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Geheimnisvolle Beruehrung

Geheimnisvolle Beruehrung

Titel: Geheimnisvolle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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belügen. »Ja«, sagte er und wartete ab, wie sie darauf reagierte.
    »Dafür bin ich noch nicht bereit.« Sie legte die Hand auf seine Schulter. »Ich bin noch nicht stark genug, aber das werde ich bald sein.«
    Daran hatte er keinen Zweifel. »Möchtest du jetzt zu deinem Vater?«, fragte er, denn er wollte sie von dem Thema ablenken, das das Band zwischen ihnen zerstören konnte.
    Falls sie dann fortlief, konnte er nur hoffen, dass sie ihn vorher tötete, so wie er es ihr geraten hatte. Denn ohne Sahara würde die Welt erfahren, was aus einem Kind werden konnte, dessen Ausbilder ihm Albträume ins Gehirn gepflanzt hatte – von Messern, die durch Haut und Muskeln schnitten, von Frauen, die um ihr Leben bettelten – und ihm dann selbst ein Messer in die Hand gedrückt hatte.
    Das ist mein Erbe. Du wirst fortführen, was ich begonnen habe.
    »Kaleb.« Saharas Finger in seinem Haar, ein Blick, der tief in ihn hineinsah. »Geh nicht wieder weg. Geh nicht weg.«
    Das hatte sie schon einmal zu ihm gesagt, und seine Antwort war die gleiche: »Das werde ich nicht. Ich werde immer für dich da sein.« Nur für sie.
    In ihren Augen standen unausgesprochene Gedanken, sie flog in seine Arme, als er aufstand, und hielt ihn fest. Das war der größte Widerspruch in seinem Leben: Die einzige Person, die ihn je so gehalten hatte, als würde er ihr etwas bedeuten, hätte ihn gar nicht halten müssen. Wenn Sahara rief, kam er sowieso.
    Immer.
    »Ich bringe dich jetzt zu deinem Vater.« Er teleportierte zu Leon Kyriakus.
    Sie landeten neben einem Krankenbett, das von komplizierten Geräten umgeben war, die während der Heilung Leons Körperfunktionen übernahmen. Mit besorgtem Gesicht befreite sich Sahara aus Kalebs Armen, sank auf einen Stuhl neben dem Bett und nahm die Hand ihres Vaters. »Vater.«
    Kaleb behielt das kleine Fenster im Auge, durch das die NightStar-Wache hereinschauen konnte, und stellte sich außerhalb des Blickfelds an die Wand neben der Tür. Falls die Wächterin – eine mächtige Telepathin mit Ausbildung im Zweikampf, die er aufgrund ihrer geringen Körpergröße sogar von hinten erkannt hatte – ihn gesehen hätte, wäre er damit fertig geworden, doch da es nicht so war, musste er die Situation nicht anstrengender gestalten als nötig.
    Dreißig Sekunden später öffnete die Wache die Tür, man hatte die Richtige für den Posten gewählt. Hinter der Scheibe wirkte die ebenholzschwarze Haut der Frau beinahe stumpf. Sie hatte Sahara offensichtlich erkannt und fragte nur: »Was ist mit dem Teleporter, der Sie gebracht hat?«
    »Wir stehen in direktem telepathischem Kontakt. Er wird mich zurückholen, wenn die Zeit gekommen ist.«
    Zufrieden mit dieser Antwort, schloss die Wache die Tür und nahm wieder ihre Position ein. Kaleb blieb im Dunkeln und dachte über die verzwickte Lüge nach, die Sahara gerade von sich gegeben hatte – eigentlich gar keine richtige Lüge, sondern nur eine Mitteilung, aus der die Wache den Schluss ziehen konnte, dass der Teleporter schon wieder fort sei.
    Die kluge Sahara, die Worte so gut ihren Bedürfnissen anpassen konnte, war in ihrem Gesundungsprozess schon weiter fortgeschritten, als sie selbst wusste. Eben war sie noch vor den blutigen Erinnerungen zurückgeschreckt, die sie verbanden, doch die Uhr tickte, raste geradezu. Körper und Geist, Verstand und Herz – wahrscheinlich dauerte es nicht mehr lange, bis sie sich der Vergangenheit mit demselben Trotz stellen würde, der ihr geholfen hatte, zu überleben.
    Er hatte gewusst, dass es so weit kommen würde, dass der Tag der Abrechnung nicht mehr fern war.
    Er wusste nur nicht, ob Sahara und er den Tag überleben würden.
    Den größten Teil der nächsten beiden Tage verbrachte Sahara am Bett ihres Vaters, Vasic teleportierte sie dorthin und holte sie wieder ab. Der Pfeilgardist war schnell, doch Sahara fühlte sich nicht wohl bei ihm, denn sein Silentium war frostig und grau. Doch die Anwesenheit von Kaleb würde zu großen Spannungen in ihrer Familie führen, und im Augenblick wollte sie sich nur auf ihren Vater konzentrieren. Er war endlich aufgewacht und in der Lage zu reden.
    Außerdem hatte Kaleb wichtigere Dinge zu erledigen – er jagte Makellose Mediale.
    Sahara schlang die Arme um ihren Oberkörper, als sie auf der Plattform des Baumhauses stand und beobachtete, wie die Nacht des zweiten Tages hereinbrach. Schon längst hätte sie Kaleb eine Frage stellen sollen, die ihr keine Ruhe ließ: Wie weit würde er gehen,

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