Geheimnisvolle Palmblätter: Ist unser Leben Schicksal oder Zufall, Karma oder Chaos? (German Edition)
ob es um Menschen oder um Atomteilchen geht – kann, soweit man sie überhaupt beantworten kann, mit naturwissenschaftlichen Prinzipien erklärt werden.“
Zur Frage nach der Rolle der Menschen äußert er eine noch ungewöhnlichere Ansicht: „Es gibt ... historische Zufälle, die unerklärlich sind. Die Existenz von Menschen ist sicherlich das Ergebnis einer Reihe historischer Zufälle bei der Evolution von Leben auf dem Planeten, die niemals erklärt werden kann.“
In diesem Weltbild gibt es keinen Raum für das, was andere Menschen den Geist oder die Seele nennen, alles dreht sich um unpersönliche Gesetze. Wieder Professor Weinberg: „Wir haben vielleicht gehofft, daß wir in den grundlegenden Naturgesetzen einen Bezug finden zum Leben, zur Intelligenz oder sogar zu uns Menschen – aber das scheint nicht der Fall zu sein. Natürlich haben wir die letzten Gesetze noch nicht, aber wir stellen zunehmend fest, daß die Naturgesetze in ihren Grundlagen unpersönlich sind, daß sie Leben oder Denken gar nicht wahrnehmen.
Wir leben offensichtlich nicht in einem Universum, dasunseretwegen geschaffen wurde. Ich finde das etwas traurig – es wäre schön, wenn wir die erwählten Stars eines kosmischen Dramas wären – das scheinen wir aber nicht zu sein.“
Der Nobelpreisträger fährt tröstlicher fort. „Es gibt aber einen Trost: wir selbst können dem Leben einen Sinn geben. Und das verleiht uns vielleicht mehr Würde, als wenn wir den Sinn aus einer vorherbestimmten Quelle entnähmen.“
Läßt sich alles, was sich überhaupt erklären läßt,tatsächlich immer mit der Naturwissenschaft in Verbindung bringen? Ist die Existenz der Menschheit auf der Erde wirklich nur eine Verkettung historischer Zufälle, ist die Menschheit also sozusagen zufällig aus dem Nichts oder dem Chaos entstanden? Kann etwas aus Nichts, kann Licht aus Dunkelheit, kann Bewußtsein aus Materie, kann Leben und Liebe, Sehnsucht und Sinn aus garnichts entstehen?
Ist der Mensch nur „Nebenprodukt“ einer unpersönlichen Evolution, die nach rein physikalischen Gesetzen abläuft?Bringt uns die Untersuchung immer kleinerer subatomarer Teilchen, deren Existenz oft nur hypothetisch postuliert, nicht aber experimentell nachgewiesen werden kann, einer „Weltformel“ näher, die etwas mit unserem Leben zu tun hat?
Die Entwicklung der Naturgesetze ist noch nicht abgeschlossen
Universität München, IBM-Forschungsgruppe Physik, wir besuchen den deutschen Physik-Nobelpreisträger Gerd Binnig.Seine Ansichten sind offen, selbstkritisch; er scheint noch selber neugierig zu sein. Auch Gerd Binnig sucht nach einer Art von Weltformel.
„Wir untersuchen, was tote und lebendige Materie miteinander zu tun haben, was dem Geist und den Atomen gemeinsam ist. Das könnte man als Suche nach einer `Weltformel der Verbindung' bezeichnen. Und es gibt auch etwas Gemeinsames: alles ist einmal geworden, alles ist Schritt für Schritt entstanden. Wir stellen fest, daß es für alle Entwicklungen ähnliche Kriterien gibt.“
Kann es überhaupt jemals so etwas wie eine Weltformel geben, die das ganze Leben in physikalisch-mathematischen Formeln beschreibt? Und würde eine solche Weltformel die letzten, unveränderlichen Naturgesetze beschreiben?
„Eine physikalische Weltformel könnte es vieleicht eines fernen Tages einmal geben, falls und wenn die Entwicklung wirklich abgeschlossen wäre. Aber für die ganze Welt, für das Leben eine `Weltformel' zu suchen, ist völlig hoffnungslos – weil sich das Leben eben noch in der Entwicklung befindet (...) Dazu müßte man ja in die Zukunft schauen können ...
Falls die Evolution zuende und abgeschlossen wäre, wäre das Leben ja ebenfalls wie beendet, es gäbe dann so etwas wie eine perfekte Maschinerie – für mich ist das eine unangenehme Vorstellung. Aber dann könnte es vielleicht eine, wenn auch komplizierte, Weltformel geben.
Da sich die Natur entwickelt, müssen wir davon ausgehen, daß sich auch die Naturgesetze noch entwickeln, daß sie noch nicht `fertig' sind. Auch die Naturgesetze machen noch eine Evolution durch. (...) Nichts auf dieser Welt hat Bestand für alle Ewigkeit. Warum sollten ausgerechnet Naturgesetze eine Ausnahme machen?
Das muß man wiederholen: Nur, was sich nicht mehr entwickelt, läßt sich mit Formeln beschreiben, so Physik-Nobelpreisträger Professor Gerd Binnig. Nur, was „tot“ ist, kann man ganz erklären. Und ein zweiter, revolutionärer Gedanke: auch die vermeintlich so
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