Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
Reise nach Rom – war es möglich, dass sie alle etwas miteinander zu tun hatten? Er hatte Don Pablo in Verdacht gehabt, etwas im Schilde zu führen, denn es war kaum davon auszugehen, dass Rachid in Venedig über die nötigen Kontakte verfügte, um auf dem Markusplatz einen Angriff gegen ihn durchzuführen.
Es erschien Lorenzo wahrscheinlicher, dass der Spanier dahintersteckte. Aber warum? Warum sollte Dominicus ihn so sehr hassen? Lorenzo glaubte nicht, dass er diesem Mann vor jener Nacht in Rom begegnet war. Lag es nur daran, dass er sich geweigert hatte, ihm dabei zu helfen, seine Tochter auf dem Heimweg von Zypern zu eskortieren? Mit Sicherheit nicht.
Er war Bedrohungen und Schwierigkeiten gewohnt und konnte damit umgehen. Doch Kathryn hatte noch nie einer solchen Gefahr ins Auge geblickt wie der, in der sie nun schwebte. Lorenzo wurde von einer unglaublichen Wut ergriffen, und er hatte Angst – Angst, dass er ihr vielleicht nicht helfen konnte.
4. KAPITEL
Kathryn unternahm keinen Fluchtversuch, als sie an Bord der spanischen Galeone gebracht wurde. Sie hatte in Erwägung gezogen, in die Lagune zu springen, aber sie konnte nicht schwimmen und das Gewicht ihrer Kleider hätte sie bald unter Wasser gezogen. Bisher war ihre Verzweiflung noch nicht so groß, dass sie sich das Leben nehmen wollte. Lorenzo würde bestimmt nicht in die Falle gehen, die Don Pablo für ihn ausgelegt hatte – warum sollte er das auch? Aber vielleicht könnte man Lösegeld für sie bezahlen? Don Pablo hatte ihr gesagt, dass er als letzten Ausweg versuchen würde, sie gegen seine Tochter Maria auszutauschen, und vielleicht würde sich Rachid mit einer entsprechenden Summe zufriedengeben.
Es war alles sehr beängstigend, aber sie tröstete sich so gut sie konnte. Möglicherweise hatte Rachid kein Interesse daran, das andere Mädchen gegen sie einzutauschen, und dann würde Don Pablo sie unter Umständen freilassen.
An Bord des Schiffes wurde Kathryn gut behandelt. Man wies ihr eine Kabine zu, die offensichtlich entweder Don Pablo selbst oder einem anderen ranghöheren Mitglied seiner Mannschaft gehörte. Darin stand ein kunstvoll geschnitztes, reich verziertes Kastenbett aus Holz mit einer Federmatratze, auf der eine seidene Decke und zahlreiche Kissen lagen. Zusätzlich gab es noch einen Tisch, einen Stuhl und zwei Truhen. Als sie sich umsah, bemerkte sie geschmiedete Wandhalter, die an der Holzvertäfelung befestigt waren und an denen Laternen hingen. Und als sie in eine der Truhen blickte, entdeckte sie zahlreiche Frauenkleider sowie Toilettenartikel aus Silber und eine Anzahl von Elfenbeinkämmen. Sie fand jedoch nichts, was sie als Waffe hätte verwenden können. Anscheinend war diese Entführung mit sehr viel Sorgfalt vorbereitet worden.
Die Tür ihrer Kabine war hinter ihr verschlossen worden, sobald sie hineingegangen war. Als sie aus einem der kleinen eckigen Fenster nach draußen blickte, sah sie, dass sich ihre Kajüte im Heck des Schiffes befand, und ihr wurde bewusst, dass die große Lagune bereits weit hinter ihnen lag. Sie segelten hinaus aufs offene Meer, waren auf dem Weg nach Spanien – genau wie Kathryns Entführer es angekündigt hatte.
Sie wirbelte herum, als die Kabinentür geöffnet wurde. Fast hatte sie erwartet, Don Pablo zu sehen, aber es war nur ein Matrose, der ihr Essen und Wein brachte.
„Wo ist der Kapitän?“, fragte sie. „Wurde bereits eine Lösegeldforderung an meinen Onkel gesandt?“
Der Seemann schüttelte den Kopf und sagte etwas auf Spanisch. Sie vermutete, er wollte ihr damit zu verstehen geben, dass er sie nicht verstand. Es war sinnlos, ihm Fragen zu stellen – er hätte sowieso nicht gewagt, ihr eine Antwort zu geben, selbst wenn er nachvollziehen konnte, was sie wissen wollte.
Kathryn setzte sich an den Tisch, auf dem der Matrose das Tablett mit den Speisen abgestellt hatte. Sie betrachtete misstrauisch Brot, Fleisch und Obst und fragte sich, ob die Dinge möglicherweise Schlafmittel oder sogar Gift enthalten könnten. Der Seemann beobachtete sie einen Augenblick lang, dann hob er den Weinkelch und nahm einen Schluck, als wollte er ihr zeigen, dass der Inhalt unbedenklich war. Danach wischte er den Becher mit den Fingern ab und gab ihn ihr zurück.
Kathryn führte den Weinkelch nun bedenkenlos an ihre Lippen. Ihr wurde bewusst, dass sie hungrig war, denn sie hatte seit dem frühen Morgen nichts mehr gegessen – und es war inzwischen spät am Nachmittag. Es brachte nichts zu
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