Geheimnisvoll wie der Orient
wird Ihnen nichts geschehen.“ Tair war noch immer zornig. Ihr Egoismus und ihr Mangel an Moral waren absolut verachtenswert. Dennoch bereitete es ihm keine Genugtuung, sie so aufgewühlt zu erleben. „Setzen Sie sich, schnallen Sie sich endlich an, und dann halten Sie den Mund!“
Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass sie es nicht gewohnt war, Befehle entgegenzunehmen. Allerdings beschleunigte das Flugzeug in diesem Augenblick ein weiteres Mal, und ihr Selbsterhaltungstrieb siegte.
Automatisch tat sie, was er von ihr verlangt hatte, und schloss dann die Augen.
„Sie können sich jetzt wieder abschnallen.“
Langsam öffnete Molly die Augen und sah aus dem Fenster. Sie flogen tatsächlich. Krampfhaft hielt sie weiterhin die Schnalle des Sicherheitsgurts umfasst.
„Was haben Sie vor?“
„Ich schalte jetzt auf Autopilot.“
„Nein, ich meine, was haben Sie mit mir vor?“
„Ist das nicht offensichtlich?“
Sie konnte es noch immer nicht glauben. „Sie entführen mich?“ Sie hoffte, er würde nun lachen und ihr in seiner bissigen Art zu verstehen geben, dass er jede Frau haben konnte. Warum sollte er also ausgerechnet sie entführen?
Doch er lachte nicht. „Darauf läuft es wohl hinaus, auch wenn ich persönlich es anders formuliert hätte. Sie brauchen aber keine Angst zu haben. Niemand wird Ihnen etwas tun.“
„Sind Sie verrückt?“ Eine sinnlose Frage, natürlich würde er es bestreiten. Im Film hielten sich die Verrückten immer für normal.
„Sie können doch nicht einfach andere Menschen entführen.“
„Normalerweise tue ich das auch nicht. Sie sind die Erste.“
„Was für eine Ehre.“ Er war eindeutig übergeschnappt. „Haben Sie das geplant, oder sind Sie heute Morgen aufgewacht und haben sich gedacht, das ist ein schöner Tag für eine Entführung?“
„Wie gesagt, Sie befinden sich nicht in Gefahr. Lehnen Sie sich einfach zurück, und genießen Sie den Flug.“
„Genießen? Hören Sie zu, wenn Sie mich sofort zurückbringen, dann wird niemand etwas von der Sache erfahren.“
Er sah sie mit undurchdringlicher Miene an und versetzte Molly einmal mehr in Angst und Schrecken.
„Hassen Sie mich so sehr?“, fragte sie ihn schließlich.
„Das hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun.“ Zumindest sollte es das nicht, dachte er. Aber er musste sich eingestehen, dass seine Antwort nicht ganz der Wahrheit entsprach. Er reagierte sehr stark auf alles, was diese Frau tat. Sogar jetzt, während sie ihn mit großen Augen wütend anblitzte. „Sie sind mir völlig egal“, fügte er mit einem verächtlichen Laut hinzu, der seine Worte Lügen strafte.
Erregt strich sie sich mit der Hand über die Stirn. „Das kann doch alles gar nicht wahr sein. Ist Ihnen eigentlich klar, dass Beatrice tausend Ängste ausstehen wird, wenn ich nicht im Krankenhaus erscheine?“
Das ist wirklich unglaublich, dachte Tair. Er hielt sich für einen guten Menschenkenner, doch sie spielte ihre Rolle perfekt. Selbst wenn er ihr in die Augen sah, entdeckte er darin nur aufrichtige Besorgnis um ihre Freundin.
Betrachtete er ihren Mund, kamen ihm ganz andere Gedanken, also ließ er es besser sein.
„Ich nehme an, wenn Beatrice auch nur eine Ahnung davon hat, was Sie so treiben, dann wird sie nichts als Erleichterung darüber verspüren, Sie nicht mehr zu sehen.“
„Wovon reden Sie? Beatrice wird sich schreckliche Sorgen machen.“
Er wandte sich ihr zu, die Augen zu Schlitzen verengt. „Genug jetzt!“
Molly zuckte unter dem harten Tonfall zusammen und presste den Rücken gegen die Sitzlehne.
„Eins sollten Sie nämlich wissen, Sie unscheinbare Maus, ich habe Lügnern und Betrügern gegenüber null Toleranz. Also hören Sie auf, die Besorgte zu spielen.“
„Das tue ich doch gar nicht.“
„Eine Frau wie Sie weiß doch gar nicht, was Freundschaft bedeutet. Wie können Sie behaupten, Beatrices Freundin zu sein, wenn Sie es darauf abgesehen haben, ihren Mann zu verführen?“
Molly schnappte nach Luft. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch niemanden verführt. Ich wüsste gar nicht, wie man das macht.“
Sie spürte, wie ein hysterisches Kichern in ihr aufstieg. Schnell sprach sie weiter: „Sie glauben, ich habe eine Affäre mit … Tariq?“
„Gibt es noch einen anderen? Verführen Sie die Männer reihenweise?“
Sie überging seinen beißenden Ton und starrte ihn verblüfft an. Nun wusste sie wenigstens, warum Tair sich ihr gegenüber so seltsam benahm. „Sie haben ja keine
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