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Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Titel: Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Herries
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gewesen sein, der mich bei meiner Gefangennahme am Kopf traf. Vielleicht kamen aber auch durch die erneute Entführung Erinnerungen hoch, die mich zwangen, mich der Vergangenheit zu stellen. Es könnte sein, dass ich sie vergaß, weil ich mich nicht entsinnen wollte.“ Sein Vater nickte verständnisvoll. „Denn schon seit einer Weile fielen mir in Schüben viele Erlebnisse ein, aber sie waren immer verschwommen und erschienen mir wie Träume. Ich wusste vor meiner jetzigen Gefangennahme nicht wirklich, ob ich tatsächlich Richard Mountfitchet bin. Ich vermutete, dass es so sein könnte, aber jetzt weiß ich es sicher.“
    „Ich war bereits auf Sizilien davon überzeugt“, bemerkte Charles und sah seinen Sohn mit festem Blick an. „Als du noch ein Knabe warst, habe ich dir nicht immer gezeigt, dass ich dich liebe und an dich glaube, Lorenzo. Doch in Zukunft habe ich vor, das zu ändern. Gott hat mir eine zweite Chance geschenkt – und ich werde sie nutzen.“
    „Wir hatten beide Glück. Ich sehe jetzt, dass es mir wesentlich schlechter hätte ergehen können. Irgendetwas hielt mich am Leben, und vielleicht war das die Liebe Gottes.“
    Charles nickte, sagte aber nichts weiter. Lorenzo musste selbst den Weg zurück zu dem Glauben finden, den er verloren hatte. „Was also willst du nun tun, mein Sohn?“
    „Ich trug mich mit dem Gedanken, mit Kathryn zusammen nach England zu segeln. Ich fand, wir sollten ihren Vater besuchen, bevor wir uns in Venedig niederlassen. Das ist immer noch meine Absicht. Mein Leben ist jetzt hier. England hat mir nicht viel zu bieten – obwohl es vielleicht etwas anderes ist, wenn du dort wärest. Aber was für Pläne hast du selbst?“
    „Dieselben, über die wir auf Sizilien sprachen. Ich glaube, ich werde in Rom bleiben, bis du zurückkommst, Lorenzo. Ich bin in letzter Zeit genug gereist, und es gefällt mir hier.“
    „Ich werde meine Geschäfte bis zu meiner Rückkehr in deine Hände legen, Vater“, sagte Lorenzo. „Aber bevor ich aufbreche, muss ich mit Michael über die Zukunft sprechen. Wenn ich mich dazu entschließe, Veränderungen vorzunehmen, möchte ich ihn auf meiner Seite wissen.“
    Charles zögerte und wirkte unbehaglich. „Michael ist nicht in der Stadt. Ich glaube, es lag in seiner Absicht, Kathryn zu besuchen. Uns kam zu Ohren, dass du bei einem Fluchtversuch erschossen wurdest, und er wollte ihr sagen, dass es keine Hoffnung mehr gibt, dich lebend zu finden.“
    Er ließ seine Überzeugung, dass Michael in Kathryn verliebt war und sie, wenn möglich, für sich gewinnen wollte, unausgesprochen. Das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Lorenzo war bereits wütend genug. Er hoffte nur, dass sein Sohn nicht zu spät kam.
    „Dann habe ich keine Zeit zu verlieren“, erwiderte Lorenzo. Sein Blick war nachdenklich. Es war unnötig, ihm zu sagen, dass Michael etwas für Kathryn empfand – er hatte es selbst bemerkt. „Ich werde den heutigen Abend mit dir verbringen, doch dann muss ich nach England segeln.“

12. KAPITEL
    Kathryn betrachtete sich in ihrem Handspiegel. Sie trug ein meergrünes Seidengewand, das ihr Vater ihr eigens für diesen Abend geschenkt hatte. Sie hatte ihn gebeten, das schwarze Samtkleid tragen zu dürfen, das ihr als Trauerkleidung diente, aber Sir John hatte sie nur streng angeblickt.
    „Du wirst nicht in einem schwarzen Kleid auf die Verlobungsfeier deines Bruders kommen. Es steht dir nicht, Kathryn, und Philips Verlobte und ihre Familie würden es als Beleidigung auffassen. Du bist eine junge und ausgesprochen hübsche Frau. Du solltest deine Schönheit ins beste Licht rücken, Tochter.“
    „Vergiss nicht, dass ich um meinen Gemahl trauere, Vater.“
    „Du trauerst um einen Mann namens Lorenzo Santorini, Tochter. Wenn Charles recht hat, existiert dieser nicht einmal. So bin ich mir auch nicht sicher, ob deine Ehe je wirklich gültig war. Du bist jedoch mit Sicherheit meine Tochter – und als solche wirst du mir keine Schande machen, indem du vor unseren Gästen als schwarze Krähe erscheinst.“
    „Das ist ungerecht!“, rief Kathryn, unsagbar verletzt von der Lieblosigkeit ihres Vaters. Warum war er nur so gemein zu ihr? Hatte sie nicht ohnedies schon genug durchgemacht? „Lorenzo heiratete mich in guter Absicht. Ich war und bin wahrhaftig seine Gemahlin.“
    „Du hast ohne meinen Segen geheiratet, und ich könnte die Ehe anfechten, wenn ich wollte“, rief er ihr mit zornerfüllter Stimme ins Gedächtnis. „Du wirst mir

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