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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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wenden, bedeutete er Daisy, mit dem Tablett näher zu kommen. „Trinken Sie den Tee – egal, wie er schmeckt.
    Wenn nicht, dann komme ich wieder und flöße ihn Ihnen persönlich ein.“ Dann nahm er seine Jacke und verließ das Zimmer.
    Mit einem erleichterten Seufzer stellte Daisy das Tablett auf das Nachttischchen. „Gott sei Dank! Ich wüsste wirklich nicht, was ich gemacht hätte, wenn er sich geweigert hätte, zu gehen. Komm, setz dich etwas auf. Ich steck dir noch ein Kissen in den Rücken.“ Mit erstaunlichem Geschick half Daisy Annabelle hoch. Dann nahm sie den großen Keramikbecher mit dem dampfend-heißen Inhalt und hielt ihn Annabelle an die Lippen. „So, nun trink mal.“
    Annabelle probierte von der bitteren braunen Flüssigkeit und schüttelte sich. „Uu…ui!“
    „Ach komm, noch einen Schluck.“ Unerbittlich hielt Daisy ihr den Becher an den Mund.
    Annabelle trank. Sie hatte immer noch kein Gefühl im Mund und merkte nicht, dass die Medizin ihr zum Teil wieder herausfloss. Daisy tupfte ihr mit einer Serviette über das Kinn. Vorsichtig tastete Annabelle mit den Fingerspitzen über ihr Gesicht. „Komisch fühlt es sich an“, lallte sie. „Alles noch ganz gefühllos. Oh, Daisy …, habe ich etwa gesabbert, während Mr. Hunt hier war?“
    „Nein, natürlich nicht“, beruhigte Daisy sie. „Wenn ich das bemerkt hätte, hätte ich dir sofort geholfen. Eine wahre Freundin würde dich in Gegenwart eines Mannes doch nicht sabbern lassen. Auch wenn es ein Mann ist, den man nicht attraktiv findet.“
    Erleichtert trank Annabelle noch etwas von dem Labkrauttee, der ähnlich wie verbrannter Kaffee schmeckte.
    Vielleicht reines Wunschdenken, aber allmählich begann sie sich ein ganz klein wenig besser zu fühlen.
    „Zum Teufel, wo bleibt denn eigentlich Lillian. So lange kann es doch nicht dauern, deine Mutter zu finden“, schimpfte Daisy. „Ach, eigentlich bin ich ganz froh“, sagte sie dann. Ihre Augen funkelten lustig, während sie Annabelle aufmerksam ansah. „Wenn sie sich beeilt hätten, dann hätte ich verpasst, wie sich Mr. Hunt von einem bösen Wolf in einen …, nun ja … in einen etwas netteren Wolf verwandelt hat.“
    Ungewollt entfuhr Annabelle ein leises glucksendes Lachen. „Unglaublich, was?“
    „In der Tat. Arrogant bis dorthinaus, aber dann. Wie eine Gestalt aus den Liebesromanen, die meine Mama mir immer aus den Händen reißt. Zum Glück war ich ja bei dir, vielleicht hätte er dich sonst bis auf die Unaussprechlichen ausgezogen.“ Sie plapperte ohne Unterlass, während sie zwischendurch Annabelle immer wieder nötigte, von dem Tee zu trinken, und ihr danach das Kinn abtupfte. „Weißt du, ich hätte nie gedacht, dass ich das sagen würde, aber Mr. Hunt ist doch nicht so schrecklich.“
    Annabelle biss sich prüfend auf die Lippen. Es kribbelte darin, allmählich kehrte das Gefühl zurück. „Wie es scheint, kann er auch ganz nett sein. Aber erwarte ja nicht, dass diese Veränderung anhält.“

13. KAPITEL
    Simon wartete vor Annabelles Zimmer. Und es dauerte keine zwei Minuten, bis sie auftauchten: der Arzt, Lord Westcliff, Mrs. Peyton und Lillian Bowman. Lässig gegen die Wand gelehnt beobachtete Simon sie und machte sich seine Gedanken. Amüsiert stellte er fest, dass Westcliff und Miss Bowman ihre gegenseitige Abneigung nicht verhehlten. Offensichtlich hatten sie sogar gestritten.
    Der Arzt, ein ehrwürdiger alter Herr, der Westcliffs Familie, die Marsdens, schon seit fast drei Generationen behandelte, strahlte eine unerschütterliche Ruhe aus. Die tief liegenden lebhaften Augen musterten Simon neugierig. „Mr. Hunt? Stimmt es, dass Sie die junge Dame in ihr Zimmer gebracht haben?“, erkundigte er sich.
    Simon beschrieb dem Arzt mit kurzen Worten Annabelles Zustand und die Symptome, die ihm aufgefallen waren.
    Dabei verschwieg er, dass er und nicht Daisy die Bissstellen an Annabelles Fuß bemerkt hatte. Mrs. Peyton hörte mit bleicher, bekümmerter Miene zu. Sichtlich verärgert beugte sich Lord Westcliff zu ihr herunter und sagte leise etwas, worauf Mrs. Peyton, die wohl im Moment mehr an der Meinung des Arztes interessiert war, dankbar nickte.
    Simon vermutete, dass Westcliff ihr die bestmögliche Fürsorge für ihre Tochter bis zu deren vollständiger Genesung zugesagt hatte.
    „Natürlich kann ich Mr. Hunts Meinung erst bestätigen, wenn ich die junge Dame selbst untersucht habe“, sagte der Doktor. „Es wäre allerdings ratsam, sofort einen

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