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Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Titel: Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Herries
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fast die Tränen. „Habt Ihr keine Erinnerung daran, wer Ihr wart, bevor …?“
    „Ich bin ein ketzerischer Hund“, wiederholte er. „Ich denke nicht, also bin ich kein Mensch.“
    „Das ist so falsch, so schrecklich“, rief Kathryn. Sie bemerkte, wie er zusammenzuckte, als sie eine Hand ausstreckte, um ihn zu berühren. „Nein, nein, ich würde Euch niemals wehtun.“
    „Gehöre ich jetzt Euch?“, fragte er. „Habt Ihr mich gekauft?“
    „Ihr werdet nicht mehr verkauft.“ Kathryn wandte sich Lorenzo zu und blickte ihn bittend an. „Sagt ihm, dass er kein Sklave mehr ist, bitte.“
    Lorenzo zögerte, dann neigte er den Kopf. „Wenn du deine Kraft wiedererlangt hast, kannst du für mich arbeiten, aber du bist kein Sklave. Wenn du von hier fort möchtest, hast du die Freiheit zu gehen, wohin du möchtest.“
    „Wo sollte ich schon hingehen?“ Die blauen Augen des Mannes wirkten so verstört, dass Kathryn redete ohne nachzudenken.
    „Ihr könnt mit meinem Onkel und mir nach Zypern kommen“, versprach sie impulsiv. „Nicht als unser Sklave, sondern als einer unserer Männer. Wenn es Euch wieder gut geht, könnt Ihr vielleicht in unseren Weingärten tätig sein. Aber Ihr werdet für das, was Ihr leistet, bezahlt werden.“
    „Ihr würdet mich mit Euch nehmen?“
    „Ja“, beteuerte Kathryn unbesonnen. „Ihr werdet mein Freund sein und mir helfen, wenn Ihr es wieder könnt.“ Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie sah, wie ihm Tränen aus den Augenwinkeln strömten, und sie selbst musste sich einige fortwischen. Sie war betroffen, als der Mann vor ihr auf die Knie fiel und ihr die Schuhspitzen küsste, die unter dem Saum ihres Kleides hervorlugten. „Nein, nein, das dürft Ihr nicht tun. Ihr seid kein Sklave. Ich werde mich um Euch kümmern.“
    „Steh auf“, befahl Lorenzo ihm mit barscher Stimme. „Du bist ein Mann und kein Hund. Da du Englisch verstehst, wirst du von jetzt an William genannt. Du wirst in das Haus zurückkehren, in dem man für dich gesorgt hat, bis Mistress Rowlands mit ihrem Onkel und ihrer Tante nach Zypern aufbricht.“ Er gab seinen Männern ein Zeichen, und sie traten vor und halfen dem Mann, der jetzt William hieß, auf die Beine.
    Kathryn sah zu, wie der ehemalige Galeerensklave mit der Hilfe von Lorenzos Männern davonging. Sie wandte sich um und blickte Lorenzo an. Ihre Augen funkelten vor Wut.
    „Warum wart Ihr so ruppig zu ihm?“
    „Es war notwendig, denn Ihr hattet ihn mit Eurer Freundlichkeit entmannt. Er ist nicht an einen solchen Umgang gewöhnt, Kathryn. Ihr müsst ihm Zeit lassen, sich in sein neues Leben einzufinden.“
    Sie fühlte sich durch seine Rüge verletzt. „Er braucht Mitgefühl und keine harten Worte.“
    „Ich habe schon mit vielen solchen Opfern zu tun gehabt. Ihr wisst nicht, was Ihr tut, Kathryn. Wenn Ihr ihn zu freundlich behandelt, wird er zu Eurem Schoßhund, zu einem Haustier, das Euch zu Füßen liegt und um Brosamen bettelt. Kein Mann sollte so fühlen. Es ist besser, wenn er hasst, denn Hass macht einen Mann stark.“
    Kathryns Augen weiteten sich, als sie ihn ansah. „Seid Ihr dadurch so stark geworden? Ist Euer Hass so groß, dass Ihr kein Mitleid fühlen könnt, Lorenzo?“
    Es war das erste Mal, dass sie seinen Vornamen benutzte. Sie wusste selbst nicht, was sie dazu veranlasst hatte, und doch spürte sie, dass sie ihm irgendwie näherstand, näher an ihn herangekommen war als je zuvor.
    „Ich habe von einem Meister gelernt“, sagte er, ohne auf ihre Frage einzugehen. „Was werdet Ihr tun, wenn Euer Onkel sich weigert, den Mann als einen der seinen mitzunehmen?“
    Kathryn senkte den Blick, denn sie wusste darauf keine Antwort. Lord Mountfitchet war gekommen, um seinen Sohn zu suchen, und sie wusste instinktiv, dass William nicht Dickon war. Sie hatte es sich gewünscht, aber es war nicht so – und doch war ihr Herz voller Mitgefühl für den ehemaligen Sklaven.
    „Ich glaube nicht, dass er mir diesen Wunsch versagen wird“, erwiderte sie. „Lord Mountfitchet hat sich mir gegenüber immer überaus freundlich und großzügig gezeigt – vor allem, seit wir Dickon verloren.“
    „Ihr nanntet ihn eben Lord Mountfitchet – ist er denn nicht Euer Onkel?“
    „Wir sind keine Blutsverwandten“, erklärte Kathryn. „Mein Vater und Onkel Charles sind schon ihr ganzes Leben lang befreundet, und ich hätte Richard Mountfitchet geheiratet, wenn …“ Sie schüttelte traurig den Kopf. „Dies ist nicht der Mann, den ich

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