Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
er noch ein paar Tage auf Sizilien ausgeharrt, hätte er mit seinen restlichen Schiffen zusammen segeln können.
Er war davon ausgegangen, dass der Korsar seine Galeeren nach Algier zurückbringen würde, um dort zu überwintern und Reparaturen durchzuführen. Aber es schien, als wären seine Männer streitsüchtig. Nun, sie würden ihre Schlacht bekommen. Sie waren in der Überzahl, aber Lorenzos Männer waren ihm treu ergeben und würden, wenn nötig, bis zum Tode kämpfen.
Kathryn und ihr Vater saßen im Salon, tranken Wein und aßen Kekse, als sie den Klang von Stimmen in der Eingangshalle vernahmen. Kathryn sprang auf, als Michael eintrat, dicht gefolgt von Lord Mountfitchet.
„Kathryn.“ Als sie Lord Mountfitchets Gesichtsausdruck sah, setzte Kathryns Herz vor Angst einen Schlag aus. „Vergib mir, aber ich fürchte, ich habe schreckliche Neuigkeiten.“
„Lorenzo?“ Ihr Gesicht war kreidebleich, und sie wäre vielleicht gestürzt, hätte ihr Vater sie nicht gehalten. „Ihm ist etwas zugestoßen …“
Sir John stützte sie mit seiner Hand. „Verdammt, Charles! Was ist passiert?“
„John – ich wusste nicht, dass du hier bist“, sagte Lord Mountfitchet. Sein Gesicht war grau, und es war offensichtlich, dass er sich in großer Sorge befand. „Die Nachrichten sind schlimmer, als du dir vorstellen kannst. Lorenzo bestand darauf, alleine loszufahren, weil er es nicht erwarten konnte, Kathryn wiederzusehen. Er dachte, die Meere wären nach der Schlacht sicher, aber …“ Seine Hand zitterte, als er sie ans Gesicht hob. „Ich kann es selbst kaum glauben. Ihn wiedergefunden zu haben – und dann zu verlieren.“
„Wovon sprichst du?“, fragte Sir John irritiert. Veronique hatte Kathryn auf einen Stuhl geholfen und gab ihr zur Stärkung einen Schluck Wein. „Was ist mit Kathryns Gemahl geschehen?“
„Wir fanden das Wrack seiner Galeere“, erklärte Charles. „Das Schiff hatte schweren Schaden davongetragen und war verlassen. Ein Mann klammerte sich im Wasser an ein Wrackteil. Irgendwie war es dem armen Teufel gelungen, zwei Tage am Leben zu bleiben. Er war kaum noch bei Sinnen, und er fiebert immer noch, aber er sagte uns, dass der Korsar Gefangene nahm – und dass Lorenzo entweder tot oder in den Händen des Feindes sei.“
„Nein!“, rief Kathryn entsetzt. „Nein, nicht Rachid. Er wird ihn sicherlich töten!“ Tränen liefen ihr die Wangen herunter. „Zwischen ihnen ist so viel Hass …“
„Verzweifelt nicht, Kathryn.“ Michael sprach zum ersten Mal. „Ich habe bereits Schiffe ausgesandt, um Kontakt zu Rachid aufzunehmen. Wir werden ihm ein Lösegeld für Lorenzo anbieten. Ich werde selbst nach Algier reisen. Ich verspreche Euch, dass wir nichts unversucht lassen werden, um ihn zu finden.“
„Lorenzo …“ Kathryn beugte den Kopf, als Schmerz und Trauer sie beinahe überwältigten. „Das ist alles meine Schuld. Ich brachte ihn dazu, mich zu lieben, und …“ Es war genauso, wie er es befürchtet hatte. Aus Liebe zu ihr hatte er seine angeborene Vorsicht in den Wind geschlagen. Er war ungeduldig gewesen, weil er zu ihr zurückkehren wollte. „Oh, mein Liebster, vergib mir!“
„Was ist das für ein Unsinn, Kathryn?“ Ihr Vater sah verstört aus. Er rieb sich die Brust, als hätte er Schmerzen. „Wie kann es deine Schuld sein?“
„Entschuldigt mich“, rief sie, die Augen voller Tränen. „Ich möchte alleine sein.“
Die Männer starrten ihr nach, als sie flüchtete, allein Veronique folgte ihr.
„Was hat das alles zu bedeuten?“, fragte Sir John. Er rieb sich wieder die Brust. Manchmal spürte er die Schmerzen kaum, aber hin und wieder wurden sie stärker. Er hätte eines der Pulver nehmen müssen, die sein Arzt ihm mitgegeben hatte, doch das musste im Augenblick warten.
„Lorenzo vertraute mir vor kurzem seine Geschichte an“, erklärte Charles. „Lass mich dir erzählen, was er mir sagte. Dann wirst du vielleicht langsam verstehen, was das alles zu bedeuten hat.“
„Ich muss fort“, verkündete Michael. „Wir haben keine Zeit zu verlieren, wenn wir Lorenzo lebendig wiederfinden wollen. Bitte, sagt Kathryn, dass ich alles in meiner Macht tun werde.“
„Ich zahle jedes Lösegeld“, sagte Charles. „Ich würde jeden Penny geben, den ich besitze, um ihn sicher zurückzubekommen.“
„Ich werde tun, was ich kann“, versprach Michael und verließ die Villa.
Kathryn stand am Fenster und starrte in den Abendhimmel. Sie war zu durcheinander, um
Weitere Kostenlose Bücher