Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
in Sicherheit“, beruhigte Kathryn sie. Die Not des Mädchens berührte ihr Herz. „Folgt mir, wir werden hinaufgehen. Dort können wir reden, und Ihr könnt mir sagen, was Ihr alles benötigt.“
Maria warf Lorenzo noch einen Blick zu, aber als sie in seinem Gesicht kein Mitgefühl entdecken konnte, klammerte sie sich an die Hand, die Kathryn ihr reichte, und hielt den Kopf gebeugt, während sie sich wegführen ließ.
Lorenzo sah den beiden nach, als sie fortgingen. Instinktiv wusste er, dass die Spanierin nicht so verstört war, wie sie sich gab. An ihr war etwas, das ihm nicht gefiel. Aber nachdem er sie ausgelöst hatte, war er als Ehrenmann dazu verpflichtet, für sie zu sorgen, bis sie zu ihrer Familie zurückgebracht werden konnte.
„Ich wurde dazu gezwungen, diese Sachen zu tragen“, erzählte Maria Kathryn, als sie alleine waren und sie Michaels Umhang abgelegt und ihre durchscheinenden Haremshosen enthüllt hatte. „Ich schäme mich so.“
„Es ist nicht Eure Schande“, beruhigte Kathryn sie. Sie war wütend darüber, dass das Mädchen solchen Erniedrigungen ausgesetzt worden war. „Ihr wart gefangen und musstet tun, was Eure grausamen Herren von Euch verlangten. Ich habe gehört, dass Rachid einer der schlimmsten Korsarenkommandeure ist, ein skrupelloser Mann. Wir müssen Gott danken, dass Ihr befreit wurdet, bevor es zu spät war.“
„Sie haben mir gesagt, dass ich an den Sultan verkauft werden soll“, berichtete Maria ihr mit gesenkten Augen. Sie wischte sich mit der Hand durchs Gesicht. „Vielleicht war es mein Glück, dass Rachid mich nicht für sich selbst wollte.“
„Ja, ich bin mir sicher, dass es das war“, stimmte Kathryn zu. „Es muss eine schreckliche Zeit für Euch gewesen sein.“
„Ich wünschte, ich wäre gestorben, statt zur Sklavin zu werden. Mein Vater wird mich verstoßen oder in ein Kloster stecken.“
„Sicherlich nicht, Maria. Er wird froh sein, Euch wieder zu Hause zu haben.“
„Das glaube ich nicht. Ich habe ihn entehrt.“ Hoffnungsvoll blickte Don Pablos Tochter Kathryn an. „Könnte ich nicht bei Euch bleiben – als Eure Gesellschafterin? Ich verspreche Euch, dass ich Euch keinen Ärger machen würde.“
„Es ist Sache meines Gemahls, solche Entscheidungen zu treffen“, sagte Kathryn, doch ihr Herz war voller Mitgefühl. „Aber ich glaube, Ihr sorgt Euch zu sehr, Maria. Euer Vater wünscht sich inständig, Euch zurückzuhaben.“ Sie erklärte Maria, wie Don Pablo versucht hatte, Lorenzo eine Falle zu stellen. „Das muss Euch doch beweisen, dass er Euch liebt.“
„Vielleicht.“ Maria schluchzte ein wenig. „Aber er hat keine Ahnung davon, dass ich in einem Harem gehalten wurde, mit …“ Sie schüttelte den Kopf. „Ihr könnt nicht ahnen, was sie mit mir taten, um sicherzugehen, dass ich …“
„Quält Euch nicht, Maria“, beschwichtigte Kathryn sie. „Ich werde mit meinem Mann sprechen und herausfinden, ob Ihr bei uns bleiben könnt – wenigstens bis wir uns sicher sein können, wie Euer Vater über diese Angelegenheit denkt. Ich gebe Euch jedoch mein Wort: Wenn er der Ansicht ist, Ihr hättet Schande über ihn gebracht, werde ich Euch nicht zu ihm zurückgehen lassen.“
„Oh, Ihr seid so gütig!“ Maria ergriff ihre Hand und küsste sie. „Ich würde alles tun, was Ihr von mir verlangt, Mylady.“
„Nein, nein, Ihr müsst mich Kathryn nennen, so wie meine Freundinnen es tun. Ich verspreche Euch, dass Ihr nicht einer Sache wegen schlecht behandelt werden sollt, an der Ihr keine Schuld tragt.“ Sie lächelte das Mädchen an. „Unsere Dienstboten werden Euch Badewasser, Kleider und etwas zu essen bringen. Heute Abend wollt Ihr Euch sicher ausruhen, aber am Morgen unterhalten wir uns weiter. Die Kleider, die ihr tragt, werden wir verbrennen.“
„Darf ich sie nicht zur Erinnerung behalten?“, fragte Maria. „Wenn ich sie aufheben kann, werden sie mich daran erinnern, dass mein Anstand einmal verloren war. Bitte zwingt mich nicht dazu, sie abzugeben.“
„Ihr könnt sie doch sicherlich nicht wollen?“
„Bitte!“
„Wie Ihr wünscht, aber Ihr dürft das, was Euch geschehen ist, nicht als Eure Schmach betrachten.“
Kathryn überließ das Mädchen der Fürsorge der Dienstboten und ging nach unten zu Lorenzo. Er blickte sie fragend an.
„Sie wird baden, etwas essen und sich erholen. Wir werden am Morgen weitersehen, wie es um sie steht.“
„Es tut mir leid, dass sie nun bei uns ist“, sagte Lorenzo. „Es lag
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