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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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Ausnahme von Trauerkleidung. Zu diesem Zweck wurde der Kundschaft, die herkam, um eine Beerdigung zu arrangieren, wärmstens ein Besuch im Trauerbekleidungskaufhaus von Mr   Sylvester Unwin in der Oxford Street ans Herz gelegt. Mr   Sylvester Unwin revanchierte sich selbstverständlich für diese Empfehlungen, und so wurden die beträchtlichenEinkünfte aus den beiden Unternehmen zusammengelegt und geteilt.
    Grace hatte natürlich keine Ahnung von dem gewaltigen Umfang des Unternehmens, das sich hinter der glänzenden, schwarz lackierten Eingangstür verbarg, sonst wäre ihre Nervosität vermutlich noch größer gewesen, als sie nun den Türklopfer betätigte. Sie klopfte noch einmal ihren und Lilys Röcke ab, um sie notdürftig von Staub zu reinigen, zupfte ihr Schaltuch über dem Kopf zurecht und schob ein paar widerspenstige Locken darunter. Wenn sie die Hände vor der Brust gefaltet hielte, so könnte sie den Schmutzfleck vorne auf ihrem Kleid verbergen, überlegte sie, und solange sie sich nicht hinsetzte, würde es vielleicht auch nicht auffallen, dass sie keine Schuhe trug.
    »Sehe ich einigermaßen passabel aus?«, fragte sie Lily.
    »Natürlich.« Lily schaute sie allerdings kaum an, da ihre Aufmerksamkeit ganz von einem nahegelegenen Verkaufsstand für Pasteten in Anspruch genommen war und sie schnuppernd wie ein Hund die Nase in die Luft hielt. »Wenn sie uns als Sargbegleiter arbeiten lassen, kriegen wir dann was zu essen?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Grace, die mit ihren Gedanken woanders war. Was, wenn sie nun abgewiesen wurden? Wenn sich diese Visitenkarte als ebenso nutzlos erwies wie die andere? Sie klopfte so leise an die Tür, dass das Geräusch vom Verkehrslärm geschluckt wurde, und musste erneut klopfen, bevor einHausmädchen ihnen öffnete. Das Mädchen wollte gerade höflich knicksen, hielt jedoch bei Graces und Lilys Anblick abrupt inne, denn die beiden waren nicht gerade die Art von Personen, die für gewöhnlich vor der Tür der Unwins standen, und die äußere Erscheinung der beiden verdiente offenbar keine solche Höflichkeitsbekundung.
    »Ich fürchte, wir übernehmen keine Armenbeerdigungen«, sagte das Dienstmädchen, das Rose hieß. Immerhin war ihr Ton nicht unfreundlich, denn ihrem Eindruck nach waren die beiden Mädchen keine vulgären Personen.
    Grace knickste nun ihrerseits und stupste Lily an, es ebenso zu machen. »Guten Morgen«, sagte Grace. »Wir sind nicht wegen einer Beerdigung hier, sondern würden gerne Mrs   Unwin sprechen.«
    »Sie wird euch nichts geben«, sagte das Dienstmädchen. »Geht lieber hinten ums Haus herum und seht, ob der Schmied etwas für euch übrig hat. Er sieht zwar furchteinflößend aus, hat aber ein gutes Herz. Bestimmt hat er irgendwo ein Stück Brot oder zwei für euch.«
    Kaum war von Essen die Rede, wurde Lily hellhörig und wandte sich an das Dienstmädchen: »Ich hätte Lust auf eine Pastete.«
    Das Dienstmädchen verkniff sich ein Schmunzeln. Oh, du lieber Himmel, dachte sie, eine von ihnen ist auch noch einfältig.
    Grace lief rot an. »Wir sind nicht hier, um zu betteln«,sagte sie. Sie hielt der Magd die Visitenkarte der Unwins hin. »Mrs   Unwin hat mich gebeten, bei ihr vorzusprechen.«
    »Oh!« Das Dienstmädchen machte ein erschrockenes Gesicht. »Verzeihung, Miss.«
    Während sie Grace und Lily in den kleineren der beiden Empfangsräume führte, legte sie sich im Geiste schon einmal zurecht, was sie den anderen Dienstboten erzählen würde:
Arm wie die Kirchenmäuse, ihr hättet sie sehen sollen! Keine Schuhe an den Füßen
(denn das hatte sie natürlich sofort bemerkt)
und eine von ihnen auch noch einfältig! Aber, jetzt stellt euch das vor, mit einer Visitenkarte der gnädigen Frau!
Sie wies auf ein mit Plüsch bezogenes Sofa. »Bitte, wenn Sie sich setzen mögen, Miss.«
    »Nein danke, wir stehen lieber«, sagte Grace, obwohl Lily bereits Platz genommen hatte, sich ehrfürchtig umsah und auf den weichen Polstern auf und ab wippte, so dass bei jeder Bewegung ihres Rocks ihre schmutzigen Füße hervorlugten. Grace war sich bewusst, dass sie ihre Schwester zu einem schicklicheren Benehmen hätte ermahnen sollen, doch sie brachte einfach nicht die Kraft dazu auf. Auch Grace schaute sich in dem Raum um: Vor den Fenstern hingen Seidenvorhänge in einem beruhigenden Grünton, die Wände waren kahl, damit die Musterexemplare der Gedenkstatuen, die in der hauseigenen Steinmetzwerkstatt gefertigt wurden, umso besser zur Geltung

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