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Geheimorder Riesenauge

Geheimorder Riesenauge

Titel: Geheimorder Riesenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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mei­nem Thron nä­her­te, wi­chen die Mars­ro­bo­ter zur Sei­te und nah­men an der Wand Auf­stel­lung. Da­durch ge­rie­ten die Ge­fan­ge­nen un­mit­tel­bar vor mei­nen Ar­beit­s­tisch. Hin­ter ih­nen war­fen sich die Zy­klo­pen ehr­fürch­tig zu Bo­den. Nur Pe­tron­ko blieb einst­wei­len ste­hen. Als er sah, daß die Or­ghs zö­ger­ten, mir die üb­li­che Eh­ren­be­zei­gung zu er­wei­sen, stieß er drei der zu­hin­terst ste­hen­den Brut­wäch­ter so kräf­tig in den Rücken, daß ih­nen nichts an­de­res üb­rig­b­lieb, als zu Bo­den zu stür­zen. Die üb­ri­gen, we­nig an­ge­tan von der Aus­sicht, mit Pe­tron­kos mäch­ti­ger Faust eben­falls Be­kannt­schaft zu ma­chen, folg­ten frei­wil­lig dem Bei­spiel ih­rer Ge­nos­sen.
    Ich ließ die Sze­ne ei­ne Zeit­lang auf mich wir­ken, wie es Tu­madschin Khans Art war. Er lieb­te es, Leu­te vor sich auf dem Bo­den lie­gen zu se­hen. Dann rief ich:
    »Er­hebt euch, al­le, und hört den Richt­spruch des Be­herr­schers des Zwei­ten Rei­ches!«
    Sie stan­den auf – die Or­ghs eben­so wie die Zy­klo­pen.
    »Ich ha­be«, ver­kün­de­te ich, »mei­ne Weis­heit zu Ra­te ge­zo­gen und bin zu dem Schluß ge­kom­men, daß es ei­nes Tu­madschin Khan nicht wür­dig ist, sich un­nö­tig den Kopf über sol­che We­sen zu zer­bre­chen, de­ren geis­ti­ges Ni­veau weit un­ter dem Ni­veau des Durch­schnitts­bür­gers des Zwei­ten Rei­ches liegt. Auf­grund die­ses Rat­schlus­ses und um die Wür­de mei­nes Am­tes mit eu­rer An­we­sen­heit nicht wei­ter zu be­las­ten, las­se ich euch frei!«
    Die Or­ghs starr­ten erst mich an, dann mus­ter­ten sie ein­an­der. Ich hat­te in­zwi­schen ge­lernt, den Aus­druck ih­res Au­ges zu in­ter­pre­tie­ren – klar ge­nug we­nigs­tens, um zu er­ken­nen, daß sie in die­sem Au­gen­blick maß­los ver­blüfft wa­ren. Ich wag­te es, den Men­tal­block für knapp ei­ne Se­kun­de zu öff­nen und stu­dier­te den In­halt ih­res Be­wußt­seins: Da­bei er­hasch­te ich einen Ge­dan­ken, der einen be­son­de­ren Ein­druck auf mich mach­te – ge­ra­de weil er mei­ne bis­he­ri­gen Über­le­gun­gen in vol­lem Um­fang be­stä­tig­te. An der Cha­rak­te­ris­tik der Men­tal­schwin­gung glaub­te ich zu er­ken­nen, daß er aus Na­nu­ku-Vjats Be­wußt­sein stamm­te. Es war ei­ne häß­li­che, wi­der­wär­ti­ge Fol­ge von Im­pul­sen, die mei­ne Groß­zü­gig­keit ver­lach­te und sie für Dumm­heit hielt. Da­bei war es doch ge­ra­de Na­nu­ku-Vjat selbst, der hier ein Höchst­maß an Dumm­heit prak­ti­zier­te. Denn er wuß­te ja, daß we­nigs­tens Han­ni­bal und ich te­le­pa­thi­sche Be­ga­bung be­sa­ßen und sei­ne Ge­dan­ken ein­deu­tig le­sen konn­ten. Dar­an schi­en er sich plötz­lich auch zu er­in­nern. Die freu­di­gen, spöt­ti­schen Im­pul­se bra­chen ab­rupt ab, und statt des­sen er­schi­en der Ein­druck aku­ter Furcht, ei­ne Im­pres­si­on der Angst, daß er sich ver­ra­ten ha­be. Blitz­schnell ver­ließ ich die te­le­pa­thi­sche Ebe­ne, und als Na­nu­ku-Vjat einen be­sorg­ten Blick auf mich warf, da saß ich schon wie­der da, wie je­der­mann mich zu se­hen ge­wohnt war: er­ha­ben, ein we­nig an­ge­wi­dert und mit ei­nem spöt­ti­schen Lä­cheln auf den Lip­pen.
    »Ich ha­be die Ab­sicht, die­se Welt noch ein paar Ta­ge mit mei­ner An­we­sen­heit zu beeh­ren. Ich ha­be nichts da­ge­gen, daß der Rat der Drei­zehn Brut­wäch­ter sich neu kon­sti­tu­iert und sei­ne ur­sprüng­li­chen Funk­tio­nen wie­der über­nimmt. So­lan­ge ich je­doch auf die­ser Welt wei­le, bin ich der ab­so­lu­te Herr­scher, und je­de Wi­der­setz­lich­keit wird auf das strengs­te be­straft. In der Zwi­schen­zeit wer­den mei­ne Ge­set­zes­kun­di­gen einen Ver­trag auf­set­zen, der die Be­zie­hun­gen des or­gh­schen Ster­nen­rei­ches zu dem Zwei­ten Reich ge­nau fest­legt. Vor mei­ner Ab­rei­se wer­den ich und die Drei­zehn Brut­wäch­ter die­sen Ver­trag un­ter­zeich­nen, und von da an wird es kei­ner­lei Un­stim­mig­kei­ten mehr zwi­schen den bei­den Staats­ge­bil­den ge­ben.«
    Ich lehn­te mich weit in mei­nen Ses­sel zu­rück und mus­ter­te die Sze­ne vor mir mit ei­ner Mie­ne, als

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