Geheimorder Riesenauge
Anfängern in blaugrünen Roben. Panikerfüllt stürzten ins Freie und liefen schreiend und kreischend durch den Park davon.
Als die fünf Minuten vorüber waren – schon seit anderthalb Minuten war die Flucht der Orghs beendet – gab ich das verabredete Zeichen. Die tödlichen Waffen der Roboter traten in Aktion. Ich wandte mich ab. Ich wollte das brutale Werk der Zerstörung nicht mit ansehen. Niemals hätte ich unter einigermaßen normalen Umständen so gehandelt. Niemals würde sich Thor Konnat im Kampf gegen einen wie auch immer gearteten Gegner dazu hinreißen lassen, eine harmlose Schule dem Erdboden gleichzumachen.
Aber wer war ich? War ich Thor Konnat, der seine Handlungsweise selbst bestimmen konnte? Oder war ich Tumadschin Khan, dessen Handlungen ihm vorgeschrieben waren von der Notwendigkeit, die Orghs so in Schrecken zu versetzen, daß sie niemals wieder ungebührliches Interesse für die Erde zeigen würden?
»Aktion beendet, Sir!« meldete der Führer der Patrouille.
Ich wandte mich ab, ohne dem schwelenden, glühenden Trümmerhaufen, der bis vor wenigen Augenblicken noch eine stattliche Schule gewesen war, auch nur einen einzigen Blick zu gönnen. Ich stieg in mein Gleitboot und herrschte den Piloten an, er solle mich zur BAPURA zurückfliegen.
Mein Gott … wie ich diesen Tumadschin Khan haßte!
Captain Botcher baute sich vor meinem Arbeitstisch auf. Es zuck te in seinem Gesicht, als hätte er Mühe, ein Lachen zu unterdrüc ken. Botcher und lachen? Da mußte sich etwas Haarsträubendes zugetragen haben.
»Sprechen Sie«, forderte ich ihn auf.
»Jawohl, Euer Verklärtheit«, antwortete mein pedantischer Adjutant. »Ich bin gehalten, dieses Ersuchen wortwörtlich vorzutragen. Das wird eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.«
»Fangen Sie getrost an«, ermunterte ich ihn. »Wenn mir Ihr Vortrag zu langweilig wird, lasse ich Sie durch den Moolo hinauswerfen!«
Er schluckte und blickte mich ängstlich an. Selbst wenn ich den groteskesten Unsinn von mir gab, war Philip Botcher niemals ganz sicher, ob ich es ernst meinte oder nicht.
»An den unvergleichlichen, allmächtigen Beherrscher des Zweiten Reiches, seine erhabene Verklärtheit Tumadschin Khan, Rächer der Entrechteten, Erbe des Universums, leuchtendes Licht unter den Lichtern des Geistes …«
»Hören Sie auf, Botcher!« protestierte ich. »Ich bekomme Magengrimmen!«
»Warten Sie nur, Sir«, grinste Botcher – wahrhaftig, er grinste! »Es kommt noch dicker. Also: leuchtendes Licht … und so weiter: untertänigsten Gruß von Rorrhodo-Sqyn, dem erbärmlichen Dritten Brutwächter, der der Gnade unwürdig ist, daß der Blick seiner erhabenen Verklärtheit auf ihm ruht. Dennoch, Euer Verklärtheit, bitte ich Sie um die unverdiente Gunst einer Unterredung.«
Er ließ die Folie sinken, von der er bisher gelesen hatte, und sah mich aufmerksam an, um sich keine meiner Reaktionen entgehen zu lassen. In meiner Umgebung hatten ein paar Leute prustend zu lachen begonnen. Mein Wink brachte sie jedoch sofort zum Schweigen.
»Wo ist der Kerl?« fragte ich Botcher.
»Er wartet unten in der Fußschleuse.«
»Hat er Begleitung bei sich?«
»Nein, er ist allein.«
Ich sah auf die Uhr.
»Sagen Sie ihm, seine Bitte sei gewährt, und bringen Sie ihn herauf. Ich erwarte, daß Sie genau in fünfzehn Minuten durch diese Tür dort treten.«
Botcher salutierte und trat ab. Ich erhob mich hinter meinem Arbeitstisch und brüllte:
»Gaukler, Saurier, Zwerge, Tänzerinnen und alles sonstige Gelump – ’raus! Ich brauche ein paar Offiziere, die wie Teilneh mer einer Stabsbesprechung aussehen, mit Kodatoren, Druckfoli en,
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