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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Schachbrett geblickt hatte. „Und ich werde meine Pläne auch nicht ändern, Süße.“
    Wäre Annabelle nicht so müde gewesen, hätte sie ihm das Kosewort bestimmt nicht durchgehen lassen. So aber dachte sie nur schläfrig über seine Worte nach. „Seine Pläne …? Die mich davon abhalten sollten, mir Kendall zu angeln?“, grübelte sie laut.
    „Sie gehen sogar etwas darüber hinaus“, erwiderte Hunt leicht amüsiert.
    „Was soll das heißen?“ Plötzlich war sie wieder wach.
    „Ich werde Ihnen doch meine Strategie nicht offenlegen. Glauben Sie mir, Miss Peyton, ich nutze jeden Vorteil.
    Der nächste Zug gehört Ihnen, aber denken Sie daran, ich beobachte Sie ganz genau.“
    Annabelle wusste, dass dies eine Warnung war, über die sie eigentlich hätte beunruhigt sein sollen. Aber sie war so müde, ihre Lider waren so schwer, dass sie immer wieder für Sekunden einnickte. Nur mit Mühe konnte sie sich gegen den Schlaf wehren. Hunts Konturen nahm sie nur noch verschwommen wahr. „Schade, dass wir Gegner sein müssen“, überlegte sie und bemerkte erst, als Hunt leise antwortete: „Ich war nie ihr Gegner“, dass sie laut gedacht hatte.
    „Sind Sie denn mein Freund?“, fragte sie skeptisch, während sie wieder der Versuchung nachgab, die Augen zu schließen. Und dieses Mal schloss der Schlaf sie in seine wohligen Arme, so schnell, dass sie nur im Unterbewusstsein noch mitbekam, wie Hunt die Decke über sie legte.
    „Nein, Süße“, flüsterte er dabei. „Ich bin nicht dein Freund …“
    Annabelles Schlaf war nicht tief. Zwischendurch wachte sie kurz auf, stellte fest, dass sie allein im Salon war, und schlummerte in der Sonne wieder ein. Dann begann sie zu träumen, einen herrlich bunten Traum, der all ihre Sinne fesselte und in dem sie sich leicht und beschwingt fühlte …
    Sie befand sich in einem fremden, lichtdurchfluteten Herrenhaus. Die Sonne strahlte durch die hohen Fenster. Von irgendwoher erklang Musik, eine traurige, übernatürliche Melodie, die sie mit Sehnsucht erfüllte. Neugierig wanderte sie durch die menschenleeren Zimmer, traf weder auf Gäste noch auf Diener. Schließlich kam sie in eine Säulenhalle, die zum Himmel offen war. Ein vorbeiziehender Wolkenschleier warf zarte Schatten auf den Boden unter ihren Füßen. Ein Boden, der aus übergroßen schwarzen und weißen Quadraten bestand. Über einigen schwebten menschengroße Steinfiguren.
    Verwundert drehte sich Annabelle langsam im Kreis, schritt über das riesige Schachbrett, betrachtete interessiert die glänzenden Gesichter der Figuren und sehnte sich nach einem Wesen, mit dem sie sprechen, dessen Hand sie halten konnte. Verwirrt schaute sie von einer bewegungslosen Figur zur anderen, bis sie die dunkle Gestalt sah, die lässig gegen eine weiße Marmorsäule lehnte. Annabelle hielt inne, ihr Herz begann zu rasen und ihr wurde heiß vor Aufregung.
    Es war Simon Hunt, der mit einem Lächeln auf den Lippen auf sie zukam. Bevor sie fliehen konnte, hielt er sie fest und flüsterte ihr ins Ohr: „Wollen Sie jetzt mit mir tanzen?“
    „Ich kann nicht“, wisperte sie, während sie sich aus seiner Umarmung zu lösen suchte.
    „Doch, du kannst. Leg den Arm um meinen Nacken“, drängte er sanft, und sie spürte seinen heißen Atem auf ihrem Gesicht.
    Er lachte leise und küsste sie, bis sie hilflos zitternd in seinen Armen lag. „ Nun ist die Dame an der Reihe, gefangen zu werden“, raunte er und schob sie ein wenig von sich fort, sodass er ihr Gesicht sehen konnte. Übermut blitzte in seinen Augen. „ Du bist in Gefahr, Annabelle.“
    Sie nutzte den Moment, drehte sich um und floh. In ihrer Hast stolperte sie und stieß gegen eine der Figuren.
    Erfolgte ihr ohne Eile. Sein sonores Lachen klang ihr in den Ohren, während er immer dicht hinter ihr blieb. Ganz bewusst verlängerte er die Jagd, bis Annabelle erschöpft und völlig außer Atem war. Schließlich aber umarmte er sie wieder und zog sie mit sich auf den Boden. Sein dunkler Schopf verdunkelte die Sonne, Annabelles Herzschlag übertönte die Musik, als sein Körper auf dem ihren lag. „Annabelle“, flüsterte er zärtlich.
    In diesem Moment wachte sie auf. Erschrocken rieb sie sich die Augen. Sie war nicht allein im Zimmer.
    „Annabelle“, hörte sie wieder, aber es war nicht die zärtliche, rauchige Stimme, die sie in ihrem Traum gehört hatte.

15. KAPITEL
    Als Annabelle aufschaute, stand Lord Hodgeham vor ihr. Sie verstand sofort. Das war kein Traum

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