Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnisvolle Beruehrung

Geheimnisvolle Beruehrung

Titel: Geheimnisvolle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
intelligent. »Weil du versprochen hast, mich nie zu belügen.« Worte eines Mädchens, das sich verbissen in den Vordergrund drängte und in sich alle Geheimnisse der Vergangenheit trug.
    Sein Kopf fuhr herum. »Habe ich nicht auch gesagt, dass du mir nicht trauen sollst?«
    Sahara lehnte sich ans Fenster. »Wem sollte ich trauen, wenn nicht dir?« Ein Gefühl von Dejà-vu, als hätte sie das schon einmal zu ihm gesagt, als hätten sie ein solches Gespräch schon einmal geführt. »Du hast es versprochen.« Dann gab sie dem Wahnsinn nach und strich ihm eine Strähne aus der Stirn. Ihr brach fast das Herz.
    Diesmal stieß er sie nicht weg. Doch das schwarze Eis verschwand nicht aus seinen Augen. »Ich habe mich mit der Frau unterhalten, die dich gefangen gehalten hat.«
    Damit hatte sie nicht gerechnet. »Wer war es?« Heiser kam das heraus. Übelkeit stieg in ihr auf, als sie sich an die Stunden mit einer Unbekannten erinnerte, die sie mit sanfter Stimme aufgefordert hatte, zu »kooperieren«, was noch grässlicher gewesen war als alle Foltern und Qualen, die man ihr zugefügt hatte.
    »Tatiana Rika-Smythe.«
    Der Name sagte ihr wenig, er war nur wenige Male in den Berichten aufgetaucht, die sie gelesen hatte. Als man sie damals entführt hatte, war sie nur mäßig interessiert an den Ränkespielen des Rats gewesen. »Das könnte stimmen«, sagte sie und spürte eher Ekel als Wut. »Es würde auch auf jeden anderen zutreffen, der an die Macht will.«
    Kaleb berührte ihre linke Wange, wie ein Blitz durchfuhr es sie. »Mit sechzehn hattest du diese Narbe noch nicht.«
    »Was?« Sie fasste sein Handgelenk. »Nein. Ich muss achtzehn gewesen sein, als sie … du weißt schon.«
    »Ja.« Beinahe tonlos. Er legte die Hand an ihre Wange. »Sie haben dir wehgetan.«
    In Saharas Kopf hallte noch das Geräusch der brechenden Knochen nach, als Kaleb den Wärter gegen die Wand geschleudert hatte. Wenn es um sie ging, kannte Kaleb keine Gnade. »Was hast du mit Tatiana gemacht?« Ein solch schneller Tod wie der des Wärters war ihr sicher nicht vergönnt gewesen.
    Kaleb strich noch einmal über die fast vergessene Narbe, dann ließ er die Hand sinken und entzog sich ihrem Griff. »Sie sitzt in einem Loch, und ich werde dafür sorgen, dass sie dort für den Rest ihres Lebens bleibt. Das scheint mir die passende Bestrafung zu sein.«
    Sahara schlang die Arme um ihren Leib, doch ihr wurde nicht warm. »Hast du sie vom Medialnet getrennt?«
    »Sonst wäre es ja keine Bestrafung.« Kein Zögern, kein Preisgeben irgendwelcher Empfindungen.
    Sahara hätte am liebsten mit den Fäusten gegen das schwarze Eis gehämmert, obwohl sie wusste, dass sie sich dabei nur blutige Knöchel holen würde. »Sie wird wahnsinnig werden.« Hinter all den Phrasen und Lügen verbarg sich eine banale Wahrheit: Die Medialen brauchten die Gesellschaft anderer noch mehr als die anderen Gattungen. So wie ein Gestaltwandlerwolf sein Rudel brauchte, konnte ihre Gattung nicht ohne die Verbindung zum Medialnet existieren, ohne die Stimulation durch die Bewusstseinsströme anderer Medialer. »Wir sind nicht dafür gemacht, so isoliert zu leben.«
    »Du hast es doch auch überlebt.« Kalter Zorn, so eisig, dass man ihn für Silentium hätte halten können.
    »Ich war nicht völlig abgeschnitten.« Sie spürte keine Loyalität Tatiana gegenüber, ihr war es egal, ob die Frau lebte oder starb, aber ihr Tod würde Kaleb ein Stück seiner Seele kosten, und er konnte es sich nicht leisten, noch mehr davon zu verlieren. »Ich habe gehört, wie die Wärter miteinander sprachen. Das hat mir gereicht, um zu wissen, dass die Welt noch existierte.«
    Das Dunkle bewegte sich in Kalebs Augen wie ein lebendiges Wesen. »Ich werde sie alle drei, vier Monate besuchen, das müsste reichen.«
    Kaleb sah den Schmerz in Saharas Augen. Was auch immer ihr unter Tatianas Befehl angetan worden war, es hatte ihr Gewissen nicht zerstört. Ein nicht ganz unerwarteter Umstand. Das hatte sie immer unterschieden, hatte sie auf verschiedenen Seiten stehen lassen – sie im Licht, er im Dunkel, sie im Guten, er im Bösen. Seine Fähigkeit, Empathie zu empfinden, überhaupt irgendetwas zu fühlen, war mit Stumpf und Stiel ausgerissen worden, bevor sie Wurzeln schlagen konnte – mit einer Ausnahme allerdings.
    »Ich kann sie nicht freilassen. Sie würde immer wieder Wege finden, dir zu schaden.«
    Mit gequältem Blick sah Sahara ihn an. »Bin ich so wichtig für dich?«
    »Ja. Du bedeutest mir

Weitere Kostenlose Bücher