Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
begehrenswert aus. „Vergesst nicht, was ich Euch gesagt habe.“
„Ich werde es nicht vergessen.“
Kathryn hätte es vorgezogen, die Contessa an jenem Abend nicht auf den Empfang zu begleiten, aber ihr blieb keine Wahl. Sie musste tun, was von ihr verlangt wurde, solange sie unter dem Dach dieser Frau lebte.
Der Empfang wurde in einer großen Villa abgehalten, die sich auf einem der Stadthügel befand. Kathryn gesellte sich zu den anderen Gästen, lächelte, sagte aber nur sehr wenig, als sie den Bekannten der Contessa als Mündel eines lieben Freundes vorgestellt wurde. Rosa dei Corleone war in Gesellschaft wie verwandelt, sie lächelte viel und nannte ihren Gast ein süßes Kind. Kathryn wäre am liebsten davongelaufen und hätte sich versteckt.
Doch sie blieb gehorsam neben der Contessa stehen, redete nur, wenn sie angesprochen wurde, und wünschte sich insgeheim, dass der Abend bald vorüber war. Sie mochte keinen dieser Menschen. Ständig musste sie daran denken, wie herzlich Lady Marys Freunde in London zu ihr gewesen waren. Ihre Seele schmerzte, als sie sich fragte, ob ihre Freundin noch lebte. Würde sie ihre lieben Freunde je wiedersehen? Würde sie je nach Hause zurückkehren können?
Als sie sah, dass die Contessa sie wohl vergessen hatte, ging Kathryn auf die marmornen Torbögen zu, durch die man in den riesigen Park gelangte. Sie hatte plötzlich das Bedürfnis, alleine zu sein. Sie fühlte sich verloren und so unglücklich, dass sie sich sehr beherrschen musste, um nicht zu weinen. Die kühle Abendluft linderte ein wenig ihr Leid, und sie blickte zu den Sternen hoch. Irgendwie musste sie einen Weg finden, diese unschöne Zeit zu überstehen.
„Warum seid Ihr hier?“ Beim Klang von Lorenzos Stimme dicht hinter ihr zuckte sie zusammen. Sie hatte seine Anwesenheit nicht bemerkt. „Die Contessa war um Euch besorgt.“
Kathryn drehte sich um und blickte ihn an. War auch er wütend auf sie? Sie spürte, wie eine Träne ihre Wange hinunterlief, und sie wandte sich ab, damit er es nicht sah. Ohne nachzudenken lief sie weg, versuchte weiter in den dunkleren Bereich des Gartens zu flüchten.
Er folgte ihr, ergriff ihren Arm und wirbelte sie herum, bis sie ihn ansah. „Was ist los? Warum weint Ihr?“
„Ich weine nicht“, schluchzte Kathryn und wischte ihr Gesicht mit dem Handrücken ab.
„Irgendetwas bedrückt Euch doch. Sagt es mir, Kathryn!“ Sie schüttelte energisch den Kopf. „Weint Ihr um Euren Onkel und Eure Tante?“ Sie schüttelte wieder den Kopf. „Dann ist es die Contessa …“
„Sie hasst mich!“ Die Worte platzten aus ihr heraus.
„Seid nicht töricht, Kathryn. Warum sollte sie Euch hassen?“
„Sie sagt, dass ich meinen Ruf ruiniert habe, dass die Leute denken werden, dass ich Eure …“ Sie verstummte und wandte sich wieder von ihm ab.
„Ah.“ Lorenzo schaute sie nachdenklich an. Er sah ihren Stolz, ihre Wut, und ihre Verzweiflung. „Ich verstehe. Das Risiko, dass das geschehen würde, bestand immer – aber nun ist der Schaden angerichtet, Kathryn.“
„Ich weiß. Es gibt nichts, was man dagegen tun könnte.“
„Nein … Es sei denn, Ihr werdet meine Frau.“ Er lächelte auf eigenartige Weise, als sie sich vor Schreck umdrehte. „Vergebt mir. Ich weiß, dass die Vorstellung Euch nicht angenehm sein kann, aber zumindest würde es den bösen Zungen Einhalt gebieten, bevor das Gerede anfangen kann.“
„Aber Ihr wollt mich nicht heiraten!“
„Stimmt, eine Ehe ist mir vollkommen gleichgültig“, erklärte Lorenzo und zuckte mit den Schultern. „Ich habe nicht den Wunsch nach einer Frau, und so wäre es auch nur eine Vernunftehe. Ihr sagtet mir, dass Ihr vielleicht eines Tages heiraten wollt, obwohl Euer Herz dem Mann gehört, den Ihr vor so vielen Jahren verloren habt. Deswegen kann es für Euch keinen Unterschied machen, wen Ihr heiratet. Ich wäre ebenso gut wie jeder andere. Vielleicht ist dies sogar die einzige Chance, die ihr je auf eine Hochzeit bekommt.“
„Es besteht überhaupt kein Grund, dass wir heiraten sollten!“ Kathryn wusste nicht, was hier gerade vor sich ging. „Warum solltet Ihr mich wollen? Welchen Vorteil zieht Ihr daraus?“
„Sagtet Ihr nicht, Ihr seid eine Erbin? Dieser Krieg wird mich aller wahrscheinlich nach ein kleines Vermögen kosten. Eine reiche Frau wäre da nicht zu verachten.“
Neckte er sie? Seine Augen funkelten, obwohl er nicht lächelte.
„Es ist kein großes Vermögen …“ Sie starrte ihn unsicher
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