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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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nämlich gar nicht, sondern sollten sich vollkommen ihrer Aufgabe des stummen Gedenkens hingeben, überirdischen Wesen gleich und über menschliche Bedürfnisse erhaben.
    Als Grace ihren Schleier zurückschlug, um ihre Suppe zu essen, und sich gerade den zweiten Löffel zum Mund führte, tippte ihr jemand auf die Schulter.
    Eine Frauenstimme sagte: »Mein liebes Kind, bist du das wirklich?«
    Grace wandte sich um und sah Mrs   Macready vor sich, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, was sie weitaus eleganter wirken ließ als jemals zu ihren Zeiten in Seven Dials.
    »Ach du liebe Güte! Wer ist gestorben?«, fragte sie mit Blick auf Graces Trauerkleider und setzte sich neben sie. »Doch nicht deine Schwester?«
    Grace versicherte ihr, dass es Lily gut ging und dass sie als Dienstmädchen arbeitete (was Mrs   Macready mit Verwunderung zur Kenntnis nahm). »Und ich trage nur Trauer, weil ich für die Unwins als Sargbegleiterin arbeite«, fügte sie mit gedämpfter Stimmehinzu, »und daher sollte ich eigentlich mit niemandem sprechen.«
    Mrs   Macready rang empört nach Luft. »Nein, so was!«
    Da sich um diese Zeit kaum noch jemand in dem Raum aufhielt, fuhr Grace fort: »Aber wie geht es Ihnen, Mrs   Macready? Ich hoffe doch, niemand Nahestehendes ist gestorben?«
    »Ach, ich fürchte doch. Das alte Ehepaar Mr und Mrs   Beale«, sagte sie mit einem Seufzer.
    Grace stieß einen betroffenen Ausruf aus. »Wie traurig!«
    »Sie starben mit nur einem Tag Abstand voneinander, Gott hab sie selig, und die Blindengesellschaft ist für eine Beerdigung dritter Klasse hier draußen aufgekommen.« Ihre Augen schimmerten feucht. »Aber, du meine Güte, was für ein schöner Ort das hier ist, und dann noch mit dem Zug herauszufahren, so ein Genuss! Und zu wissen, dass nur einen Waggon weiter die Adligen sitzen!« Plötzlich hielt sich die alte Dame die Hand vor den Mund. »Aber, jetzt hätte ich es beinahe vergessen – eine Frau hat mich bei mir zu Hause aufgesucht und nach dir gefragt!«
    Grace schaute sie überrascht an. »Wirklich?«
    »Nun, hm   … wie war bloß ihr Name?« Mrs   Macready kratzte sich unter ihrem Schleier den Kopf. »Sie wusste, dass du bei mir gewohnt hast, und sagte, falls ich die je träfe, solle ich dir ausrichten, du mögest sie doch bitte aufsuchen. Sie hat mir ihre Adresse hinterlassen   …Es war ein ganz gewöhnlicher Name   …
Smith
«, rief Mrs   Macready schließlich triumphierend. »Ja, genau, sie nannte sich Mrs   Smith!«
    Grace nestelte an ihrem Schleier herum und ließ ihn wieder herunter, wobei sie hoffte, Mrs   Macready würde nicht bemerken, wie ihre Hände zitterten. »Ich glaube nicht, dass ich eine Mrs   Smith kenne«, sagte sie und versuchte zu lächeln. »Das klingt mir sehr nach einem falschen Namen.«
    »Irgendwo habe ich ihre Adresse aufgeschrieben. Wenn du möchtest, kann ich sie dir zukommen lassen.«
    Grace tätschelte der alten Dame die Hand. »Ich denke, das wird nicht nötig sein, Mrs   Macready, aber danke. Das hat nichts mit Ihnen zu tun, aber ich habe mit diesem alten Dasein abgeschlossen.«
    »Aber natürlich, meine Liebe. Ganz wie du willst«, sagte Mrs   Macready. »Womöglich war sie ja auf Geld aus. Man kann nie wissen«, fügte sie noch hinzu.
    Grace nickte. Das war auch ihr erster Gedanke gewesen: Dass »Mrs   Smith« herausgefunden hatte, dass sie eine feste Arbeit gefunden hatte, und sie nun mit dem Baby erpressen wollte.
    »Aber vielen Dank, dass Sie es mir erzählt haben, und ich hoffe, wir sehen uns einmal unter fröhlicheren Umständen wieder«, sagte Grace, drückte flüchtig ihre verschleierte Wange auf die der alten Frau und ging hinaus, um in den Zug zu steigen.
    Mitten in der Nacht – oder um vier Uhr morgens, um genau zu sein – erwachte Grace aus tiefem Schlaf und sah Jane am Fenster stehen und in die Dunkelheit hinausspähen.
    »Was ist los?«, fragte sie schläfrig.
    »Irgendetwas   … aber ich weiß auch nicht, was«, antwortete Jane in einem nervösen Flüstern. »Seit einer Stunde oder mehr läuten die Glocken – hörst du sie denn nicht? Und da sind Leute auf der Straße.«
    Jetzt hörte auch Grace die Glocken und setzte sich im Bett auf. Es war ein monotones, tiefes Läuten, das nicht nur von der Kirche ihres Viertels kam, sondern anscheinend auch noch von zahlreichen anderen. »Hast du je schon mal so ein Glockengeläut gehört?«
    Jane schüttelte den Kopf. »Vielleicht gibt es Krieg«, sagte sie ängstlich. »Oder ein

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