Geheimorder Riesenauge
die Intensität seiner parasuggestiven Begabung. Je stärker diese Begabung ausgebildet war, in desto höherem Maße stellte sie für ihren Besitzer ein gesellschaftliches Status-Symbol dar. Unter den jungen Orghs wurden die meistversprechenden ausgesucht und auf Para-Schulen zur weiteren Ausbildung ihrer Fähigkeiten geschickt. Die Para-Schulen von Aphent-Tohooc, der Hauptstadt des Landes (zu Englisch: Mystery), galten als die besten Institute dieser Art. Eine Para-Schule in Aphent-Tohooc besucht zu haben, galt für einen jungen Orgh als eine Empfehlung, die niemand zu übersehen wagte.
Einer solchen Schule hatte eine unserer Patrouillen auftragsgemäß nähere Beachtung schenken wollen. Die Orgh-Roboter waren offenbar aus dem Innern des Gebäudes gesteuert worden. Zunächst hatten sie sich darauf beschränkt, die Eindringliche in immer engeren Kreisen zu umfliegen, wobei es auch zu Zusammenstößen zwischen Robotern und meinen Leuten gekommen war. Als sich die Patrouille durch solche Manöver nicht aufhalten ließ, hatten die Orgh-Maschinen das Feuer eröffnet. Da kamen sie allerdings an den Falschen. Die Mars-Roboter, die die Patrouille begleiteten, hatten nur darauf gewartet, daß der Gegner das erste Anzeichen von Feindseligkeit zu erkennen gebe. Im Verlaufe weniger Sekunden waren vierzehn Orgh-Roboter abgeschossen worden. Die restlichen sechs waren geflüchtet, ohne Zweifel auf Anweisung des Orgh, der aus dem Gebäude heraus die Manöver seiner Roboter leitete. Auf unserer Seite hatte es einen Leichtverletzten gegeben. Der Führer der Patrouille hatte das in einem weiten, sandigen Park gelegene Schulgebäude umzingelt und erbat von mir weitere Anweisungen.
»Bleiben Sie an Ort und Stelle!« befahl ich ihm zornig. »Ich komme sofort!«
Wenige Minuten später war ich unterwegs. Zwanzig marsianische Gleitboote gaben mir das Geleit. Wenn Tumadschin Khan auszog – auch wenn es zu einer Strafexpedition war – tat er das nicht ohne das entsprechende Gefolge. Mühelos fanden wir den Park, in dem die Schule stand. Die Bewohner der umliegenden Stadtviertel hatten inzwischen erfahren, daß hier etwas Besonderes im Gange war, und säumten die Ränder der sandigen Fläche. Ich ließ mein Boot unmittelbar vor dem Haupteingang des Schulgebäudes landen. Die Tür widerstand mir. Wortlos winkte ich einen Marsroboter herbei und wies auf das Hindernis. Eine kurze, fauchende Salve, und statt vor der Tür stand ich vor einem düsteren, qualmenden Loch mit glühenden Rändern.
Ich trat ein. Zur Linken kam ich auf einen breiten Gang, der bis zum gegenüberliegenden Ende des Gebäudes führte. Vor mir öffnete sich eine Tür. Vier, fünf Gestalten in der gelbroten Robe der Para-Lehrer stürzten mir entgegen und warfen sich vor mir zu Boden.
»Gnade, Gnade, Euer Verklärtheit!« winselte es vielstimmig aus meinem Translator. »Wir sind unschuldig. Jemand …«
Ich ließ sie nicht zu Wort kommen.
»Wie viele Schüler, wie viele Lehrer befinden sich in diesem Gebäude?« frage ich knapp und hart.
»Etwa zweihundert, Euer Verklärtheit«, würgte einer der Gelbroten hervor.
»Ihr habt fünf Minuten Zeit, die Schule zu räumen. In fünf Minuten eröffnen meine Truppen das Feuer auf das Gebäude, um es einzuäschern!«
Ich wandte mich ab und schritt hinaus. Die Lehrer fuhren fort, hinter mir herzujammern; aber schließlich mußten sie einsehen, daß ich nicht umgestimmt werden konnte. Aus sämtlichen Ausgängen des Bauwerks quoll es nun hervor: rotgelb gekleidete Lehrer, grüngelb gestreifte Schüler der älteren Jahrgänge und Dutzende von
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