Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimorder Riesenauge

Geheimorder Riesenauge

Titel: Geheimorder Riesenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
sei mir erst jetzt so rich­tig auf­ge­gan­gen, wie wi­der­wär­tig sie im Grun­de war. Um den Ein­druck zu ver­voll­stän­di­gen, schrie ich:
    »Und jetzt fort mit euch, ihr Un­ge­zie­fer!«
    Au­gen­blick­lich wa­ren die Ro­bo­ter wie­der zur Stel­le. Die­je­ni­gen Or­ghs, die mei­nen Be­fehl nicht schnell ge­nug be­grif­fen, wur­den von me­tal­le­nen Grei­fern ge­packt, her­um­ge­wir­belt und in Rich­tung auf den Aus­gang in Marsch ge­setzt. Die Or­ghs selbst hat­ten es ei­lig, mir aus den Au­gen zu kom­men. In­ner­halb we­ni­ger Au­gen­bli­cke war der Thron­saal ge­räumt. Ich er­fuhr spä­ter, daß die Ro­bo­tes­kor­te die Or­ghs durch den Zen­tral­schacht nach un­ten zur Fuß­schleu­se der BA­PU­RA ge­bracht und dort aus­ge­la­den hat te. Wie sie von da aus wei­ter­ka­men, war ih­re Sa­che.
    Ich ging in mein Pri­vat­quar­tier und ent­le­dig­te mich der auf­wen­di­gen Ro­be des Tu­madschin Khan. Wü­tend feu­er­te ich das kost­ba­re Ge­wand in die Ecke und wünsch­te mir, daß ich es nie mehr tra­gen müß­te. Die Chan­cen wa­ren gut, daß die­se Hoff­nung sich be­wahr­hei­te­te. Wir wa­ren in die End­pha­se der Aus­ein­an­der­set­zung mit den Or­ghs ein­ge­tre­ten. Von jetzt an wür­de es sach­lich und er­bar­mungs­los zu­ge­hen. Mit Prunk und Thea­ter­spiel ließ sich von nun an kein Blu­men­topf mehr ge­win­nen.
    In­zwi­schen wa­ren un­se­re Pa­trouil­len wei­ter­hin un­ter­wegs und brach­ten in Er­fah­rung, was die Er­de wis­sen muß­te, wenn sie je­mals mit den Or­ghs in Kon­flikt ge­riet. Wir sam­mel­ten ei­ne Men­ge wich­ti­ger In­for­ma­tio­nen und auch sol­che, die nur ih­rer Ku­rio­si­tät hal­ber in­ter­essant wa­ren. So er­fuh­ren wir zum Bei­spiel, daß die Or­ghs drei Ge­schlech­ter kann­ten, zwei Be­fruch­ter und einen Ei­trä­ger. Mit dem Sta­tus des Ei­trä­gers ver­band sich ho­hes ge­sell­schaft­li­ches Pres­ti­ge. Ei­trä­ger ver­rich­te­ten nie­mals nie­de­re Ar­bei­ten. Als Trä­ger des neu­en Le­bens stan­den sie un­ter be­son­de­rem staat­li­chem Schutz. Wie­viel Be­deu­tung man der Funk­ti­on des Ei­tra­gens und des Aus­brü­tens bei­maß, war dar­an ab­zu­le­sen, daß das höchs­te Gre­mi­um die­ses Rei­ches sich »der Rat der Drei­zehn Brut­wäch­ter« nann­te. Die Zahl drei­zehn üb­ri­gens rühr­te da­her, daß bei ei­ner Ei­ab­la­ge ge­wöhn­lich drei­zehn Ei­er ge­legt wur­den. Das Aus­brü­ten al­ler­dings be­sorg­te nicht der Ei­trä­ger selbst. Da­zu wa­ren be­son­de­re Brut­kli­ni­ken ge­schaf­fen wor­den, die nicht nur das Aus­brü­ten, son­dern auch die Auf­zucht des Nach­wuch­ses über­nah­men. Die Or­ghs kann­ten den Be­griff der Fa­mi­lie über­haupt nicht. Es gab kei­nen emo­tio­nel­len Zu­sam­men­hang zwi­schen dem Ei­trä­ger und sei­nem Nach­wuchs. Selbst die Iden­ti­tät sei­ner Spröß­lin­ge war dem Ei­trä­ger ge­wöhn­lich un­be­kannt.
    Die Be­fruch­tung der Ei­er fand üb­ri­gens, wie bei den ir­di­schen Rep­ti­li­en und Vö­geln, in der Lei­bes­höh­le des Ei­trä­gers statt. Es wa­ren zwei Be­fruch­tungs­vor­gän­ge not­wen­dig, die zeit­lich ge­trennt von­ein­an­der statt­fan­den und zu de­nen zwei ver­schie­de­ne Be­fruch­ter, al­so die Trä­ger zwei­er ver­schie­de­ner Sa­men­sor­ten, her­an­ge­zo­gen wer­den muß­ten. Die Un­ter­schei­dung zwi­schen männ­li­chen und weib­li­chen We­sen war al­so auf die Or­ghs nicht un­mit­tel­bar an­wend­bar. Die Drei­zehn Brut­wäch­ter, die wir uns so­zu­sa­gen au­to­ma­tisch als »Män­ner« ge­dacht hat­te, wa­ren, der ho­hen Stel­lung ih­re Am­tes ent­spre­chend, Ei­trä­ger.
    Im Lau­fe der Ta­ge be­ka­men un­se­re Pa­trouil­len zu spü­ren, daß sich in der Be­völ­ke­rung Wi­der­stand ge­gen ihr teil­wei­se recht re­spekt­lo­ses Schnüf­feln in den ver­bor­gens­ten Ge­heim­nis­sen des Or­gh-Vol­kes reg­te. Da be­ka­men wir al­so die ers­ten Aus­wir­kun­gen des Um­stan­des zu spü­ren, daß das or­gh­sche Be­fehls­emp­fang­sys­tem wie­der zu funk­tio­nie­ren be­gann. Die Drei­zehn Brut­wäch­ter hat­ten ihr Amt wie­der an­ge­tre­ten, und es lag an­schei­nend nicht

Weitere Kostenlose Bücher