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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Simon vergrub die Hände in den Ja, ckentaschen und blickte mit unterdrückter Ungeduld durch den Saal. „Ich war schon lange genug in Hampshire. Ich muss nach London, um zu sehen, was in der Gießerei los ist.“
    „Und was ist mit Miss Peyton?“, kam die vorsichtige Frage.
    Simon dachte einen Moment nach. „Hm“, begann er zögernd, „ich werde wohl abwarten, welchen Erfolg sie bei Kendall hat.“ Er sah Westcliff mit fragend hochgezogenen Brauen an.
    Der Earl nickte kurz. „Wann willst du abreisen?“
    „Morgen früh.“ Simon konnte einen langen gequälten Seufzer nicht unterdrücken.
    Westcliff lächelte bekümmert. „Die Angelegenheit wird sich von selbst lösen“, prophezeite er dann. „Fahr nach London und komm zurück, wenn dein Kopf wieder klar ist.“
    Annabelle wusste nicht, wie sie die Melancholie überwinden sollte, die sie wie ein eisiger Mantel umhüllte. Sie hatte nicht schlafen können und konnte nun kaum einen Bissen von dem üppigen Frühstück herunterkriegen. Sie war blass und still, was Lord Kendall mit ihrer gerade überstandenen Krankheit in Zusammenhang gebracht hatte.
    Und er hatte sie so sehr bemitleidet, dass sie ihn am liebsten wütend davongejagt hätte. Selbst die fürsorglichen, fröhlichen Freundinnen gingen ihr auf die Nerven. Ihr Missmut hatte eingesetzt, als sie von Lady Olivia erfahren hatte, dass Simon Stony Cross verlassen hatte.
    „Mr. Hunt ist aus beruflichen Gründen nach London gefahren“, hatte sie gesagt. „Er bleibt niemals lange auf solchen gesellschaftlichen Einladungen, ein Wunder, dass er es diesmal so lange ausgehalten hat. Das kommt bestimmt nicht wieder vor.
    Als jemand fragte, weshalb Mr. Hunt denn so überstürzt abgereist sei, hatte Lady Olivia lächelnd den Kopf geschüttelt. „Oh, Mr. Hunt ist wie ein streunender Kater, er kommt und geht, wie es ihm gefällt. Er verschwindet immer ganz plötzlich, ohne jemandem adieu zu sagen.“
    Das stimmte, Hunt war ohne ein Wort zu Annabelle abgereist. Sie fühlte sich verlassen und ängstlich. Ständig musste sie an den vergangenen Abend denken. Was für ein schrecklicher Abend! Nach dem Vorfall im Musikzimmer war sie derart durcheinander gewesen, dass sie sich auf nichts mehr hatte konzentrieren können. Sie hatte versucht, ihm aus dem Weg zu gehen, und insgeheim gebetet, dass er dasselbe tat. Zum Glück hatte er Abstand gehalten, dafür hatte aber Kendall nicht von ihrer Seite weichen wollen. Den ganzen restlichen Abend hatte er von Dingen gesprochen, die sie nicht im Mindesten interessierten. Zwar hatte sie ab und zu naiv lächelnd ein paar harmlose Zwischenfragen gestellt, aber es war ihr gar nicht richtig bewusst geworden, dass sie eigentlich viel mehr Begeisterung über seine Aufmerksamkeit hätte zeigen sollen. Stattdessen hatte sie nur gewünscht, dass er sie endlich in Ruhe ließ.
    Ihre gedrückte Stimmung beim Frühstück schien Kendall zu gefallen, und Lillian Bowman, die annahm, dass Annabelles Depression nur gespielt war, hatte ihr heimlich ins Ohr geflüstert: „Fantastisch, Annabelle. Er hat angebissen!“
    Nachdem Annabelle mit der Entschuldigung, dass sie etwas ruhen wolle, das Frühstückszimmer verlassen hatte, wanderte sie durch das Herrenhaus, bis sie zum blauen Salon kam. Es war der Schachtisch, der sie lockte. Langsam ging sie näher. Hatte ein Hausmädchen die Figuren vielleicht wieder in die Schatulle gelegt, oder hatte sonst jemand das Spiel beendet? Nein, die Figuren standen noch so, wie sie sie verlassen hatte, außer einer. Hunt hatte einen Bauern in eine Ab. wehrposition geschoben. Dieser Zug erlaubte ihr, entweder ihre eigene Abwehr zu verbessern oder seine Königin anzugreifen. Eigentlich hätte Annabelle diesen Zug nicht von ihm erwartet. Wieso kämpfte er nicht? Grübelnd blickte sie auf das Brett und versuchte zu verstehen, welche Strategie er verfolgte.
    Hatte er den Zug aus Unsicherheit oder aus Unachtsamkeit gemacht? Oder steckte eine Absicht dahinter, die sie nicht durchschaute?
    Annabelle berührte eine ihrer eigenen Figuren, zögerte und zog die Hand wieder zurück. Sie schrieb jedem einzelnen Zug viel zu viel Bedeutung zu. Es ist doch nur ein Spiel, beruhigte sie sich. Dennoch, bevor sie die Figur wieder berührte, überdachte sie ihre Entscheidung noch einmal gründlich. Dann schob sie ihre Königin vor und nahm den Bauern gefangen. Es löste ein regelrechtes Glücksgefühl in ihr aus, als die beiden Figuren aneinander schlugen, Elfenbein gegen Onyx. Dann nahm

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