Geheimnisvoll und unwiderstehlich
legte seinen Helm ab.
Er strahlte übers ganze Gesicht, dankte seinen Helfern und wandte sich dann Mimi zu.
„Willkommen in meiner Welt!“
Fassungslos betrachtete sie noch einmal die hohe Wand und atmete erleichtert aus.
„Das war wirklich beeindruckend. Kommst du oft hierher?“
„Mehrmals im Jahr“, erklärte er. „Hier geben Profis Behinderten Unterricht im Klettern. Der Großteil des Erlöses unserer Veranstaltung fließt in diese Einrichtung. Du solltest es unbedingt auch mal probieren, es macht wirklich großen Spaß.“
Mimi schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, dazu bin ich viel zu feige.“
„Aber genau darum geht es doch“, entgegnete er unerwartet ernst. „Man kann lernen, seine Angst zu beherrschen. Ich …“
Aber Mimi unterbrach ihn, sie hielt die Spannung einfach nicht mehr aus. „Bitte, Hal, spann mich nicht länger auf die Folter. Wo ist denn nun diese tolle Location, die du gefunden hast? Und wie weit ist es von hier?“
Er griff nach seiner Krücke und sah sich mit großen Augen um. „Wie – soll das heißen, es gefällt dir hier nicht? Seit heute Morgen arbeiten unsere Helfer immerhin daran, hier alles für die Gala vorzubereiten.“
Mimi hielt die Luft an, eiskalte Furcht packte ihr Herz. Doch dann sah sie, wie Hal grinste.
„Du Mistkerl! Fast hätte ich dir geglaubt! Ich mag zwar Herausforderungen, aber …“
Er warf den Kopf zurück und lachte laut. Dann legte er ihr freundschaftlich den Arm um die Schulter und drückte sie.
„Okay, ich entschuldige mich. Eigentlich wäre es gar keine so schlechte Idee, die Show hier stattfinden zu lassen. Das wäre wenigstens mal was anderes. Aber … also gut, es war so: Ich habe gestern Abend eine alte Freundin angerufen. Sie hat ein paar Rundrufe gemacht, und nach ein paar Stunden ist es uns gelungen, die Schwester einer anderen Freundin zu kontaktieren, deren Familie gerade ein wunderschönes altes Hotel direkt am Park gekauft hat. Fünf Minuten von hier zu Fuß. Ob du es glaubst oder nicht – sie haben sich bereit erklärt, uns für nächsten Samstag einen Raum zu vermieten.“
„Das klingt ja wunderbar!“ Ihre Augen glänzten. „Können wir es uns gleich ansehen? Bitte!“
„Sehr gern! Jetzt haben wir alles, was wir brauchen: ein Konzept, eine Location und genügend Helfer. Jetzt müssen wir nur noch loslegen!“
Ohne sie um Erlaubnis zu fragen, griff er nach ihrer Hand – so als wäre es das Natürlichste auf der Welt.
Mimi hingegen durchfuhr die Berührung wie ein Stromschlag. Sie hatte das Gefühl, als würde sich dadurch seine ganze Kraft und Energie auf sie übertragen. Sofort fühlte sie sich vitalisiert – als hätte sie neuen Lebensmut getankt.
Diese überwältigende Empfindung war so stark, dass sie einen Moment brauchte, bis ihr Gehirn die Tatsache registrierte, dass sie Hal Langdons Hand hielt.
Und es gefiel ihr. Es gefiel ihr mehr, als sie hätte in Worte fassen können.
Ihre Mutter war eine typische Italienerin gewesen. Extrovertiert, zärtlich, immer bereit, jemanden zu küssen und zu umarmen. Aber irgendwie hatte sie diese Eigenschaft nicht an ihre Tochter weitergegeben.
„Daddys Mädchen“, so hatte ihre Mutter sie immer genannt. Mimi war genauso cool und distanziert wie er – sehr englisch, was ihre Mutter oft geärgert hatte.
Aber jetzt, als sie seine Hand in ihrer hielt, hatte sie plötzlich das Gefühl, als würde doch ein Teil des italienischen Erbes in ihr stecken. Warum hatte sie sich dieses Vergnügen nur so lange versagt?
Oder hing es vielleicht nur mit dem Mann an ihrer Seite zusammen?
„Na, bist du bereit?“, fragte Hal und drückte ihre Hand noch einmal kurz. „Hier geht’s lang.“
Er wartete ihre Antwort gar nicht ab, sondern stürmte los – so schnell, wie seine Krücke es erlaubte.
Sie hatte sich immer gefragt, wie es wohl sein mochte, am Schweif eines Kometen zu hängen und mit ihm durchs Weltall zu sausen.
Jetzt wusste sie es – und hoffentlich verbrannte sie nicht in diesem Feuer!
8. KAPITEL
Es war spät am Freitagnachmittag. Mimi saß mit einer Tasse Tee an einem der Tische im Atelier, und Hal betrachtete die gerahmten Fotos, die in der Küche an der Wand hingen. Entspannt lehnte sie sich zurück.
Noch vor einer Woche war sie so nervös gewesen, dass sie kaum hatte sprechen können. Aber jetzt war es nur noch ein Tag bis zu dem großen Event. Und anstatt sich davor zu fürchten, freute sie sich darauf. Es ging ihr gut.
Um genauer zu sein, es ging ihr
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