons Missgeschick sei mein Fehler“, schimpfte er, während er sich auch selbst einen Brandy eingoss.
    Simon zog die Brauen hoch. „Wieso dein Fehler?“
    „Miss Bowman scheint anzunehmen, als Gastgeber hätte ich dafür zu sorgen, dass sich auf meinen Ländereien keine giftige Vipern-Plage ausbreitet, wie sie sich ausgedrückt hat.“
    „Und? Was hast du geantwortet?“
    „Ich habe Miss Bowman klargemacht, dass Gäste, die nicht halbnackt draußen herumlaufen, normalerweise auch nicht von Vipern gebissen werden.“
    „Ach, sie ist doch nur um ihre Freundin besorgt“, sagte Hunt, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
    Westcliff nickte grimmig. „Viele wird sie nicht haben. Da kann sie es sich nicht erlauben, eine zu verlieren.“
    Lächelnd starrte Simon in sein Brandyglas. „Was für ein schrecklicher Abend für dich“, hörte er Westcliff sticheln.
    „Erst musstest du Miss Peytons jungfräulichen Körper bis hinauf zu ihrem Schlafzimmer tragen. Und dann musstest du auch noch ihr Bein untersuchen. Äußerst unangenehm.“
    Simons Lächeln erstarb. „Habe ich irgendwann behauptet, dass ich ihr Bein untersucht hätte?“
    Der Earl beobachtete ihn scharf. „Das musstest du gar nicht. Ich kenne dich viel zu gut. So eine Gelegenheit lässt du dir doch nicht entgehen.“
    „Ich will gar nicht leugnen, dass ich mir ihr Fußgelenk angesehen habe. Und ich habe ihr auch die Korsettbänder aufgeschnitten, als sie keine Luft mehr bekam.“ Simon sah den Earl mit einem Blick an, der keinen Widerspruch duldete.
    „Ein hilfreicher Bursche“, murmelte Westcliff.
    „Es mag ja für dich schwer zu verstehen sein, aber beim Anblick einer Frau, die Schmerzen hat, kommen mir keine erotischen Gedanken“, grollte Simon, und ihm sträubten sich vor Wut die Nackenhaare, als er sah, wie blasiert Westcliff sich in seinem Stuhl zurücklehnte und wie kühl er ihn musterte.
    „Ich hoffe, du bist nicht so dumm und verliebst dich in diese Person. Du kennst meine Meinung über Miss Peyton …“
    „Ja, du hast sie schon des Öfteren kundgetan.“
    „Und außerdem“, fuhr der Earl unbeirrt fort, „will ich nicht, dass einer meiner wenigen intelligenten Freunde auf so ein dummes Plappermaul hereinfällt und mit seinem sentimentalen Gehabe hier die Stimmung vergiftet.“
    „Ich bin nicht verliebt.“
    „Doch! Du hättest dich mal sehen sollen. Dieser rührselige Blick, mit dem du da oben auf ihre Tür gestarrt hast. Ich weiß genau, wovon ich spreche, Hunt. Wir kennen uns ja nun schon eine ganze Weile.“
    „Es war nichts als Mitgefühl.“
    „Ach, sei doch ehrlich. Du bist scharf auf sie.“
    Simon lächelte schief. „Vor zwei Jahren war ich vielleicht scharf auf sie“, gab er zu. „Aber jetzt ist es wirklich nur Mitgefühl, viel Mitgefühl.“
    Seufzend rieb sich Westcliff mit Daumen und Zeigefinger die Nase. „Ich hasse nichts mehr, als tatenlos zusehen zu müssen, wie ein Freund offenen Auges in sein Verderben rennt. Du hast eine große Schwäche, Hunt. Du musst jede Herausforderung annehmen. Selbst wenn sie deiner nicht wert ist.“
    „Ich liebe die Herausforderung.“ Hunt bewegte seinen Kognakschwenker so, dass der Inhalt rotierte. „Aber das hat gar nichts zu tun mit meinem Interesse an ihr.“
    „Herrje“, murmelte der Earl irritiert. „Trink den Brandy und spiel nicht damit. So tust du ihm ja weh.“
    Simon sah ihn amüsiert an. „Wie kann man denn einem Brandy wehtun? Nein, bemüh dich erst gar nicht, es mir zu erklären. Mein proletarisches Hirn würde es doch nicht verstehen.“ Dann nahm er wie befohlen einen Schluck und stellte das Glas beiseite. „So, wo waren wir stehen geblieben …? Ach ja. Meine Schwäche.

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