Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
mögliche passieren. Außerdem werde ich erst in einigen Monaten wieder in Venedig sein. Ich werde Euch bei einer Freundin in Rom unterbringen. Dort werdet Ihr in Sicherheit sein, bis ich entscheiden kann, was Eure weitere Zukunft betrifft.“
Kathryn war zu bedrückt, um zu antworten. Der mögliche Verlust zweier lieber Menschen brach ihr fast das Herz. Auch konnte sie Lorenzo dieses Mal nicht widersprechen. Ohne ihn wäre sie noch hilfloser, denn sie hatte nur wenig eigenes Geld und war ohne fremde Unterstützung nicht in der Lage, nach England zurückzukehren. Sie war in der Tat völlig auf ihn angewiesen. Es war ein erniedrigendes Gefühl, und sie wusste nicht recht, wie sie ihm begegnen sollte.
„Folgt mir jetzt, Kathryn“, ermahnte Lorenzo sie. „Verzweifelt nicht. Lord Mountfitchet war vor einem möglichen Überfall gewarnt worden. Vielleicht hat er im letzten Augenblick seine Meinung geändert und hat in Italien ein Weingut erworben.“
Sie wusste, dass er versuchte, sie zu trösten – dennoch war ihr Herz schwer. Lorenzos Worten zum Trotz bezweifelte sie, dass Lord Mountfitchet seine Pläne ohne guten Grund revidiert haben sollte. Sie konnte nur noch hoffen, dass er und Lady Mary mit dem Leben davongekommen waren.
Kathryn blickte sich in dem Raum um, den man ihr im Haus von Lorenzos Freundin zugeteilt hatte. Die Contessa Rosa dei Corleone hatte ihn mit der Herzlichkeit einer alten Bekannten begrüßt. Kathryn war sich nicht sicher, ob die Contessa ebenso erfreut darüber war, eine Fremde als Gast zu beherbergen, obwohl sie Kathryn gnädig empfangen hatte.
„Natürlich kann Mistress Rowlands bei mir wohnen, Lorenzo“, hatte sie gesagt, während ihre dunklen Augen glitzerten, als sie ihn ansah. „Ihr wisst, dass ich alles für Euch tun würde.“
Kein Zweifel, sie machte ihm schöne Augen! Kathryn war empört, als ihr das bewusst wurde. Rosa dei Corleone war um Jahre älter als er!
„Ihr seid sehr großzügig, Contessa“, erwiderte Lorenzo, wobei ein belustigtes Funkeln in seinen Augen sichtbar wurde. „Ich werde wiederkommen, sobald es mir möglich ist. In der Zwischenzeit werde ich Vorkehrungen für Kathryn treffen. Sollte ich aus dem bevorstehenden Kampf nicht zurückkehren, wird ihr ausreichend Geld zur Verfügung stehen, damit sie zurück nach England reisen kann.“
„Wie Ihr wünscht, mein Freund.“
Die Contessa schaute Kathryn forschend an.
„Meine Dienerin wird Euch auf Euer Zimmer bringen. Ich bin mir sicher, dass Ihr Euch frisch machen wollt, nachdem Ihr die letzten Tage auf See wart.“
Kathryn sah Lorenzo bittend an. Jetzt, wo er fortgehen wollte, hatte sie das Gefühl, als ließe er sie im Stich. Sie wollte sich an ihm festklammern, ihn anflehen, sie nicht zu verlassen – aber sie wusste, dass sie ihm ihre Empfindungen nicht zeigen durfte.
„Ich werde noch Abschied von Euch nehmen, bevor wir aufbrechen“, sagte er und lächelte sie ermutigend an. „Es sind einige Vorbereitungen zu treffen, und ich habe viel zu tun. Es kann drei oder vier Tage dauern, bis der Rest meiner Flotte zu mir stoßen kann, und weitere zwei Tage, bevor wir in See stechen.“
Kathryn nickte. Sie fühlte sich, als würde ihr das Herz entzweigerissen.
„Ihr dürft nicht an mich denken. Ihr habt Eure Verpflichtungen – aber ich hätte zu gern Nachricht von meinem Onkel und meiner Tante …“
„Ich werde Euch nicht im Stich lassen“, versprach er. Einen Augenblick lang wurde ihr leicht ums Herz, als sie in seinen Augen etwas entdeckte, das ihr vertraut war. „Geht jetzt mit der Dienerin der Contessa. Sie wird Euch auf Euer Zimmer bringen. Ihr solltet Euch ein wenig ausruhen.“
Kathryn hatte seine Anweisung befolgt. Es gab so vieles, was sie sagen wollte und nicht sagen durfte. Nun, da sie alleine in diesem Raum war, als Gast einer Frau, von der sie instinktiv wusste, dass sie sie nicht mochte, gestand sie sich ein, dass sie in Lorenzo Santorini verliebt war. Sie konnte sich nicht erklären, wie es geschehen war, denn sie war fest entschlossen gewesen, ihn nicht zu mögen. Aber jetzt wusste sie, dass es ihr unerträglich sein würde, ihn nie mehr zu sehen. Wenn er getötet wurde … Sie konnte nicht darüber nachdenken. Der Gedanke schmerzte zu sehr.
„Die Contessa bittet Euch, zu ihr in den Salon hinunterzukommen, sobald Ihr bereit seid.“
Kathryn wandte sich um. Ihr Mut sank, als sie in die gehässigen Augen der Dienerin von Rosa dei Corleone blickte. Sie war in diesem Haus nicht
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