Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
Kathryn. Ich verlange nichts von Euch. Ich will nur Euer Freund sein. Vielleicht werdet Ihr mich eines Tages mit Wohlwollen betrachten, wenn Eure Wunden geheilt sind.“
Kathryn konnte ihm nicht antworten. Alle sprachen davon, dass ihre Wunden eines Tages verheilen würden, aber sie verstanden nicht. Niemand wusste, wie sie sich fühlte. Michael war ihr sehr zugewandt, und sie liebte ihn nur als Freund. Nie würde er Lorenzos Platz in ihrem Herzen einnehmen können. Es war unmöglich.
„Kommt“, sagte sie. Sie musste versuchen, diese tiefe Trauer zu verbergen. Sie musste sich ihrer Familie und ihren Freunden zuliebe Mühe geben. „Wir müssen zurück zum Haus gehen, Sir. Mein Vater wird mit Euch sprechen wollen.“
Charles aß gerade, als er den Tumult vor der Tür hörte. Der Klang aufgeregter Stimmen weckte sein Interesse. Gerade war er erwartungsvoll aufgesprungen, als Lorenzo den Raum betrat.
„Gott sei gelobt!“, rief er mit heiserer Stimme. Tränen brannten in seinen Augen und liefen ihm ungehindert über das Gesicht, als er seinen Sohn in die Arme schloss. „Ich hatte befürchtet, ich würde dich nie wiedersehen, mein Sohn. Man sagte uns, du wärest im Hafen von Algier bei einem Fluchtversuch von einer Kugel getroffen worden.“
„Das entspricht auch der Wahrheit“, erwiderte Lorenzo mit einem fast teuflischen Lächeln. „Aber es scheint, als hätte Gott mich beschützt, denn ich wurde mehr tot als lebendig von einem armen Fischer aus dem Meer gezogen und von der guten Frau dieses Mannes gesund gepflegt.“
„Wir werden sie belohnen“, versprach Charles. „Sie werden nie wieder darben müssen.“
„Das ist bereits so gut wie erledigt“, erwiderte Lorenzo. Er sah seinen Vater eindringlich an. „Du hast meinetwegen gelitten, Vater, aber ich werde versuchen, dir nie wieder Sorgen zu bereiten. Rachid ist tot, und ich habe keinen Streit mit seinem Sohn. Hassan und ich haben miteinander Frieden geschlossen. Wir werden nie wieder Krieg gegeneinander führen.“
„Komm, teile das Mahl mit mir, das ich gerade zu mir nehmen wollte, und erzähle mir die ganze Geschichte.“
„Ja, natürlich.“ Lorenzo blickte sich im Raum um und runzelte die Stirn. „Du bist alleine. Wo ist Kathryn?“
„Die Suche nach ihr führte ihren Vater nach Rom. Er hatte den Brief nicht erhalten, in dem sie ihm mitteilte, dass ihr verheiratet seid. Er war, wie ich glaube, sehr aufgebracht. Er war von deinem Tod überzeugt und bestand darauf, dass seine Tochter mit ihm nach England zurückkehrte. Kathryn wollte nicht gehen, Lorenzo, aber sie hatte das Gefühl, ihrem Vater gehorchen zu müssen.“
Lorenzos Augen funkelten vor Wut und Enttäuschung. „Sie hätte nicht mit ihm gehen sollen“, sagte er barsch. „Ihr Platz war in dieser Zeit hier bei dir.“
„Sei nicht ärgerlich auf sie, mein Sohn“, bat Charles. „Ich weiß, dass sie furchtbare Trauer empfand. Es brach ihr das Herz, als sie erfuhr, was dir zugestoßen war.“
„Und doch wartete sie nicht darauf zu sehen, ob ich wiederkehre.“
„Ich sagte dir bereits, dass ihr Vater sie zwang, mit nach England zu reisen.“
„Ich hätte mir mehr Loyalität von meiner Gemahlin erwartet. Sie hätte sich ihm widersetzen können, wenn sie es gewollt hätte.“
„Ich schwöre dir, dass sie nicht bereitwillig ging.“
Lorenzo nickte. „Wenigstens bist du geblieben, Vater.“
„Es gab keinen Ort, wo ich hätte hingehen können. Meine einzige Hoffnung war, dass du zu mir zurückkehren würdest. Ich machte für diese Möglichkeit Pläne, und ich betete – und es scheint, als wären meine Gebete erhört worden. Du lebst, und ich werde Gott den Rest meiner Tage dafür dankbar sein.“
„Ja, ich glaube wahrhaftig, dass wir gesegnet sind.“ Lorenzo lächelte. Seine frühere Bitterkeit war mit den ausgeräumten Zweifeln über seine Identität verschwunden. Er wusste, dass er der Sohn dieses Mannes war, und immer häufiger drangen Dinge aus seiner verlorenen Jugend in sein Bewusstsein. „Erinnerst du dich noch daran, wenn wir in den Wäldern von Mountfitchet auf Falkenjagd gingen? Manchmal folgte ich den Vögeln meilenweit, und längst erwartetest du meine Rückkehr. Am Ende kehrte ich stets zurück, obwohl du manchmal glaubtest, ich wäre verschollen.“
„Ja, du kamst immer wieder“, bestätigte Charles und lächelte ihn an. „Aber du sprichst so zuversichtlich, als hättest du dein Gedächtnis zurückgewonnen?“
„Ich glaube, es könnte der Schlag
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