Geheimnisvoll und unwiderstehlich
gefunden“, verkündete er triumphierend. „Und sie ist fantastisch! Wie sieht’s aus, hättest du gegen zwölf Uhr Zeit für eine Besichtigung?“
„Eine neue Location?“ Mimi war sprachlos, aber auch sehr aufgeregt. „In so kurzer Zeit? Das ist ja unglaublich! Wo denn? In welchem Teil von London? Nun schieß schon los und lass dir nicht jedes Detail aus der Nase ziehen!“
Hal hob abwehrend die Hand und schüttelte den Kopf.
„Moment, Moment, nicht so schnell. Sagen wir mal, ich habe meine Kontakte spielen lassen. Der Ort klingt wirklich grandios, aber ich muss ihn selbst erst besichtigen, bevor ich ihn dir zeigen kann. Nach dem Frühstück schaue ich ihn mir an, und dann melde ich mich bei dir.“
Mimi konnte es kaum fassen. „Heißt das, du willst mir nicht einmal den Ort verraten? Ich soll einfach hier herumsitzen und auf deinen Anruf warten? Das kannst du doch nicht ernsthaft von mir verlangen!“
Aber in diesem Punkt war er nicht zu erweichen. „Tut mir leid, ich fürchte, du musst mir vertrauen. Außerdem hast du noch genug zu tun – schließlich muss der Katalog ja rechtzeitig fertig werden.“
Er strahlte sie an, und Mimi fiel auf, wie lebendig er in diesem warmen Morgenlicht aussah. Mindestens zehn Jahre jünger und doppelt so attraktiv wie sonst.
„Na gut, da ist anscheinend nichts zu machen“, erwiderte sie resigniert. „Aber ich sage dir eins – noch mehr Überraschungen verkrafte ich nicht.“
Seine Antwort darauf ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
„Freu dich einfach darauf!“
Drei Stunden später war Mimi auf dem Weg zur Stadtmitte. Es war Montagmittag, die Sonne schien, und sie trug ihren eleganten grauen Hosenanzug mit den schmalen Revers am Jackett, die ihr Markenzeichen waren.
Hal hatte sie wie versprochen angerufen und ihr nur eine Adresse genannt, zu der sie kommen sollte. Er hatte vage angedeutet, dass ihr die neue Location bestimmt gefallen würde. Aber zu mehr hatte er sich nicht hinreißen lassen.
Auf dem Weg erblickte Mimi plötzlich ihr Spiegelbild im Schaufenster einer Boutique und musste zugeben, dass sie mit ihrer Erscheinung sehr zufrieden war. Sie hatte sich viel Mühe mit ihrer Frisur und dem Make-up gegeben und fand, dass sie selbst gute Werbung für die Mimi Ryan Kollektion machte.
Auch wenn sie sich innerlich immer noch ziemlich angeschlagen fühlte, sah man es ihr äußerlich nicht an. Und das zählte schließlich, wenn sie auf einen Manager Eindruck machen wollte. Sie war schon sehr gespannt darauf, welches exklusive Hotel Hal ihr präsentieren würde. Interessanterweise befand sich die Location ganz in der Nähe des ursprünglichen Veranstaltungsorts. Mimi kannte sich in diesem Teil der Stadt recht gut aus, und sie hatte sich bereits den Kopf darüber zerbrochen, welches Hotel sonst noch infrage kommen könnte. Aber ihr war nichts eingefallen.
Ob sie wollte oder nicht, sie musste sich von Hal überraschen lassen.
So, nun war sie fast am Ziel. Das war die richtige Straße, und das hier … oh nein!
Das Kommunale Kletterzentrum!
Kletterzentrum!
Sehr lustig, Hal. Wirklich sehr lustig. Wahrscheinlich wollte er ihr beweisen, wie fit er körperlich war, bevor er ihr die neue Location zeigte.
Ein guter Witz!
Kopfschüttelnd öffnete Mimi die Tür zu dem großen roten Backsteingebäude. Doch was sie dann sah, war so unerwartet, dass sie wie erstarrt stehen blieb.
Das alte Fabrikgebäude war zu einem riesigen Raum umgebaut worden, der jetzt wie ein Flughafenhangar wirkte, mit hohen Decken und Übungswänden zum Klettern.
An drei der über zwanzig Meter hohen Wände waren kleine, bunte Klettergriffe angebracht worden, die über die gesamte Oberfläche verteilt waren. Manche Wände waren gerade, andere schräg. Die Dimensionen waren überwältigend.
Als Mimi näher trat, klapperten ihre hohen Absätze laut auf dem Steinboden, das Geräusch hallte in dem riesigen, höhlenartigen Raum wider.
„Hallo, Mimi! Ich bin hier oben. Hier!“ Sie ging weiter und sah sich suchend um. Doch erst als sie den Kopf hob, erkannte sie ihn.
Hal hing fast horizontal an einem Seil, das an einem Gürtel um seine Taille befestigt war, mit einem Gurt zwischen den Beinen. Er saß in einem Schalensitz und wurde gerade langsam von zwei jungen Männern, die die Seile bedienten, heruntergelassen.
Mit angehaltenem Atem sah Mimi ihm beim Abstieg zu.
„Hal! Bitte, sei vorsichtig!“
Wenige Sekunden später landete er sicher am Boden, öffnete den Gurt und
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