Geheimorder Riesenauge
Bordrechner brauchte, um die Sendung zu entschlüsseln, meldete sich einer der Lautsprecher, deren Öffnungen ebenso wie die der Mikrophone leuchtende Energieringe waren, die über meinem Arbeitstisch, von unsichtbaren Kräften gehalten, in der Luft schwebten.
»TECHNO an Seine Verklärtheit, Tumadschin Khan. Ich habe begonnen, Herr, die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Als Maximalfall wird angenommen: Vernichtung des Ghostly-Castle-Systems innerhalb von zehn Standardstunden nach Alarmimpuls. Zu diesem Zweck sind die 108. Schwere Offensivflotte und die 69. Überschnelle Zerstörerflottille aus ihren Operationsgebieten westlich der Blausternwolke abgezogen und in Richtung Ghostly Castle in Marsch gesetzt worden. Volle Einsatzbereitschaft von einem Sammelpunkt Abstand Ghostly Castle 855 Parsec aus wird innerhalb von achtzehn Stunden erwartet. Ich bitte Euer Verklärtheit um Benachrichtigung, falls eine Veränderung des Aufmarschplanes gewünscht wird, insbesondere, wenn der gewählte Maximalfall nicht befriedigend erscheint. Ende.«
Ich konnte nicht anders: ich starrte den Lautsprecherring an, als hätte durch ihn ein Ungeheuer zu mir gesprochen. Wie brachte ein allen Unwahrheiten abholder Positronenrechner solch haarsträubende Lügen über seine mechanischen Lippen! Woher nahm die seelenlose Maschine die Phantasie, sich ein solch monströses Lügengebilde auszudenken! Ich hatte Unterstützung von TECH NO erwartet, und ich wußte, daß er aufgrund seiner Programmierung in der Lage war, Fiktivsituationen auszudenken und sie vorübergehend für wirklich zu halten. Aber was mir hier geboten wurde, war besser, als wenn am anderen Ende des Hyperkanals ein lügnerischer Phantast gesessen hätte, mit dem ich mich verabredet hatte, dem Feind ein phantastisches Blendwerk vorzuführen.
Anne musterte mich lächelnd.
»Das überrascht einen, nicht wahr?« spottete sie. »So etwas hättest du nie erwartet!«
Ich konnte nur den Kopf schütteln. Zu mehr reichte es nicht. Nach kurzer Überlegung betätigte ich den Interkom und stellte eine Verbindung zur Sendezentrale her. Dort tat aus besonderem Grund Dr. el Haifara, unser Chefmathematiker, Dienst. Das hage re, braune Gesicht des Arabers blickte mich fragend an.
»Was für ein Kode wurde angewendet, Haifara?« erkundigte ich mich.
»Der einfachste, den es gibt«, antwortete er und zuckte dazu verächtlich mit den Schultern. »Nach meiner Ansicht können ihn die Marsianer nur entwickelt haben, um ihren Kleinkindern das Umgehen mit Nachrichtenkodes beizubringen.«
»Werden die Orghs Schwierigkeiten haben, die beiden Sendungen zu entziffern?«
»Nicht, wenn sie nicht ganz und gar auf den Kopf gefallen sind«, antwortete er grinsend. »Aber dann weiß man ja nie …«
Der Rest des Satzes blieb in der Luft hängen. Nachdem ich abgeschaltet hatte, sagte ich zu Anne:
»Der Stein ist ins Rollen gebracht. Niemand kann ihn mehr aufhalten …«
Am Nachmittag des dreiunddreißig Stunden langen Planetentages erhielten wir von einer unserer Patrouillen die Auskunft, daß eine Horde Orgh-Roboter versucht habe, sie am Betreten einer sogenannten Para-Schule zu hindern. Die Para-Schulen, so von uns genannt, weil dort jungen, begabten Orghs beigebracht wurde, wie sie ihre parapsychologische Suggestivkraft richtig einzusetzen hatten, spielten im öffentlichen Leben der Orghs eine große Rolle. Das wichtigste Merkmal, nach dem der gesellschaftliche Rang eines erwachsenen Orgh bestimmt wurde – allerdings in Abhängigkeit davon, ob er ein Befruchter oder ein Eiträger war – war
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