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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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mag?«
    Lily schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ist doch egal. Lies mir noch was vor, bitte! Erzähl mir eine Geschichte von einem Terrierhündchen, das in einem Ballon in die Luft hinaufschwebt.«

Kennt jemand den gegenwärtigen Aufenthaltsort von Letitia Parkes und ihrer Tochter Lily, etwa 17   Jahre alt, vermutlich wohnhaft in London? Wer über Kenntnisse, diese beiden Damen betreffend, verfügt, möge sich, zu seinem nicht geringen Vorteil, mit der Kanzlei Binge & Gently in The Strand, London, WC, in Verbindung setzen.

Kapitel 6
    Die diskrete Anzeige in dem rechteckigen Kästchen stammte von der Titelseite der Zeitung
The Mercury
. Der Mann, der sie jetzt in den Händen hielt, gekleidet in sein übliches Samstagshabit aus grellem Tweed-Jackett und gelber, zu einer Schleife gebundener Krawatte, hatte sie ausgeschnitten, bevor er ein paar Gegenstände in Zeitungspapier wickelte, um sie bei Morrells Pfandleihe zu versetzen. Denn Morrell stellte nie Fragen nach der Herkunft der Gegenstände.
    Dieser Mann saß nun, zusammen mit einem weiteren, bei Barker’s, einem Herrenclub im Londoner St.-James-Viertel, in den ausladendsten Ledersesseln, die das Raucherzimmer zu bieten hatte. Die beidenhatten für ihre Mitgliedschaft in dem elitären Gentlemen’s Club weit über Gebühr zahlen müssen, denn da sich ihr gesellschaftlicher Status auf »Handel« anstatt auf »Herkunft« gründete, hätten sie hier eigentlich überhaupt nichts zu suchen gehabt.
    Der Mann mit der gelben Krawatte reichte die Annonce seinem Begleiter hinüber, der sehr viel förmlicher gekleidet war: Er trug einen makellosen dunklen Anzug, dazu handgefertigte Stiefel und Handschuhe aus weichstem Leder. Er paffte an einer Zigarre und versuchte, Rauchkringel in die Luft zu blasen. Dies war aber auch das Einzige an ihm, was eine gewisse Leichtigkeit verströmte – seine groben Gesichtszüge, die Knollennase und sein arroganter Ausdruck sprachen eine andere Sprache. Er richtete das Gesicht zur Decke, und ein Rauchkringel schwebte empor.
    »Lies vor.«
    »Nun, ich erspare dir die Einzelheiten, aber im Grunde steht hier, dass sie zwei Täubchen suchen und dem Finder eine Belohnung winkt.«
    »Zwei Täubchen?«
    »Mutter und Tochter«, bestätigte die Gelbe Krawatte, zu einem über dem Kamin hängenden Ölgemälde von Königin Viktoria aufblickend. Er hob sein Glas Portwein und prostete Ihrer Majestät zu.
    »Und du denkst, es sollte möglich sein, die beiden ausfindig zu machen?«
    »Ich würde meinen, einen Versuch ist es allemal wert«, erwiderte die Gelbe Krawatte und wich einerRauchwolke aus. »Mein Spitzel bei Gericht sagt, eine herrenlose Erbschaft wartet darauf, dass jemand seine Ansprüche anmeldet – ein kleines Vermögen offenbar. Um genau zu sein: Er erwähnte den Fall in Verbindung mit just diesen beiden. Die Person, die die beiden ausfindig macht, erhält zehn Prozent von einer enormen Summe.«
    Der zweite Mann blies einen weiteren perfekten Rauchkringel in die Luft. »In der Tat, das ist einen Versuch wert. Mutter und Tochter, sagst du?«
    »Das Mädchen ist siebzehn, also dürfte die Mutter wahrscheinlich so   … ungefähr in den Dreißigern sein?«
    »Ich lasse mal meine Verbindungen spielen.«
    »Wir machen halbe-halbe, oder?«, fragte die Gelbe Krawatte.
    »Erst mal müssen wir sie finden«, sagte der andere. Der Rauchkringel hing über seinem Kopf und löste sich schließlich auf. »Sonst noch was?«
    Der Erste schüttelte den Kopf. »Nur das Übliche: Mehrere Male Eiche gegen lackiertes Spanholz ausgetauscht. Ach, und ein hübsches Paar Eheringe ging mir diese Woche ins Netz. Die Angehörigen wollten, dass sie mit der Leiche begraben werden.«
    »Geschieht ihnen recht, den Trotteln! Wette, das hat einen Jubelschrei ausgelöst.«
    »Hat es, in der Tat«, sagte die Gelbe Krawatte. »Allerdings erst, nachdem die Kundschaft aus dem Laden war.«

EINKAUFSBUMMEL Damen ohne männliche Begleitung können ihren Einkaufsbummel für einen mittäglichen Imbiss getrost in einem der großen Restaurants unterbrechen – man achte jedoch immer darauf, dabei keinen Ausschank zu durchqueren.
    Dickens’s Dictionary of London, 1888

Kapitel 7
    Die folgenden vier bis fünf Wochen liefen gut für Grace und Lily. Anfang Juli war die Brunnenkresse, die von den Bauernhöfen auf dem Land nach London geliefert wurde, am üppigsten, so dass ein großes Büschel davon schon für einen Halfpenny zu bekommen war, was ihren Gewinn verdoppelte. So konnten sie

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