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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Leipert
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redete Tim schon weiter.
    »Du bist dafür doch bestimmt mit Lob und Preisen überhäuft worden, oder?«
    »Ähm, ja. Ich meine, nein, aber die Resonanz war ganz gut. Also Udo will zumindest, dass ich in der nächsten Saison wieder eine Reihe mache. Wenn ich das mit dem Baby hinkriege.« Ich war immer noch ziemlich irritiert, dass Tim plötzlich so enthusiastisch über meine Arbeit sprach.
    »Natürlich kriegen wir das hin! Das ist doch toll! Und worüber willst du schreiben?«
    »Ich weiß noch nicht. Ehrlich gesagt, hab ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Vielleicht über die Trainer. Oder die Fans. Keine Ahnung.«
    »Oder über abgehalfterte Exfußballer?«, grinste er mich an. Allmählich war ich mir nicht mehr sicher, ob ich es wirklich mit dem gleichen Tim zu tun hatte. Meinem Ex-Tim, der, solange wir noch zusammen waren, für meine Arbeit nicht mehr übrig hatte als ein genervtes Grummeln, wenn ich mal wieder zu spät zu einer Verabredung kam. Aber es war schön, zur Abwechslung mal über uns zu reden und nicht über das Baby.
    »Und wie läuft es an der Uni?«, fragte ich, weil ich wirklich gerne wissen wollte, wie es ihm in der Zwischenzeit so ergangen war.
    »Gut, ganz gut. Wenn ich meine Teamsportart nächste Woche bestehe, habe ich das Vordiplom endlich geschafft!«
    »Na ja, das ist für einen abgehalfterten Exfußballer natürlich eine ziemliche Herausforderung.«
    »Allerdings.«
    Wir lachten wieder. Aus Höflichkeit. Und verstummten wieder. Aus Unsicherheit.
    Wir sahen uns an. Tu es doch endlich, dachte ich und wusste nicht genau, ob ich jetzt mich oder ihn meinte. Ich sollte ihn jetzt einfach küssen, dachte ich dann. Was hatte ich jetzt schon noch zu verlieren? Ich müsste mich nur ein klein wenig nach vorn beugen. Wenn ich mich langsam genug nach vorn beugte, könnte er sogar noch ausweichen, wenn er nicht wollte. Und ich könnte vom Kuss noch schnell in eine harmlose Umarmung umschwenken. Der peinliche Moment wäre überbrückt. Nur ein kurzer, flüchtiger Kuss.
    Ich erwiderte immer noch Tims Blick. Dann wandte ich mich feige ab. Begutachtete die Schnalle an meiner Umhängetasche, als wäre sie das neue Wunderwerk der Technik.
    Ausgezeichnet, Karina! Ich hätte mich selbst ohrfeigen können. Der Augenblick wäre perfekt gewesen. Aber eine Chance gab ich mir noch. Wenn er mich jetzt immer noch anschaute, würde ich ihn küssen. Und zwar richtig. Ohne Rücksicht auf Verluste.
    Ich sah auf. Aber Tim schaute gerade auf seine Armbanduhr.
    Das war deutlich. Wahrscheinlich hatte er noch einen Termin. Mit Mona. Oder irgendeiner anderen gertenschlanken Sportlerin. Ich machte die Beifahrertür auf.
    »Na gut, ich muss jetzt aber wirklich. Tschüs.«

Viel zu ehrlich
    Ich ärgerte mich noch lange über die verpasste Chance auf eine ehrliche Aussprache. Bei unseren nächsten Treffen versuchte ich noch einmal mit ungeschickten Bemerkungen, Tims Gefühlslage auszuloten. Ohne Erfolg. Meine Andeutungen wurden entweder missverstanden oder prallten unbeantwortet von ihm ab.
    »Du musst mich aber nicht jedes Mal zu dem Vorbereitungskurs begleiten, wenn du nicht möchtest.« – »Ich find’s interessant.«
    »Wo sollen wir das Kinderbett denn hinstellen?« – »Neben dein Bett, dann musst du nachts nicht so weit laufen.«
    »Ich bin dir wirklich keine große Hilfe. Eigentlich könntest du das Kinderkriegen auch noch übernehmen …« – Hmpf.
    Keine Reaktion, als wollte er sich keine Blöße geben. Es gab einfach kein Durchkommen, und manchmal schämte ich mich für meine Scheinheiligkeit. Ein klares »Liebst du mich eigentlich noch?« wäre besser gewesen, aber das hätte auch ein klares Nein zur Folge haben können.
    Tim zuliebe nahm ich sogar endlich Kontakt zu meiner Mutter auf. Ich bat ihn, sie auf meinen Besuch vorzubereiten, damit sie nicht gleich aus allen Wolken fiel, wenn ich mit einem sieben Monate großen Bauch bei ihr antanzte. Wir trafen uns, wie nicht anders zu erwarten, mit Chris zusammen in Tims Wohnung. Diesmal war ich sogar ganz glücklich darüber, weil ich auf Tims Unterstützung hoffte. Leider vergeblich, er war nicht da.
    Meine Mutter überspielte ihre Enttäuschung darüber, dass ich ihr nicht früher von ihrem Enkelkind erzählt hatte, gekonnt, und ich blockte jeden Versuch, mir versteckte Vorwürfe unterzujubeln, genauso gekonnt ab. Wir hatten im Laufe der Jahre beide unsere Schutzmechanismen entwickelt, die wir ebenso perfekt beherrschten, wie wir sie durchschauten. In gewisser

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