Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
und er wollte Gott und jenen Menschen vertrauen, von denen er wusste, dass sie schon jetzt versuchen würden, seine Freiheit zu erwirken. Alles in ihm weigerte sich, sollte er verkauft werden.
Irgendwie würde er sich seine Souveränität erkämpfen. Wenn er bei dem Versuch starb, wäre Kathryn Witwe. Sie war schön und würde auch reich sein, denn er hinterließ ihr in einem Testament, das er vor dem Krieg aufgesetzt hatte, den größten Teil seiner Besitztümer – und sie würde mit der Zeit lernen, einen anderen zu lieben.
„Kathryn, Kathryn, meine Liebste …“
Sein Herz schrie nach ihr, als er ihren Namen flüsterte, aber selbst um seiner Liebe willen konnte er nicht einfach auf seine Befreiung oder den Tod warten. Er musste versuchen, sich selbst in Sicherheit zu bringen, auch wenn er dabei starb.
„Du da, ungläubiger Hund!“ Eine barsche Stimme erklang aus der Tür. „Willst du Essen und Wasser?“
Lorenzo stöhnte, antwortete jedoch nicht. Er spürte, dass der Mann näher kam. Er musste sich dazu zwingen, ruhig liegen zu bleiben. Einen einzelnen Mann anzugreifen, würde nichts bringen. Der richtige Zeitpunkt musste abgewartet werden.
Der Korsar murmelte etwas Unverständliches und schüttete Lorenzo Wasser ins Gesicht. Er war darauf vorbereitet, da er so etwas schon oft genug gesehen hatte. Lorenzo murmelte einige Worte und zuckte zusammen, öffnete jedoch nicht die Augen. Der Mann grunzte, ging weg und schloss die Tür hinter sich.
Lorenzo fuhr sich mit den Fingern durchs Gesicht und saugte die wenigen Tropfen Feuchtigkeit auf, die er so retten konnte. Er hatte Hunger und Durst, aber er musste den Schein so lange wie irgend möglich wahren.
Kathryn erwachte mit tränenüberströmtem Gesicht. Sie hatte von Lorenzo geträumt – er war krank und hatte Schmerzen, und er rief ihren Namen.
„Oh, Lorenzo“, flüsterte sie, als sie aus dem Bett aufstand und zum Fenster trat, um in die Nacht hinauszublicken. „Lorenzo, stirb nicht, verlass mich nicht! Komm zu mir zurück, mein Liebster. Ich brauche dich so sehr.“
Er war nicht tot. Sie würde diesen Gedanken nicht zulassen, denn wenn sie das tat, war alle Hoffnung verloren. Nein, sie wusste, dass er lebte. Er war irgendwo dort draußen und dachte an sie – und irgendwie würde er zu ihr zurückkehren. Sicherlich würde er einen Weg finden. Das musste er einfach, denn sie liebte ihn.
Es half alles nichts, sie würde nicht mehr einschlafen. Sie kleidete sich an und ging in den Hof hinaus. Die kühle Nachtluft war ihr eine Wohltat. Sie sehnte sich mit jeder Faser ihres Herzens nach dem Mann, den sie liebte, aber es gab keinen Trost für sie.
„Lorenzo …“, flüsterte sie. „Bitte verlass mich nicht, mein Liebster.“
Sie hatten einen Hafen erreicht. Das Schiff bewegte sich nicht mehr, und Lorenzo hörte Rufe auf Deck und das müde Hurrageschrei der Ruderer, die wussten, dass ihnen jetzt ein bisschen Ruhe bevorstand.
Die Versuchung war groß, aufzustehen und aus dem Bullauge zu blicken. Aber er beherrschte sich für den Fall, dass jemand kam und sah, dass er sich offensichtlich von dem Schlag erholt hatte. Er musste den richtigen Augenblick für seinen Fluchtversuch abwarten, darauf musste er sich konzentrieren.
Es dauerte einige Minuten, bis jemand in die Kabine trat und auf ihn hinunterblickte. Dann spürte Lorenzo, wie jemand ihm in die Seite trat.
„Steh auf, ungläubiger Hund“, sagte eine Stimme, die er kannte. Der Mann, dem sie gehörte, hatte ihm Wasser ins Gesicht geschüttet. „Rachid verlangt nach deiner Anwesenheit.“ Raues Gelächter folgte, danach hörte Lorenzo die Schritte von weiteren Männern. „Wir werden den Hund tragen müssen“, sagte der Mann zu den anderen. „Rachid wird uns die Köpfe abschlagen, wenn er stirbt.“
Lorenzo ließ sich einfach schlaff hängen, während er aufgehoben und aufs Deck getragen wurde. Es tat gut, die frische Luft im Gesicht zu spüren. Er war sehr durstig, und es kostete ihn all seine Willenskraft, reglos liegen zu bleiben, als er achtlos auf die Holzplanken geworfen wurde.
Die Männer blieben nicht bei ihm, sondern entfernten sich wieder, vorsichtig öffnete er deshalb ein Auge. Zu seinem Erstaunen hatten sich alle am Bug des Schiffes versammelt und starrten zum Ufer hinüber, wo anscheinend irgendetwas passierte. Das war seine Chance!
Lorenzo kroch vorsichtig auf allen vieren zum Heck. Er blickte sich kurz um, aber die Korsaren beobachteten noch immer die Vorgänge an
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