Geheimorder Riesenauge
Allison grinste über das ganze feiste Gesicht und flüsterte mir zu:
»Entweder haben die Brüder ihre Industrieanlagen unterirdisch angebracht, oder es gibt keine nennenswerte Industrie. Wir haben den ganzen Erdteil bis in den letzten Winkel durchsucht, aber da ist kaum etwas.«
»Ein Volk, das interstellare Raumfahrt betreibt und keine nennenswerte Industrie?« fragte ich ungläubig.
»Alles in allem auf diesem Erdteil nicht mehr, als es zur gegenwärtigen Stunde in Westeuropa gibt.«
Wir wurden unterbrochen. Die BAPURA trieb schräg auf das nördliche Ende des Raumhafens zu. Die Beschaffenheit der Gebäude wurde deutlicher. Die Orghs schienen Terrassen, Nischen und Erker zu lieben. Zudem verjüngten sich ihre Gebäude nach oben hin. Die Fensteröffnungen waren klein und nicht besonders zahlreich, kein Wunder: bei der Hitze! Besonders zwei Bauwerke erregten meine Aufmerksamkeit. Sie erhoben sich in der Mitte des Nordrands des Raumhafens und waren durch eine etwa einhundert Meter breite Straße voneinander getrennt. Sie waren völlig identisch und ragten wie gigantische Felsen mit unzähligen Verschachtelungen, Schründen, Buchten, Aufsätzen und Nischen über vierhundert Meter in die Höhe. Auf der Straße zwischen den beiden Riesenbauten war offenbar unser Empfangskomitee aufmarschiert. Ich erblickte eine erschreckend große Menge von Orghs, die sich bei schwindender Entfernung schließlich in etwa zweihundert Einzelwesen auflöste.
Die BAPURA setzte auf. Aus den Interkom-Lautsprechern dröhnten Fanfarenklänge. Ich war sicher, daß sie auch nach draußen übertragen wurden. Alf Trontmeyer pflegte bei solchen Demonstrationen nicht kleinlich vorzugehen.
»Der mächtige Tumadschin Khan, Beherrscher des Zweiten Reiches, grüßt Ghostly Castle, die Welt der Orghs!« donnerte eine mächtige Stimme.
Es war soweit. Die Gangway, ein Gebilde aus reiner Energie, wurde ausgefahren. Ich machte mich auf den Weg zur Hauptschleuse. Unterwegs erreichte mich Kiny Edwards’ alarmierender Gedankenimpuls.
»Paß auf, Chef! In den Schründen und hinter den Vorsprüngen der beiden Gebäude sind mindestens zweitausend Orghs versteckt. Sie sind nicht bewaffnet, weil sie nicht glauben, mit herkömmlichen Waffen etwas gegen uns ausrichten zu können. Aber sie haben den Auftrag, während der Begrüßungsrede die ›magische Kraft‹ mit voller Wucht auf euch einwirken zu lassen!«
Meine Ahnung! Die Orghs hatten nicht eine Sekunde lang daran gedacht, sich von Tumadschin Khan wirklich beeindrucken zu lassen. Das wahre Empfangskomitee saß in den Nischen der beiden Gebäude, und Rorrhodo-Sqyn, der Dritte Brutwächter, war gewiß, daß wir in wenigen Minuten nichts weiter sein würden als Wachs in seinen warmen Händen.
Ich blieb stehen und nestelte ein wenig umständlich den Mars-Kodator aus meinem pompösen Ornat. Das Gerät verband mich mit dem Autopiloten und schloß mich direkt an das Bord-Interkomsystem an.
»Konnat an alle! Der Autopilot wird aufgefordert, einhundert Kampfroboter in der großen Hangarschleuse antreten zu lassen. Sie werden uns beim Ausstieg begleiten und unsere Flanken decken. Trontmeyer – warten Sie, bis die Roboter angekommen sind. Niemand verläßt das Schiff, solange die Roboter nicht zur Hand sind!«
Ich schritt weiter. Die Entscheidung würde nicht so lange auf sich warten lassen, wie ich mir ausgemalt hatte. Irgendwie fühlte ich mich erleichtert.
7.
Die große Hangarschleuse war kaum groß genug für alle die Leute, die zusammen mit mir das Schiff verlassen sollten. Der Autopilot hatte ohne Zögern auf meine Anordnung
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