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Geheimnisvolle Beruehrung

Geheimnisvolle Beruehrung

Titel: Geheimnisvolle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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alles.« Nur ihretwegen existierte er.
    Eine Träne rollte über ihre Wange. »Warum kann ich mich nicht an dich erinnern?«
    »Dazu bist du noch nicht stark genug.« Um den Schmerz und die Furcht zu ertragen, um den Verrat zu begreifen, der sich im Zimmer eines billigen Hotels unter Strömen von Blut abgespielt hatte, als sie auf der Schwelle vom Mädchen zur Frau stand.
    Sie strich ihm über das Kinn und sagte: »Komm zurück.« Dann streiften ihre Hände das Jackett von seinen Schultern. »Komm ans Licht.«
    Er hätte die Erdkruste aufbrechen können, falls sie das gewollt hätte, hätte den feurigen Kern freilegen können, bis die Erde erzittert wäre, doch er konnte ihr nicht geben, worum sie ihn jetzt bat. Die Dunkelheit erfasste jede Zelle in ihm, war so wenig auszulöschen wie das Leben, das ihn geprägt hatte.
    Sie verstand sein Schweigen, ging aber nicht auf Abstand und vergoss keine weiteren Tränen. Stattdessen wischte sie sich die Augen, löste seinen Schlips und warf ihn zu dem Jackett auf den Boden. Als sie sein Hemd aufknöpfte, löste er die Manschettenknöpfe und legte sie auf den Tisch neben ihnen.
    Es klirrte, und Sahara sah auf, die tiefblauen Augen schwammen in Tränen, doch sie sagte nichts, zog nur das Hemd aus seiner Hose. Er bewegte sich nicht, jede auch noch so flüchtige Berührung war ein Schock für seine Sinne, doch er sehnte den Schmerz herbei – vor der Begegnung mit Sahara hatte er geglaubt, er sei immun gegen das Bedürfnis nach Hautkontakt, nach der intimen Körperlichkeit von Menschen und Gestaltwandlern.
    Doch inzwischen wusste er, dass sein Bedürfnis ihres weit in den Schatten stellte.
    Er schlüpfte aus dem Hemd und stieß zischend den Atem aus, als sie die Arme um seine Taille schlang und den Kopf an seine Brust legte. Sie wollte sich wieder zurückziehen, doch er hielt ihren Kopf fest. »Nein, ich habe die Dissonanz ausgeschaltet.«
    Dank Santanos Egozentrik und Arroganz war der doppelte Kardinale Kaleb nie völlig nach dem Programm konditioniert worden, das jedes Gefühl mit Schmerzen bestrafte. Die Dissonanz diente nicht nur dazu, den Einzelnen in Silentium zu halten, sondern sollte auch alles unterdrücken, was einen katastrophalen Mangel an psychischer Kontrolle auslösen konnte, wobei sich die Stärke der Bestrafung nach der Größe des Risses richtete. Bei den Experimenten, die Kaleb als Kind ertragen musste, hätten ihn die Schmerzen getötet. Deshalb hatte Santano Kalebs Fähigkeiten durch andere Strafen an die Kette gelegt.
    Nun setzte nur Kaleb allein sich die Grenzen.
    Er wog die Risiken ab und vergrub die Finger in Saharas schwerem Haar, hielt sie fest im Arm. Ihr Atem war warm auf seiner Haut, sie war immer noch dünn, aber nicht mehr so zerbrechlich wie am Anfang, sie lebte und war bei ihm.
    Doch das Band zwischen ihnen war zu frisch, es würde nicht tragen. Sie trug zwar das Armband, blieb aber weiterhin wachsam und misstrauisch – bevor sie sich an die schreckliche Wahrheit erinnerte, die sie verband, musste sie sich ihm erst ganz hingeben.
    Er bog ihren Kopf sanft nach hinten, legte seine Hand zart um ihren Hals und streifte mit den Lippen ihren Mund. Wohl überlegt, ganz konzentriert auf Sahara, damit er richtig auf sie reagieren konnte.
    »Kaleb.« Sie schnappte nach Luft und bohrte ihm die Fingernägel in die Haut.
    Sahara spürte tiefen Schmerz. Seit sie aus dem Labyrinth gekommen war, hatte er sie weder verlassen, noch war er schwächer geworden, eher stärker mit jedem Tag. In einem letzten verzweifelten Versuch hatte sie Kaleb berührt, um ihn von dem finsteren Ort zurückzuholen, doch kaum hatte sie seine Haut berührt, hungerte sie schon nach mehr. Und das, obwohl seine Augen immer noch vollkommen schwarz waren, kalt und scharfkantig wie Obsidiane.
    Es war Wahnsinn, damit fortzufahren, und sich noch verletzlicher zu machen gegenüber einem Mann, den sie vielleicht nie verstehen würde. Doch Vernunft war schon lange keine Option mehr. Sie strich über seine Wange, schloss die Augen und öffnete die Lippen als Einladung, die er ohne Zögern annahm – heiß, männlich, und unerbittlich dunkel in all ihre Sinne eindrang.
    Raue Zärtlichkeit, noch ungeübt, aber dennoch so verführerisch, dass sie schon süchtig danach war. Für ihn war das alles ebenso neu wie für sie, noch nie hatte er dies mit einer anderen geteilt. Schon allein das war überwältigend, tauchte ihre Welt in rote Leidenschaft. Sie reckte sich ihm auf Zehenspitzen entgegen, küsste

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