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Geheimnisvoll wie der Orient

Geheimnisvoll wie der Orient

Titel: Geheimnisvoll wie der Orient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lawrence
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aufs Äußerste erschreckten. „Sie sollten andere nicht nach Ihren eigenen Maßstäben messen.“
    Seine Verachtung traf sie im Innersten. Wie konnte er es wagen, sich derart aufs hohe Ross zu setzen?
    „Habe ich Sie richtig verstanden?“ Sie blickte übertrieben verwirrt. „Sie hätten eigentlich nichts gegen ein Verhältnis einzuwenden, wenn Sie nicht zu anständig dafür wären?“
    „Ich habe nie behauptet, ein Heiliger zu sein.“
    Mit diesem sinnlichen, verführerischen Mund hättest du dazu auch überhaupt keine Chance, dachte sie.
    „Ich würde mich nie darauf einlassen“, sagte er aufreizend langsam. „Denn ich habe miterlebt, wie die Frauengeschichten meines Vaters das Leben meiner Mutter zerstörten. Er hat kein Geheimnis aus seinen Affären gemacht. Im Gegenteil, es machte ihm Spaß, meine Mutter zu demütigen. Sie war eine stolze Frau, aber mein Vater hat sie gebrochen.“
    Als er sechzehn Jahre alt gewesen war, hatte die Zofe seiner Mutter ihm deren Tagebücher überreicht. Die Lektüre hatte ihm klargemacht, was im elterlichen Palast geschehen war und wie sehr eine unterdrückte Frau unter der ständigen Untreue ihres Mannes leiden konnte.
    Nie hätte Molly gedacht, einmal so etwas wie Mitgefühl für Tair Al Sharif zu verspüren. Doch als er nun kurz die Augen schloss und sich mit der Hand durch das schwarze Haar fuhr, fühlte sie, wie sich ihr Herz zusammenschnürte.
    Es musste schrecklich für ein Kind sein, so etwas mitzuerleben, ohne einschreiten zu können. König Malik schien ein niederträchtiger Mensch zu sein.
    Ohne zu überlegen, sagte Molly: „Er muss sie doch einmal geliebt haben.“
    Beim Klang ihrer Stimme hob Tair den Kopf und blickte in ihre goldbraunen Augen, in denen er das ganze Mitgefühl las, das er ihr soeben noch abgesprochen hatte.
    Er unterdrückte einen Fluch. Entgegen seiner Gewohnheit hatte er sich dazu verleiten lassen, über persönliche Angelegenheiten zu reden. Über dieses Thema sprach er normalerweise nicht einmal mit seinen besten Freunden.
    „Es war seine zweite Ehe, arrangiert aus politischen Gründen. Keine Liebesheirat“, sagte er abschließend. Er war nicht bereit, sich weiter darüber auszulassen.
    „Wie grausam, jemanden zur Heirat zu zwingen“, rief sie aus.
    Anscheinend hatte sie nicht verstanden, dass für ihn das Thema erledigt war.
    „Das mag sein“, erwiderte er kalt. „Aber jetzt genug der Sentimentalitäten.“
    Mitgefühl lag ihm also nicht. Er schien sich äußerst unwohl in seiner Haut zu fühlen. Anscheinend wollte er nicht die kleinste Schwäche zeigen.
    „Ist ja schon gut.“
    „Was soll denn das jetzt heißen?“
    „Sie brauchen keine Angst zu haben, dass ich Sie bemitleide. Ehrlich gesagt kann ich Sie immer noch nicht ausstehen.“
    Bildete sie es sich ein, oder hatte in seinen Augen kurz ein Funken Humor aufgeblitzt?
    „Und ich Sie auch nicht.“
    „Außerdem lasse ich es mir nicht verbieten, meine Meinung zu sagen.“
    Fragend hob er die Augenbrauen.
    „Ich halte arrangierte Ehen für völlig veraltet.“
    „Nicht alle enden unglücklich, und sie werden meist auch nicht erzwungen. Oft sind es gute Verbindungen, und manchmal sind sie auch notwendig. Man kann nicht immer sein eigenes Glück über die Pflicht stellen.“
    „Und Sie, würden Sie …?“
    „Ich bin der Erbe meines Vaters, und politische Verbindungen sind von großer Bedeutung.“ Er warf einen Blick auf die Armaturen, kontrollierte die Flughöhe und wandte sich wieder Molly zu.
    „Selbst nachdem Sie gesehen haben, wie unglücklich Ihre eigene Mutter war …?“
    „Auch eine Liebesheirat muss nicht gut gehen. Tariq hat behauptet, Beatrice zu lieben.“
    „Sie wollen doch wohl Tariq nicht mit Ihrem Vater vergleichen?“
    „Nein, aber Sie sind viel gefährlicher als die Konkubinen meines Vaters.“
    Noch nie hatte jemand sie als Bedrohung empfunden. Für einen Moment verschlug es ihr die Sprache.
    „Diesen Frauen sah man an, was von ihnen zu halten war. Sie traten nicht gerade unauffällig auf. Sie hingegen sind alles andere als harmlos. Bei Ihrem unauffälligen Äußeren nimmt sich kein Mann vor Ihnen in Acht, bis es zu spät ist. Und dann ist er Ihnen ausgeliefert, kann sich nicht mehr beherrschen und sehnt sich nach Ihrer Stimme.“ Er steckte ihr eine lose Haarsträhne hinter das Ohr. „Sie haben etwas an sich, das einen Mann wahnsinnig macht.“
    Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken, als er ihr mit den Fingerspitzen kurz über die Wange

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