Geheimnisvolle Beruehrung
austauschen können, doch eine seiner Firmen arbeitete bereits an einer verfeinerten Version. »Behalte das Sweatshirt auf jeden Fall an«, sagte er. Sie lächelte ihn an, offensichtlich hatte sie doch schon bemerkt, was er getan hatte.
Ihre schnelle Auffassungsgabe hatte ihn schon immer angezogen.
»Kannst du mich an einen solchen Ort bringen?«, fragte sie, als er sich auf das Bett setzte, um die Stiefel anzuziehen. Im Kopf sah er ein Bild von einem geschäftigen Platz, auf dem Leute in alle möglichen Richtungen strömten. »Ich könnte Informationen sammeln.«
Als sie ihm noch ein Bild schickte, wurde ihm klar, dass sie inmitten eines Datenstroms wie im Medialnet stehen wollte, allerdings in der realen Welt. So würde sie die Gedanken der Vorbeieilenden aufnehmen können.
»Ist moralisch nicht ganz vertretbar«, sagte Sahara betrübt, »aber unzählige Leben könnten dadurch gerettet werden. Und da ich nicht die Gedanken anderer kontrollieren will, kann ich es moralisch verkraften.«
»Bist du sicher?« Saharas Gewissen war stark, die Schuldgefühle konnten erdrückend werden, wenn sie den falschen Weg einschlug.
Sie nickte. »Es muss einen Grund dafür geben, dass ich diese Fähigkeit und ein Gewissen besitze. Ich muss mir selbst und meiner Absicht vertrauen, dass ich keinen Schaden anrichten werde.« Sie atmete tief aus. »Es kann ebenso gut sein, dass gar nichts dabei herauskommt.«
»Hat aber genauso viel Aussicht auf Erfolg wie alles andere.« Vasquez hatte gelernt, sich unerkannt zu bewegen, und San Francisco war eine Millionenstadt. »Du brauchst Schutz. Ein Gardist wird dich begleiten.« Kaleb würde Sahara nie jemandem anvertrauen, der Vasquez nicht aufhalten konnte.
Sahara flocht sich einen Zopf und schüttelte den Kopf. »Ein Gardist würde in einer Stadt unter so vielen Gestaltwandlern auffallen – sie haben zwar gelernt, verdeckt zu operieren, doch die Leute sind instinktiv vor ihnen auf der Hut. Das habe ich in Genf bemerkt.«
Er stand auf. »Also ein Gestaltwandler.«
»Das ist sicherer. Dann halten die Leute mich für seine Gefährtin aus der Menschengattung. Dem Stereotyp einer Medialen entspreche ich weder in meinem Aussehen noch im Klang meiner Stimme oder in meinen Handlungen.«
Klug und mehr als plausibel. »Du gehst das Risiko ein, Gestaltwandlern deine Fähigkeiten zu verraten.« Je mehr Leute davon wussten, desto größer war die Gefahr, dass etwas durchsickerte.
Sahara war mit dem Zopf fertig. »Ich werde nicht sagen, was ich wirklich tue, sondern erzählen, dass ich eine günstige Stelle für die Sicht in die Vergangenheit brauche.«
Der Teil in der Leere, der besitzergreifend und überbehütend war, wollte dem Plan nicht zustimmen … doch paradoxerweise war es gerade jener Teil, der auch bis zum Tod für ihre Freiheit kämpfen würde. »Sobald nur der Hauch eines Problems auftritt, rufst du mich.«
»Einverstanden.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, legte die Hände auf seine Schultern und küsste ihn zärtlich. »Ich werde Vasquez nicht unterschätzen.«
Er vertraute ihr wie niemandem sonst auf der Welt. »Laut Adens letztem Bericht ist Vasquez bereits vor Ort. Der Hauptbahnhof für Luftzüge ist geeigneter für dein Vorhaben als der Flugplatz.«
Fünfzehn Minuten nach dieser Unterhaltung stand Sahara neben einem Mann mit bernsteinfarbenem Haar auf dem Bahnhof. Sie lehnten beide an einer der dicken Säulen in der Eingangshalle wie zwei gelangweilte Passagiere, die auf einen Fernzug warteten. Der Eindruck wurde noch durch die Reisetaschen zu ihren Füßen verstärkt, die im Licht der Nachmittagsonne, die durch große Deckenfenster hereinfiel, besonders schäbig wirkten.
»Du siehst viel zu gut aus für unser Vorhaben«, sagte sie zu Vaughn. Durch einen glücklichen Zufall war er gerade im Hauptquartier gewesen, als sie einen Begleiter gesucht hatte. »Eben hat eine Frau beinahe den Zug verpasst, weil sie dich mit ihren großen, braunen Augen fast aufgefressen hat.« Sahara klimperte mit den Wimpern wie die aufgeregte Brünette.
Vaughn lächelte nicht, aber sie sah ihm an, dass ihn die Bemerkung amüsierte. »An die Arbeit, Miss Kyriakus.«
»Ich brauche etwas Zeit, um meinen siebten Sinn anzuwerfen, wie Mercy sagen würde.« Sie rieb die Schulter an seinem Arm, nur mit wenigen Männern fühlte sie sich ähnlich wohl wie mit Kaleb. »War es Faith? Hat sie die Anschläge in Paris und Luxemburg vorhergesehen?«
Ein knappes Kopfnicken. Seine lässige Haltung rief
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