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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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möge ihr helfen …, sie wurste nicht, ob sie ihm widerstehen konnte.
    „Consolidated, ist das der Name Ihrer Fabrik?“, versuchte sie abzulenken.
    Hunt nickte. „Wir sind der britische Partner von Shaw Foundries.“
    „Die Gießereien, die Mr. Shaw, Lady Olivias Verlobtem, gehören?“
    „Genau. Shaw ist uns behilflich, die Technologie des amerikanischen Lokomotivbaus zu übernehmen, die wesentlich effektiver und produktiver als die britische ist.“
    „Die britischen Maschinen sollen aber doch führend auf dem Weltmarkt sein, oder nicht?“, fragte Annabelle.
    „Das stimmt schon. Aber andererseits sind sie selten standardisiert. Keine zwei Lokomotiven, die in England gebaut werden, sind sich gleich. Das verlangsamt die Produktion beträchtlich und macht Reparaturen schwierig.
    Wenn wir aber dem amerikanischen Beispiel folgen und gleichförmige Gussteile produzieren, Standardmaße und Standardschablonen verwenden, dann benötigen wir für den Bau einer Lokomotive Wochen statt Monate und könnten auch die Reparaturen viel schneller ausführen.“
    Fasziniert beobachtete Annabelle ihr Gegenüber. Noch nie war sie einem Mann begegnet, der mit so viel Begeisterung über seinen Beruf sprach. Bislang hatte sie immer die Erfahrung gemacht, dass Männer nicht gern darüber redeten, womit sie ihr Geld verdienten. Arbeit für den Lebensunterhalt war ein typisches Kennzeichen der unteren Klassen. Ein Angehöriger der Oberklasse, der einem Beruf nachgehen musste, versuchte es diskret zu tun, er gab stets vor, sich die meiste Zeit seinen Hobbys zu widmen. Simon Hunt aber machte keinerlei Anstrengung, die Freude an seiner Arbeit zu verbergen, und seltsamerweise fand Annabelle diesen Charakterzug sehr anziehend.
    Es war nicht schwer, Hunt dazu zu bringen, mehr von seinen Geschäften zu erzählen. Er berichtete vom Kauf einer Gießerei, die nun für den Eisenbahnbau auf das neue, das amerikanische System umgerüstet wurde. Zwei der neun Gebäude auf dem fünf Morgen großen Werksgelände waren bereits umgebaut worden, und man produzierte dort schon standardisierte Bolzen, Kolben, Pleuelstangen und Ventile. Diese Teile und einige andere, die man von Shaw Foundries aus New York importierte, wurden in vier- und sechsachsige Lokomotiven eingebaut, die Absatz in ganz Europa finden sollten.
    „Wie oft besuchen Sie die Fabrik?“, erkundigte sich Annabelle, während sie ein Fasancanape mit einer cremigen Wasserkressesauce verzehrte.
    „Täglich, wenn ich in London bin.“ Mit leichtem Stirnrunzeln betrachtete Hunt den Inhalt seines Weinglases.
    „Tatsächlich bin ich schon viel zu lange in Hampshire. Ich muss unbedingt bald zurück nach London, um zu sehen, wie die Arbeiten vorangehen.“
    Eigentlich hätte sich Annabelle ja doch darüber freuen müssen, dass er in Kürze abreisen wollte. Simon Hunt lenkte sie nur von ihren eigentlichen Zielen ab. Ohne ihn würde es ihr bestimmt leichter fallen, ihre ganze Aufmerksamkeit wieder auf Lord Kendall zu richten. Und dennoch, mit einem Mal wurde ihr bewusst, wie sehr sie Hunts Gesellschaft genoss. Ich werde ihn in Stony Cross Park vermissen, dachte sie traurig.
    „Kommen Sie noch einmal zurück, bevor die Jagdgesellschaft wieder abreist?“, fragte sie so beiläufig wie möglich, während sie so tat, als konzentriere sie sich ganz darauf, das Fasancanape auf ihrem Teller in winzige Stücke zu zerteilen.
    „Das kommt darauf an.“
    „Worauf?“
    „Ob es einen Grund gibt zurückzukommen.“ Seine Stimme war weich und werbend.
    Annabelle mied seinen Blick. Sie schaute zum Fenster und lauschte tief in Gedanken den Klängen von Schuberts romantischer Komposition Rosamunde.
    Irgendwann meldete sich mit diskretem Klopfen ein Diener, um die Teller abzuräumen. Annabelle sah betreten zur Seite. Sie konnte sich gut vorstellen, dass ihr intimes Abendessen mit Simon Hunt schon bald im Personalzimmer die Runde machte. Hunt schien ihre Gedanken gelesen zu haben. „Westcliff hat ihn mir wegen seiner besonderen Verschwiegenheit empfohlen“, versicherte er Annabelle, nachdem der Diener das Zimmer verlassen hatte.
    Annabelle sah ihn erschrocken an. „Dann … weiß der Earl, dass wir … Ganz gewiss wird er es nicht gutheißen.“
    „Ich habe schon vieles getan, was Westcliffs Zustimmung nicht gefunden hat“, erklärte Hunt. „Auch ich finde seine Entscheidungen nicht immer richtig. Aber wir sind Freunde und wollen es bleiben, und so streiten wir uns für gewöhnlich nicht.“ Er stand

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