Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
freuen.“
„Du bist so gut zu mir“, sagte Kathryn mit einem weiteren Lächeln, das ihr ganzes Gesicht erstrahlen ließ. „Aber bis jetzt bin ich noch niemandem begegnet, mit dem ich mich gern vermählen möchte.“
Es gab da zwar einen Menschen, der ihr Herz schneller schlagen ließ, aber er konnte auch Zorn und Verzweiflung in ihr auslösen – und mitnichten war er die Art von Mann, die sie zu heiraten wünschte. Und sie schmeichelte sich selbst auch nicht mit der Vorstellung, dass er sie je als die Frau sehen könnte, die er ehelichen wollte.
„Meine Geschäfte in Venedig sollten in einer Woche erledigt sein“, teilte Charles ihr nun mit. „Ich rate dir, deinen Aufenthalt hier noch so gut wie möglich zu nutzen, Kathryn. Denn ich glaube, dass das Leben auf Zypern vollkommen anders sein wird. Ich nehme nicht an, dass du dort Händler finden wirst, wie es sie in dieser Stadt gibt, und wir werden auf Schiffe angewiesen sein, die Vorräte auf die Insel bringen. Wobei ich davon ausgehe, dass wir, was unser Essen und solcherlei Dinge angeht, autark sein können. Doch wie auch immer: Alles, was du noch für deinen Komfort brauchst, solltest du vor unserer Abreise besorgen.“
„Lady Mary hat bereits eine Einkaufstour vorgeschlagen“, sagte sie. „Vielleicht könntest du uns einige Diener als Begleitung mitgeben. Ich möchte Signor Santorini nicht gern darum bitten, uns ein weiteres Mal zu eskortieren.“
„Ja, natürlich, mein Kind. Ich werde selbst dafür Sorge tragen, und es gibt keinen Grund, dass Santorini davon wissen muss. Er war uns ein rücksichtsvoller Gastgeber, und wir sollten nicht noch mehr von seiner Zeit in Anspruch nehmen.“
Kathryn wälzte sich im Bett unruhig hin und her. Ihr Traum war anfangs angenehm gewesen, denn sie wandelte in einem wunderschönen Garten umher und hatte sich glücklich gefühlt. Jemand war bei ihr gewesen – ein Mann: Lorenzo Santorini, aber er war nicht so, wie sie ihn kannte. Dieser Mann lachte und neckte sie und sah sie mit Augen voller Liebe an. Er hatte sie in die Arme genommen, geküsst und ihr gesagt, dass sie sein ein und alles sei.
Und dann, als sie ihm gerade antworten wollte, war eine riesige Flutwelle auf sie zugerollt, hatte sie mitgerissen und von ihm fortgetragen. Zitternd und voller Angst war sie daraufhin aufgewacht.
Warum nur hatte sie diese Träume? Sie mochte Signor Santorini noch nicht einmal, und doch … als sie aus seinen Armen gerissen wurde, hatte es sich angefühlt, als würde ihr das Herz zerreißen.
Kathryn schüttelte den Kopf, um die beunruhigenden Bilder zu vertreiben, die sie so verstörten. Sie benahm sich sehr töricht. In ihren Träumen verwechselte sie Dickon mit dem überheblichen Venezianer. Es war ihr liebster Freund gewesen, der ihr entrissen worden war, keineswegs ein anmaßender Unbekannter. Sie musste diesen ganzen Unsinn aus ihren Gedanken verbannen, aufstehen und sich auf die Einkäufe vorbereiten, die für später an diesem Tag geplant waren.
„Nun, mein Kind, ich finde, wir haben unsere Zeit und unser Geld gut angelegt“, sagte Lady Mary, als die beiden ihre Schritte in Richtung der Gondel lenkten, die sie wieder zurück zum Palazzo Santorini bringen sollte. „Sobald unsere Besorgungen auf dem Schiff von Charles eingetroffen und vertäut sind, steht aus meiner Sicht einer Abreise nichts mehr entgegen. Ich glaube nicht, dass es uns während der nächsten sechs Monate an irgendetwas mangeln wird, und danach können wir bestellen, was wir benötigen.“
„Ich bin so glücklich über all die schönen Stickseiden und diese herrlichen Stoffe. Doch ich bin mir sicher, dass uns das Leben auf Zypern nach unserem Aufenthalt hier in Venedig ein wenig ruhig erscheinen wird, Tante Mary. Zu Hause vermochte ich jederzeit die Bibliothek meines Vaters zu benutzen, um mich zu zerstreuen. Aber Onkel Charles musste viele seiner Bücher zurücklassen, da er nicht alles mitnehmen konnte, was er gern bei sich gehabt hätte.“
„Ich werde dies heute Abend beim Essen zur Sprache bringen“, versicherte Lady Mary. „Es ist gut möglich, dass er bereits daran gedacht hat, sich Bücher zu bestellen, und vielleicht kann er dasselbe auch für uns tun.“
Sie hatten die Treppe erreicht, die hinunter zu der Lagune führte. Dort wartete auch schon der Gondoliere auf sie. Kathryn ging ein Stück vor Lady Mary und den beiden Dienern, die sie begleiteten. Sie lief die Stufen hinab und nahm die Hand eines Mannes, der vortrat, um ihr zu
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