Geheimorder Riesenauge
sei mir erst jetzt so richtig aufgegangen, wie widerwärtig sie im Grunde war. Um den Eindruck zu vervollständigen, schrie ich:
»Und jetzt fort mit euch, ihr Ungeziefer!«
Augenblicklich waren die Roboter wieder zur Stelle. Diejenigen Orghs, die meinen Befehl nicht schnell genug begriffen, wurden von metallenen Greifern gepackt, herumgewirbelt und in Richtung auf den Ausgang in Marsch gesetzt. Die Orghs selbst hatten es eilig, mir aus den Augen zu kommen. Innerhalb weniger Augenblicke war der Thronsaal geräumt. Ich erfuhr später, daß die Roboteskorte die Orghs durch den Zentralschacht nach unten zur Fußschleuse der BAPURA gebracht und dort ausgeladen hat te. Wie sie von da aus weiterkamen, war ihre Sache.
Ich ging in mein Privatquartier und entledigte mich der aufwendigen Robe des Tumadschin Khan. Wütend feuerte ich das kostbare Gewand in die Ecke und wünschte mir, daß ich es nie mehr tragen müßte. Die Chancen waren gut, daß diese Hoffnung sich bewahrheitete. Wir waren in die Endphase der Auseinandersetzung mit den Orghs eingetreten. Von jetzt an würde es sachlich und erbarmungslos zugehen. Mit Prunk und Theaterspiel ließ sich von nun an kein Blumentopf mehr gewinnen.
Inzwischen waren unsere Patrouillen weiterhin unterwegs und brachten in Erfahrung, was die Erde wissen mußte, wenn sie jemals mit den Orghs in Konflikt geriet. Wir sammelten eine Menge wichtiger Informationen und auch solche, die nur ihrer Kuriosität halber interessant waren. So erfuhren wir zum Beispiel, daß die Orghs drei Geschlechter kannten, zwei Befruchter und einen Eiträger. Mit dem Status des Eiträgers verband sich hohes gesellschaftliches Prestige. Eiträger verrichteten niemals niedere Arbeiten. Als Träger des neuen Lebens standen sie unter besonderem staatlichem Schutz. Wieviel Bedeutung man der Funktion des Eitragens und des Ausbrütens beimaß, war daran abzulesen, daß das höchste Gremium dieses Reiches sich »der Rat der Dreizehn Brutwächter« nannte. Die Zahl dreizehn übrigens rührte daher, daß bei einer Eiablage gewöhnlich dreizehn Eier gelegt wurden. Das Ausbrüten allerdings besorgte nicht der Eiträger selbst. Dazu waren besondere Brutkliniken geschaffen worden, die nicht nur das Ausbrüten, sondern auch die Aufzucht des Nachwuchses übernahmen. Die Orghs kannten den Begriff der Familie überhaupt nicht. Es gab keinen emotionellen Zusammenhang zwischen dem Eiträger und seinem Nachwuchs. Selbst die Identität seiner Sprößlinge war dem Eiträger gewöhnlich unbekannt.
Die Befruchtung der Eier fand übrigens, wie bei den irdischen Reptilien und Vögeln, in der Leibeshöhle des Eiträgers statt. Es waren zwei Befruchtungsvorgänge notwendig, die zeitlich getrennt voneinander stattfanden und zu denen zwei verschiedene Befruchter, also die Träger zweier verschiedener Samensorten, herangezogen werden mußten. Die Unterscheidung zwischen männlichen und weiblichen Wesen war also auf die Orghs nicht unmittelbar anwendbar. Die Dreizehn Brutwächter, die wir uns sozusagen automatisch als »Männer« gedacht hatte, waren, der hohen Stellung ihre Amtes entsprechend, Eiträger.
Im Laufe der Tage bekamen unsere Patrouillen zu spüren, daß sich in der Bevölkerung Widerstand gegen ihr teilweise recht respektloses Schnüffeln in den verborgensten Geheimnissen des Orgh-Volkes regte. Da bekamen wir also die ersten Auswirkungen des Umstandes zu spüren, daß das orghsche Befehlsempfangsystem wieder zu funktionieren begann. Die Dreizehn Brutwächter hatten ihr Amt wieder angetreten, und es lag anscheinend nicht
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