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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Leipert
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Boxer umeinander herumgetänzelt und hatten jegliches Interesse aneinander geleugnet, bevor mich Tina regelrecht mit der Nasenspitze darauf gestoßen hatte.
    So gesehen, war unsere Beziehung noch nie geradlinig verlaufen. Und wenn Tim und ich uns nicht gerade selbst im Weg standen, dann gab es immer irgendwo eine Mona, einen Daniel oder eine mit meiner Phantasie durchgegangene Tina.
    Ich beobachtete Tim heimlich. Er konzentrierte sich auf den Verkehr, aber als er meinen Blick bemerkte, sah er mich fragend an. Ich räusperte mich: »Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht genau, was wir alles brauchen.«
    »Ja, ich, ähm, ich habe mich schon mal ein bisschen eingelesen.«
    Eingelesen?! Tim wusste seit gerade mal zwei Tagen, dass er ein Kind bekam, und hatte es bereits geschafft, die Bücher zu lesen, die sich bei mir immer noch unberührt auf dem Nachttisch stapelten. Ich musste grinsen.
    »Keine Sorge, nur die fünf wichtigsten Standardwerke«, sagte er und grinste ebenfalls.
    Tim fand einen Parkplatz nicht weit vom Flohmarkt entfernt, aber als ich aussteigen wollte, sagte er plötzlich: »Dass ich dich vorgestern gefragt habe, ob das Baby von mir ist, das … tut mir leid. Ich hab es nicht so gemeint.«
    Ich ließ mich wieder in den Sitz zurücksinken und atmete tief durch. »Doch, das hast du. Du hast mir nie wirklich vertraut, Tim.«
    Das traf das grundsätzliche Problem unserer Beziehung ziemlich genau, aber ich ersparte Tim weitere Rechtfertigungsversuche, indem ich schnell ausstieg. Wir reihten uns in den Besucherstrom ein und kamen nicht mehr auf das Thema zurück.
    Ich ging gerne auf Flohmärkte. Für mich waren sie eine einzige große Schatztruhe. Seit ich arbeitete, hatte ich kaum noch Zeit dafür gefunden, und umso begeisterter stürzte ich mich jetzt auf das alte Gerümpel. Beim Anblick der Bücherreihen war der eigentliche Grund unseres Ausflugs schnell vergessen. Seitdem mein Vater mich im Grundschulalter in das Heiligtum seiner Privatbibliothek eingeweiht hatte, mit der er damals in den Keller ausweichen musste, liebte ich gebundene Ausgaben. Taschenbücher waren vielleicht billiger und praktischer, aber es gab für mich kaum etwas Schöneres als Regalreihen voller gebundener Bücher, Buchrücken an Buchrücken. Als ich nach einer halben Stunde wieder zu Tim aufschloss, hatten wir nicht mal vier Tische geschafft, dafür schleppte ich eine bis zum Reißen gedehnte Plastiktüte voller Bücher, während Tim sich gerade einen Stapel Schallplatten eintüten ließ. Das war seine Leidenschaft, die ich allerdings für noch altmodischer hielt als meine. Wir schauten schuldbewusst auf unsere Errungenschaften.
    »Meinst du, das Baby steht auf die Smiths oder eher auf guten alten Rock’n’Roll à la Bill Haley?« Er zeigte mir stolz seine neuesten Schätze.
    »Keine Ahnung. Du kannst ihm ja beides mal vorspielen, während ich ihm meine neuen Krimis vorlese.«
    Tim nahm mir die schwere Tüte ab, und wir versicherten uns hoch und heilig, nun wirklich nur noch nach Babykram zu schauen. Einen Gang weiter steuerte Tim allerdings zielstrebig auf einen Stand mit Antiquitäten zu, die ich eigentlich zu kostbar für ein Kinderzimmer fand. Tim öffnete ein paar Schubladen eines alten chinesischen Apothekerschränkchens.
    »Guck mal, das wäre doch ein prima Hochzeitsgeschenk für Chris und deine Mutter«, sagte er, und ich blieb entsetzt stehen. Schlimm genug, dass die Hochzeit offenbar stattfand, aber dann musste man sie doch nicht auch noch mit einem Geschenk unterstützen.
    »Deiner Mutter braucht man wohl kaum mit einem geblümten Teeservice zu kommen, oder?«, überlegte Tim weiter, als wäre es völlig normal, dass sein bester Freund meine Mutter heiraten wollte.
    »Sie wollen es also wirklich durchziehen, ja?«
    Ich versuchte, möglichst unbeteiligt zu klingen, aber meine gute Einkaufslaune war dahin. Ich ging achtlos an dem Apothekerschränkchen vorbei.
    Tim folgte mir. »Ich habe mir schon gedacht, dass du damit nicht ganz einverstanden bist.«
    Wenn es um meine Eltern ging, konnte Tim unglaublich verständnisvoll sein. Und ich konnte bei demselben Thema unglaublich stur sein.
    »Das ist zwar viel zu nett ausgedrückt, aber du hast recht, ich bin mit ihrer Hochzeit nicht ganz einverstanden.«
    Damit versuchte ich, jedes weiterführende Gespräch in diese Richtung zu unterbinden, und sah mich demonstrativ nach babytauglichen Gegenständen um. Leider konnte Tim bei diesen Gesprächen aber auch unglaublich hartnäckig

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