Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
empfinden, Kathryn, aber ich tue es – vielleicht mehr, als ich gedacht habe.“
„Mein Liebster …“ Kathryns Augen glänzten unter Tränen, obwohl sie versuchte, sie wegzublinzeln. Sie hatte es nie für möglich gehalten, solche Worte von ihm zu hören, und es löste in ihr vielfältigste Emotionen aus. Sie war zufrieden damit, seine Frau zu sein und ihn zu lieben, aber seine Liebe zu besitzen wäre wundervoll.
Er lächelte ihr zu, küsste ihre Hand und führte sie in die laue Nacht hinaus. „Komm, Kathryn, unsere Freunde warten bereits auf uns.“
Es war ein perfekter Abend. Alle überschütteten sie mit Freundlichkeiten, küssten sie und sagten, wie gern sie sie hatten und wie erschrocken sie über die Anschläge auf ihr Leben waren. Es schien, als hätte keiner von ihnen Maria wirklich gemocht und als hätten die meisten ihr nicht vertraut.
„Lorenzo hätte ihr nie erlauben dürfen, bei Euch zu bleiben“, stellte Elizabeta fest. Die Feier wurde in ihrem Haus abgehalten, und sie machte ein großes Aufheben um Kathryn. „Ich hoffe, wir bleiben Freunde, wenn Ihr nach Venedig zurückkehrt“, sagte sie zu ihr. „Vielleicht ladet Ihr mich irgendwann ein, Euch zu besuchen.“
„Das wäre sehr schön“, erwiderte Kathryn. „Ich glaube nicht, dass Lorenzo im Augenblick die Zeit erübrigen kann, mich nach Hause zu begleiten. Aber natürlich werden wir eines Tages zurückkehren.“ Sie war davon überzeugt, dass sie die Freunde, die sie in Rom gewonnen hatte, vermissen würde. Doch sie würde in Venedig neue kennenlernen, und Lorenzo sprach davon, in Rom ein Sommerhaus zu erwerben, damit sie jedes Jahr einige Monate dort verbringen konnten.
An jenem Abend erschien es Kathryn, als wäre sie noch nie zuvor so glücklich gewesen. Sie tanzte jeden Tanz, und die meisten davon mit Lorenzo. Er wirkte wie ein neuer Mensch, der ernste Blick und die kalten Augen schienen verschwunden zu sein, als hätte es sie nie gegeben. Einige seiner Freunde machten sogar Bemerkungen darüber zu Kathryn und sagten ihr, dass die Ehe ihm anscheinend guttun würde, denn er hätte noch nie so entspannt und glücklich ausgesehen.
„Ich finde, Ihr habt ein Wunder vollbracht, Kathryn“, stellte Paolo fest. „Oder ist es vielleicht die Liebe?“
Vielleicht war es Liebe. Kathryn hätte sich keinen aufmerksameren oder großzügigeren Ehemann wünschen können, und der Abend war ein einziger vergnüglicher Rausch. Es kam ihr vor, als hätte sie alles, wovon sie je geträumt hatte, als wäre ihr Glück vollkommen.
Es war sehr spät, als sie die Feierlichkeiten verließen. Die Fackeln waren in den Wandhaltern heruntergebrannt, und es war draußen sehr dunkel, denn Wolken verdeckten den Mond. Als sie auf die Straße hinaustraten, begegneten sie einem Mann, der gerade an Elizabetas Tür klopfen wollte, und Lorenzo entfuhr ein freudiger Ausruf.
„Michael! Es ist schön, dich zu sehen, mein Freund. Wie geht es deinem Vater?“
„Viel besser“, erwiderte Michael mit einem seltsamen Lächeln. „Er ermahnte mich, mir eine Frau zu suchen – und das bedeutet, dass es ihm wieder gutgehen muss.“
Lorenzo lachte. „Wir haben dich vermisst. Willst du nicht mit uns kommen? Wir haben viel zu besprechen.“
„Aus diesem Grunde bin ich heute hier erschienen“, erklärte Michael und blickte Kathryn mit einem Lächeln an. „Ich bringe gute Neuigkeiten, Kathryn. Ich habe einen Brief von Lord Mountfitchet.“
„Von Onkel Charles?“ Kathryn spürte, wie ihr Tränen in die Augen sprangen. Sie hatte geglaubt, dass ihr Glück nicht mehr vollkommener sein könnte, aber diese Nachricht war wundervoll. „Oh, das sind wahrlich gute Neuigkeiten! Sind er und Lady Mary wohlauf?“
„Ja, es geht ihnen jetzt bestens. Es scheint, als wäre Lady Mary auf der Reise erkrankt, und Lord Mountfitchet gab Anweisungen, auf Sizilien an Land zu gehen. Sie kamen also gar nicht bis nach Zypern. Als sie von der Invasion hörten, fassten sie den Entschluss, zunächst einmal auf Sizilien zu bleiben. Des Krieges wegen war es schwierig, Briefe zu verschicken, und Lady Mary war eine Zeit lang ziemlich krank. Als Lord Mountfitchet endlich in der Lage war, einen Brief zu senden, war er sich nicht sicher, wo du dich befindest, also hat er ihn nach Venedig geschickt.“
„Das klingt wahrhaft gut“, sagte Lorenzo. „Ich bin so froh, dass …“
„Gütiger Himmel!“, rief Michael und schob Lorenzo plötzlich mit einer heftigen Bewegung zur Seite. „Was tut Ihr denn
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