Geheimorder Riesenauge
beiden Turmgebäuden auf uns gewartet hatte, setzte sich zögernd in Bewegung und kam uns einige Schritte entgegen. Ich erkannte ihr Bemühen, sich von den beiden Türmen nicht allzu weit zu entfernen. Dort sollte die Begegnung stattfinden – dort, wo die »magische Kraft« der Hunderte von Orghs, die sich in den Nischen der Gebäudefronten verborgen hielten, nur wenige Dutzend oder höchstens ein paar hundert Meter zu überbrücken hatte, um uns mit voller Wucht zu treffen.
Der Moolo war inzwischen bis an die vorderste Front unseres Aufmarschs vorgeprescht. Wie es seiner Art entsprach, zeigte er vor den Orghs keinerlei Respekt. Er wandte sich um, um nach mir zu schauen, und wedelte dabei mit dem mächtigen Schwanz, wodurch sechs Orghs von den Beinen gefegt und beiseitegeschleudert wurden. Ich lachte dazu, herzlich und dröhnend, auf daß jedermann genau wisse, daß mir dieses Schauspiel Spaß bereitete. Die Orghs verhielten sich dementsprechend. Diejenigen, die der wedelnde Schwanz getroffen hatte, schlichen sich wortlos beiseite, und die übrigen sahen zu, daß sie dem Moolo nicht zu nahe kamen. Ich öffnete nur für eine Sekunde den M-Block und nahm die haßerfüllte Verbitterung wahr, von der nahezu jedes Mitglied des Empfangskomitees beherrscht wurde. Hannibal schien zur gleichen Zeit auf denselben Gedanken gekommen zu sein. Ich sah seinen Blick für zwei oder drei Sekunden starr werden – ein Zeichen dafür, daß er auf telepathische Beobachtung umgeschaltet hatte. Danach wandte er sich zu mir hin und warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu.
Die Blauen Zwerge, die Fanfarenbläser und alles sonstige Fußvolk wich behende zur Seite, als sich die Zyklopengarde der Front der Orghs näherte. Mein Zeremonienmeister hatte unmittelbar vor den Orghs Aufstellung genommen. Er sah mit steinernem Blick über sie hinweg und rührte sich nicht, bis er an den stampfenden Geräuschen der Zyklopen hörte, daß ihre Front unmittelbar hinter ihm zum Halten gekommen war.
Dann hob er den golden schimmernden Stab, den er als Zeichen seiner Würde trug, reckte den Schädel in die Höhe und verkündete mit weithin hallender Stimme:
»Dieser Welt widerfährt die Gnade, den unüberwindlichen Herrscher des Zweiten Reiches auf ihrer Oberfläche zu tragen: Seine Verklärtheit, Tumadschin Khan!«
Die Fanfarenbläser stießen von neuem in ihre Instrumente. Aus der Nähe konnte ich erkennen, wie die Riesenaugen der Orghs sich plötzlich trübten, als bereite die Musik ihnen Schmerzen. Sollte es so sein! Sie sollten Tumadschin Khan als einen Mann kennenlernen, der gewohnt war aufzutreten, wie es ihm paßte – ohne Rücksicht darauf, ob er anderen damit Unbehagen bereitete oder nicht.
Die Fanfaren schwiegen. Der Kreis der Zyklopen öffnete sich und konfrontierte Hannibal und mich dadurch unmittelbar mit den Orghs. Der Demborosch hatte seinen Stab gesenkt und war zur Seite getreten zum Zeichen dafür, daß von nun an Tumad schin Khan den weiteren Verlauf der Begegnung bestimmen wer de. Aus der Front der Orghs löste sich einer und trat vorsichtig ein paar Schritte auf mich zu. Ich erkannte ihn wieder – am Leuchten seines Auges.
»Das ist Rorrhodo-Sqyn!« rief ich. »Oder täuschen mich mei ne Augen?«
Ich kam ihm entgegen und breitete die Arme aus, als wollte ich ihn an mich ziehen. Erst im letzten Augenblick blieb ich stehen und ließ die Arme wieder sinken. Tumadschin Khan sollte den Orghs als ein impulsiver Mann erscheinen, der jedem gegenüber die Gebräuche seiner Heimat anzuwenden gewöhnt war. Mein Verzicht auf die Umarmung sollte bezeugen, daß ich die Orghs nicht für gleichgültig, zumindest jedoch nicht für
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