Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
führen.“
„Es scheint, als wollte sie wirklich meinen Tod.“ Kathryn seufzte. „Es schmerzt mich, mir vorzustellen, dass sie so hätte handeln können, Lorenzo. Wir waren nicht ihre Feinde. Du hast sie aus Rachids Gefangenschaft befreit.“
„Offensichtlich wollte sie nicht befreit werden“, erwiderte Lorenzo mit gerunzelter Stirn. „Wenn er sie zu seiner Favoritin auserkoren hat … Es könnte sein, dass sie ihre Position im Harem genossen hat.“
„Sie ist sehr schön, und was du sagst, könnte wahr sein“, stimmte Kathryn zu. „Als ich ihr anbot, die Kleider zu verbrennen, die sie bei ihrer Ankunft trug, bat sie mich, die Sachen behalten zu dürfen. Und wenn sie den Harem nicht verlassen wollte, könnte es sein, dass sie darauf hoffte, dorthin zurückkehren zu dürfen, wenn …“ Sie zögerte, denn es schien unwahrscheinlich, dass Rachid eine Frau im Kampf gegen seinen Feind benutzen würde.
„Wenn ich tot oder gefangen wäre?“ Lorenzo nickte. „Ja, ich hatte auch schon an diese Möglichkeit gedacht. Wenn ich mich zu ihr hingezogen gefühlt hätte, wäre es ihr vielleicht gelungen, mich in eine Falle zu locken. Und doch hat sie dich angegriffen – warum? Du warst ihr gegenüber stets nur freundlich.“
Kathryn wurde nachdenklich. „Vielleicht war sie eifersüchtig, weil ich den Mann habe, den ich liebe, und sie ihren nicht? Sie muss gewusst haben, dass du kein Interesse an ihr hast, und vielleicht dachte sie, es schmerzt dich, wenn ich sterbe.“
„Ja, das könnte möglich sein. Doch wir sollten sie vergessen, Kathryn. Sie ist es nicht wert, dass wir unsere Gedanken an sie verschwenden. Wenn sie gefunden wird, werden wir sie angemessen bestrafen.“
„Du wirst nicht zu hart zu ihr sein?“ Kathryn blickte ihn besorgt an. „Sie hat Schreckliches getan, aber ich möchte nicht, dass sie unverhältnismäßig streng verurteilt wird.“
„Dem Gesetz nach wäre das Gefängnis die geringste Strafe für sie, und dazu vielleicht noch einige Stockhiebe.“
„Nein! Das ist zu viel“, widersprach Kathryn. „Kannst du sie nicht einfach zu ihrem Vater zurückschicken?“
„Ist es das, was du willst?“
„Ja, ich denke schon. Ich weiß, dass das, was sie getan hat, falsch war. Aber es geht mir wieder gut, und ich könnte nicht damit leben, wenn ich sie auf meinem Gewissen hätte.“
„Nun denn“, erwiderte Lorenzo. „Es scheint, als müsste ich dir nachgeben, meine Liebste, auch wenn es gegen mein besseres Wissen geschieht. Wir werden sie ihrem Vater überlassen. Ich werde ihm berichten, wie sie sich als unser Gast betragen hat – er soll ihr Richter sein. Und jetzt sprechen wir nicht mehr über sie. Sie ist nicht wichtig.“
„Sagst du mir, wo wir heute Abend hingehen?“, fragte Kathryn. Es war das erste Mal seit einer Woche, dass sie etwas außerhalb des Hauses unternahmen, und er hatte ihr verschwiegen, wo sie hinwollten. Einzig hatte er ihr mitgeteilt, dass es eine Überraschung sein sollte.
„Du musst dich in Geduld üben, Madonna“, ermahnte er sie und neigte den Kopf, um sie sanft auf den Mund zu küssen. „Du wirst es in ein paar Stunden erfahren, und bis dahin soll es ein Geheimnis bleiben.“
Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem Geheimnis um einen Maskenball, der ihr zu Ehren abgehalten wurde, und auf dem alle gemeinsamen Freunde des Paares zugegen waren. Als Kathryn sich für den Abend zurechtmachte, reichte man ihr ein neues Kleid aus einer wunderschönen grünen Seide. Es hatte bauschige Röcke, die über einem Untergewand aus elfenbeinfarbener Seide aufsprangen, das mit Stickereien und Edelsteinen verziert war. Ihr Umhang war aus passendem Samt gefertigt, und ihre Maske war ein fein gearbeitetes Kunstwerk, unter dem ihre Lippen weich und einladend aussahen.
Lorenzo trug wie üblich schwarz, aber die Ärmel seines Wamses waren über einer grünen Seide geschlitzt, die zu ihrem Kleid passte. Er küsste sie, bevor sie losgingen, und schenkte ihr ein Halsband aus herrlichen Saphiren, das wie ein kleiner Kragen an ihrem schlanken Hals saß.
„Es ist wunderschön, Lorenzo. Du verwöhnst mich.“ Sie blickte zu ihm hoch – und er fand, dass das Strahlen ihrer Augen die Edelsteine matt erscheinen ließ.
„Du bist mir sehr kostbar geworden“, sagte er in einem Tonfall zu ihr, der sie innerlich erbeben ließ. „Als ich dachte, dass ich dich vielleicht verliere, wurde mir bewusst, dass mein Leben ohne dich leer wäre. Ich wollte nicht so viel für dich
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