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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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    Erschrocken versuchte sie sich aufzurichten, wich entsetzt zurück, als eine große Hand nach dem Spitzenbesatz ihres Morgenmantels greifen wollte.
    „Ich habe gehört, was Ihnen passiert ist“, sagte Hodgeham, während sein lüsterner Blick ihre Formen studierte, die sich unter der Decke abzeichneten. „Aber wie es aussieht, haben Sie sich ja schon wieder erholt …“ Wollüstig fuhr er sich mit der Zunge über die wulstigen Lippen. „So bezaubernd wie eh und je, na ja, noch ein wenig blass.“
    „Wie … haben Sie mich hier gefunden? Das ist der Privatsalon der Marsdens. Ganz gewiss hat man Ihnen nicht erlaubt, hier einzudringen.“
    „Einen bestechlichen Hausangestellten gibt es immer“, antwortete Hodgeham selbstgefällig.
    „Raus! Oder ich schreie, Sie belästigen mich.“
    Hodgeham lachte herablassend. „Ach, meine Liebe, Sie können sich doch gar keinen Skandal erlauben. Ihr Interesse an Lord Kendall ist nur allzu offensichtlich. Wir wissen doch beide, der kleinste Hinweis, Ihr Ruf wäre ruiniert und Ihre Chancen bei ihm gleich null.“ Als Annabelle schwieg, grinste er hämisch und zeigte dabei eine Reihe schiefer, gelblicher Zähne. „Meine arme, hübsche Annabelle, ich weiß, wie die blassen Wangen wieder rot werden.“ Er griff in seine Jackentasche, brachte eine Goldmünze zum Vorschein und winkte gönnerhaft damit. „Ein Geschenk als Ausdruck meines Danks für Ihre Mühe.“
    Empört schrie Annabelle auf, als Hodgeham sich über sie beugte, und ihr mit seinen fetten Fingern die Münze in den Ausschnitt ihres Morgenmantels stecken wollte. Mit einer kurzen, ruckartigen Bewegung schlug sie die Hand weg. Sie fühlte sich zwar immer noch schwach, aber die Geste war kräftig genug, um ihm die Münze aus der Hand zu schleudern. Mit einem satten Plopp fiel sie auf den Teppich.
    „Lassen Sie mich in Ruhe!“, herrschte sie ihn an.
    „Hochmütiges Miststück! Tun Sie doch nicht so, als wären Sie besser als Ihre Mutter.“
    „Sie Schwein …“ Verzweifelt versuchte Annabelle nach ihm zu schlagen, als er sich wieder über sie beugte. Sie hielt sich die Arme vors Gesicht, so sehr ekelte sie sich vor diesem Mann. „Nein“, wehrte sie sich verbissen, als er nach ihren Handgelen ken griff. „Nein …“
    Ein Geräusch im Flur ließ Hodgeham erschrocken zurückfahren. Am ganzen Körper zitternd blickte Annabelle zur Tür. Dort stand ihre Mutter. Sie hielt das Tablett mit dem Mittagessen in der Hand. Als sie die Szene im Zimmer erkannte, war ihr das Besteck zu Boden gefallen. Ungläubig, als könne sie kaum fassen, was sie gerade gesehen hatte, schüttelte sie den Kopf.
    „Sie wagen es, meiner Tochter zu nahe zu treten …“, begann sie mit erstickter Stimme. Rot vor Wut setzte sie das Tablett auf einem Tischchen ab. „Meine Tochter ist krank, Mylord“, fuhr sie dann ruhig, aber mit mühsam unterdrücktem Zorn fort. „Ich erlaube nicht, dass irgendetwas ihre Genesung gefährdet. Folgen Sie mir, wir werden die Angelegenheit an einem anderen Ort diskutieren.“
    „Ich will aber nicht diskutieren“, antwortete Hodgeham bockig.
    Annabelle beobachtete ihre Mutter. Ekel und Verachtung, Hass und Furcht waren in schneller Folge auf ihrem Gesicht zu lesen … und schließlich Resignation. „Lassen Sie meine Tochter in Ruhe.“ Ihre Stimme klang kalt.
    „Nein! Bleib bei mir, Mama“, protestierte Annabelle, als sie begriff, was ihre Mutter vorhatte.
    „Ganz ruhig, Liebes.“ Den Blick fest auf Hodgehams rote Visage geheftet, sprach sie zu ihrer Tochter. „Ich habe dir eine kleine Mahlzeit mitgebracht. Versuche mal, etwas davon zu essen …“
    „Nein, Mama!“ Ohnmächtig musste Annabelle mit ansehen, wie ihre Mutter mit Hodgeham schweigend das Zimmer verließ. „Nein, Mama, geh nicht mit ihm“, rief sie noch einmal, aber ihre Mutter tat, als habe sie die Tochter nicht gehört.
    Annabelle wusste nicht, wie lange sie auf die geschlossene Tür gestarrt hatte. Das Essen rührte sie nicht an. Der Duft der Gemüsebrühe verursachte ihr Übelkeit. Bedrückt überlegte sie, wieso es zu dieser grauenvollen Affäre hatte kommen können. Hatte Hodgeham Philippa dazu gezwungen, oder war es anfänglich sogar im beiderseitigen Einverständnis geschehen. Egal wie alles begonnen hatte, jetzt war die Situation nur noch erniedrigend. Hodgeham war ein Mistkerl, den ihre Mutter jetzt zu beruhigen versuchte, damit er sie nicht beide ruinierte.
    Annabelle wagte nicht, daran zu denken, was im Augenblick

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