Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnisvolle Beruehrung

Geheimnisvolle Beruehrung

Titel: Geheimnisvolle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
erster Stelle kam. Das war schon immer so gewesen. »Vielen Dank«, sagte sie, und in ihr brannte eine Zärtlichkeit, von der sie nicht wusste, ob er sie jemals akzeptieren würde. »Doch erst musst du mir eine Frage beantworten.« Sie sah in die nachtschwarzen Augen.
    Kaleb gab Vitamintabletten in ihr Wasserglas. »Leg los.«
    »Wie kommt es, dass die Sache an der Universität deine Energiereserven nicht aufgebraucht hat?« Kardinale hatten große Gaben, doch ihre Fähigkeiten waren auch begrenzt. »Du hattest noch genügend Kraft, uns durch die halbe Welt zu teleportieren.«
    Er wartete, bis sie ihr Glas halb ausgetrunken hatte. »Hast du schon einmal etwas über den Verstärkungseffekt gehört?«
    Sie schüttelte den Kopf und griff nach seiner Hand, denn sie mochte die Distanz zwischen ihnen nicht.
    »Mithilfe dieses Effekts kann jemand mit zwei mittelgroßen Fähigkeiten, zum Beispiel einer vier Komma sieben in Telepathie und einer drei Komma neun in Psychometrie, die eine Gabe nutzen, um die andere zu verstärken und sich auf eine acht oder sogar höher bringen.« Er aß einen Energieriegel. »Niemand hat sich je Gedanken darüber gemacht, ob so etwas auch bei einer Person mit zwei kardinalen Fähigkeiten möglich ist.«
    Sahara konnte sich die so freigesetzte Energie nicht einmal vorstellen. Ein Kardinalmedialer sprengte schon per se jede Skala. Ein doppelter Kardinalmedialer war unfassbar. »Und was passiert, wenn du den Verstärkungseffekt nutzt?«
    »Durch einen noch unbekannten Faktor macht mich schon allein der Doppelstatus stärker als andere Kardinalmediale.« Keine Arroganz, nur eine Tatsache. »Ich vermute, die Ursache ist eine geringe dauerhafte Verstärkung, die unbewusst geschieht. Deshalb sind meine Fähigkeiten an der Universität nicht schwächer geworden und haben sich auch sonst nie erschöpft.«
    Er teleportierte das Einwickelpapier des Riegels. »Als Kind habe ich einmal einen Zug von einem Überlebenden gehoben – selbst ein Kardinalmedialer dürfte als Kind nicht dazu in der Lage sein.«
    Sahara hatte Mühe zu begreifen, was er da sagte. »Hast du jemals bewusst deine Fähigkeiten verstärkt?«
    »Ich habe es ausprobiert. Die Verstärkung bezieht sich auf die telekinetischen Fähigkeiten, nicht auf die Telepathie. Ich kann bewusst den Erdkern ansteuern und den Planeten implodieren lassen.«
    Ihr fehlten eine ganze Weile die Worte, während sie die Hand des Mannes hielt, von dem das Schicksal der Welt abhing. »Kaleb?«
    Er antwortete nicht, doch sie wusste auch so, dass er ihr aufmerksam zuhörte.
    »Versprich mir etwas.«
    »Okay.«
    »Du wirst das Medialnet nicht zerstören.« Gegen Menschen oder Gestaltwandler würde er sowieso nicht losschlagen, nur gegen die eigene Gattung, gegen die, die sie ihm genommen und ihn dadurch fast gebrochen hatten.
    »Wie bereits gesagt«, antwortete er mit demselben pragmatischen Tonfall, den er während des ganzen Gesprächs beibehalten hatte, »ich habe mich dagegen entschieden.«
    »Das ist es nicht, worum ich dich bitte.« Sie hielt dem Obsidianblick stand. »Du sollst mir versprechen, dass du das Medialnet niemals zerstören wirst.« Was auch immer ihr zustieße.
    Eine Pause voll Tausend ungesagter Worte … und dann die Worte, bei denen sich die Härchen in ihrem Nacken aufstellten. »Manche Dinge muss man zerstören, damit sie stärker werden.«

30
    »Was meinst du damit?«, flüsterte sie. »Gilt das auch für mich?«
    Totenstille trat ein. »Nein. Dir hätte nie jemand wehtun sollen.«
    Irgendetwas an diesen Worten, an dem Tonfall, dem Zorn, der dahintersteckte, öffnete die Tür zu einem zweiten Verlies hinter dem ersten. Sie ging hinein und zuckte zurück, als sich ein rotes Meer in ihre Augen ergoss. Ihr Atem stockte, Sterne tanzten vor ihren Augen … dann begriff sie, dass sie den Atem anhielt, dass ihr Herz aus dem Takt geraten war.
    Eine Hand im Nacken, ein Mann mit Obsidianaugen hockte vor ihr. »Es ist vorbei, erledigt. Er ist tot.«
    Er ist tot.
    Ihre Lungen weiteten sich wieder, ihr Unterbewusstsein begriff die Bedeutung der Worte, obwohl ihr Verstand noch versagte. Die Brust schmerzte, Glassplitter in den Adern, als sie die Hand ausstreckte, um ihn zu berühren. »Mir ist etwas Schlimmes zugestoßen, nicht wahr?« Schlimmer als die Gefangenschaft, schlimmer als alle Folter, nachdem sie das Labyrinth geschaffen hatte.
    Kaleb wusste, dass er einen schweren taktischen Fehler begangen hatte. Doch er hatte Sahara versprochen, sie nie zu

Weitere Kostenlose Bücher