Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
nur noch ihr dünnes Hemdchen ihre nackte Haut vor seinen Blicken schützte. In ihrem momentanen Zustand kümmerte sie das zwar wenig, aber tief in ihrem Innern wusste sie, dass sie später vor Scham sterben würde.
    Fast wie eine Puppe drehte Hunt Annabelle nun wieder auf den Rücken und beugte sich über sie. „Ganz ruhig atmen, Liebes.“ Er legte die flache Hand auf ihr Brustbein, und während er ihrem verängstigten Blick ruhig standhielt, rieb er in sanften Kreisen über die Stelle. „Ganz ruhig. Entspannen Sie sich.“
    Ängstlich blickte Annabelle zu ihm auf. Seine Augen strahlten so viel Ruhe und Zuversicht aus. Sie versuchte, seinen Anweisungen zu folgen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie keuchte und hatte immer noch das Gefühl, ersticken zu müssen.
    Hunt fixierte sie mit den Augen. „Gleich geht es besser. Atmen Sie langsam ein und aus. So …, ja …, so ist es gut.“
    Irgendwie schienen die sanft kreisenden Bewegungen seiner Hand auf ihrer Brust zu helfen. Es war fast so, als habe er die Macht, ihre Lungentätigkeit wieder in einen normalen Rhythmus zu bringen. „Was Sie jetzt gerade durchmachen, ist schon das schlimmste Stadium“, sagte er.
    „Ah ja“, versuchte sie bissig zu antworten, aber die Anstrengung bewirkte einen erneuten Erstickungsanfall.
    „Nicht reden …, nur atmen. Langsam und tief durchatmen. Ja …, so ist es gut…, braves Mädchen.“
    Allmählich konnte sie wieder leichter atmen, und auch die Panikattacken hörten auf. Hunt hatte recht, es war besser, wenn sie sich entspannte. Zwischen ihren unregelmäßig japsenden Atemzügen hörte sie immer wieder seine ruhige, sanfte Stimme. „Ja … gut. So ist es richtig“, murmelte er und strich dabei weiter in kreisenden Bewegungen über ihre Brust. Es war keine erotische Berührung, eher so, wie man ein Kind beruhigt, stellte Annabelle erstaunt fest. Sie hätte nicht gedacht, dass Hunt so nett sein konnte.
    Dankbar und dennoch verwirrt versuchte Annabelle nach der großen Hand zu greifen, die über ihre Brust strich.
    Sie war so schwach, dass es eine ungeheure Anstrengung bedeutete. Hunt, der annahm, dass sie ihn wegstoßen wollte, zog seine Hand langsam zurück. Aber dann spürte er den Druck von Annabelles Fingern und hielt still.
    „Danke“, hauchte sie.
    Hunt zuckte leicht zusammen und starrte ungläubig auf die schmale Hand, die in der seinen lag. Er wagte nicht, sich zu bewegen und versuchte, seine Rührung zu verbergen.
    Annabelle fuhr sich mit der Zunge über die trockenen, immer noch gefühllosen Lippen. „Mein Gesicht ist ganz taub“, krächzte sie und ließ zugleich seine Hand los.
    Hunt sah sie mit einem schiefen Lächeln an, wie jemand, der gerade eine ganz unerwartete Entdeckung über sich selbst gemacht hatte. „Dagegen hilft das Labkraut.“ Langsam strich er mit dem Daumen über ihren Hals bis hinauf zum Kinn, eine Geste, die man nicht anders als liebevoll bezeichnen konnte. „Stimmt…“ Er schaute über seine Schulter, als erinnere er sich plötzlich, dass sich auch Daisy noch im Zimmer befand. „Miss Bowman, hat der verdammte Diener das Zeug noch nicht gebracht …“
    „Hier!“, unterbrach ihn die dunkelhaarige Daisy. Sie kam mit einem Tablett von der Tür zurück. Weder Hunt noch Annabelle hatten das Klopfen des Dieners gehört. „Die Haushälterin hat diesen stinkenden Labkrauttee heraufgeschickt und dann noch diese Flasche, in der Brennnesseltinktur ist, wie der Diener sagte. Außerdem ist der Arzt wohl gerade eingetroffen. Er wird gleich hier oben sein. Was bedeutet, dass Sie verschwinden müssen, Mr. Hunt.“
    „Noch nicht!“, sagte er streng.
    „Sofort!“, drängte Daisy. „Warten Sie doch vor der Tür. Um Annabelles willen. Sie ist erledigt, wenn man Sie hier drinnen findet.“
    Ärgerlich schaute Hunt zu Annabelle. „Wollen Sie auch, dass ich gehe?“
    Eigentlich nicht. Eigentlich wollte sie ihn sogar bitten zu bleiben. Alles war so unverständlich und verwirrend, dass sie wünschte, den Mann zum Bleiben aufzufordern, den sie doch eigentlich so verabscheute. Aber in den letzten Minuten war irgendwie ein zartes Band zwischen ihnen gesponnen worden, und sie fand sich in der seltsamen Lage, weder Ja noch Nein sagen zu können. „Ich atme weiter, wie Sie es mir gezeigt haben“, flüsterte sie schließlich. „Sie sollten vielleicht besser gehen.“
    Hunt nickte. „Ich werde auf dem Flur warten“, sagte er bärbeißig und stand auf. Ohne den Blick von Annabelle zu

Weitere Kostenlose Bücher