Geheimprojekt Styx
Rebellen
Sie hörten die Schüsse etwa fünf Minuten nachdem sie die elf Rebellen erschossen hatten. Es war eine Pistole, die da abgefeuert wurde, das wussten sie sofort. Und der Lautstärke nach zu urteilen, konnten sie nur noch höchsten einen Kilometer entfernt sein. Wenn nicht weniger.
Hendricks wies Mangope und Tinto an, den Pfad zu verlassen, einerseits, weil dieser in eine andere Richtung weiterführte, und andererseits, weil er den dichten Dschungel als Deckung verwenden wollte. Mit seinem Compoundbogen im Anschlag pirschte Hendricks sich durch den Urwald. Tinto war irgendwo an seiner linken Flanke, doch er konnte sie nicht ausmachen, obwohl sie höchstens fünf Meter entfernt sein dürfte. Mangope hingegen sah er, der große Mann war einfach etwas zu groß, um sich rasch verstecken zu können. Doch Hendricks sah ihn auch nur, weil er wusste, dass Walter Mangope zu seiner Rechten unterwegs war. Sie schlichen nahezu lautlos durch den Dschungel. Schließlich hörten sie laute Rap-Musik gepaart mit dem Kreischen von Frauen.
Hendricks' Nackenhaare stellten sich auf und er spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte und ein leichtes Kribbeln seine Arme durchzog. Er spähte in die grüne Masse vor sich und meinte die Gebäude der Mission erkennen zu können.
„Tinto, Walter, neu formieren bei mir“, flüsterte er in sein Funkgerät. Im kleinen Ohrhörer knackte es zweimal zur Bestätigung. Während Hendricks Mangope kommen sah, tauchte Tinto plötzlich wie ein Geist neben ihm auf, und er musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu erschrecken.
„Da sind rund zwei Dutzend Rebellen“, informierte Tinto ihre beiden Mitstreiter. „Sie haben die Belegschaft bereits zusammengetrieben... der Priester hat sich offenbar zur Wehr gesetzt, es liegen einige Leichen auf dem Hof.“
Ein wehrhafter Priester, wunderte sich Hendricks, ungewöhnlich.
„Schaffen wir die?“, fragte Mangope skeptisch. Sie waren zu dritt, dem Feind also mindestens achtfach unterlegen.
„Ich habe zwanzig Pfeile dabei“, meinte Hendricks nur. „Tinto, ist es sicher, dass der Priester sich gewehrt hat?“„Er ist der einzige, den sie festgebunden haben, also ja“, erwiderte Suzanna und spielte mit der Schulterstütze ihres Sturmgewehrs herum. „Hmm.“ Mangope klappte die Schulterstütze seiner AMD-65 aus und umfasste den Vordergriff seiner Waffe entschlossen. „Gehen wir es an, bevor die noch mehr Unheil anrichten.“
Hendricks nickte zustimmend. Er legte seinen Rucksack auf den Boden und entnahm diesem den Köcher mit den Pfeilen. Anschließend griff er mit seiner in fingerlosen Handschuhen steckenden Hand auf den Boden, um dort aufgeweichte Erde zu fassen zu bekommen. Er schmierte sich den Schlamm ins Gesicht und auf die Arme, dann sah er kurz in die kleine Runde. „Walter, du gibst uns im Fall der Fälle Feuerschutz von der Baumgrenze aus. Tinto, nimm die ganz linke Flanke und versuche ihnen in den Rücken zu fallen. Ich suche mir einen Baum und werde sie mit Pfeilen bearbeiten.“ Die drei setzten sich in Bewegung. Keine weiteren Worte waren nötig, doch als sie laute Schreie hörten, wussten alle, dass ihnen die Zeit davon lief. Hendricks erklomm einen Baum in Rekordgeschwindigkeit, angetrieben von dem Willen, die ihm völlig unbekannten Krankenschwestern und den Arzt und den Priester zu retten. Er lehnte sich in eine Astgabel, von der aus er direkte Sicht auf den Hof hatte. Wie Tinto bereits berichtet hatte, war Pater Santiago am Brunnen festgebunden worden, die entkleideten und bereits vergewaltigten Krankenschwestern lagen auf dem Hof verteilt, und zwei von ihnen waren offensichtlich bereits mit einem Messer oder einer Machete verstümmelt worden. Dass sie noch lebten, verschlimmerte ihr Leid und machte Hendricks rasend. Er legte den Bogen an und zog langsam die Sehne zurück.
Einer der Rebellen wollte sich gerade über eine der Krankenschwestern hermachen, sein versteiftes Glied in der Hand, da ließ Hendricks die Sehne los. Der Pfeil hatte sein Ziel noch nicht einmal erreicht, da hatte er bereits den zweiten Pfeil auf die Sehne gelegt. Als der erste Pfeil sein Ziel fand, durchschlug er problemlos den Hals des Mannes und schraubte sich in die Wand des Haupthauses. Der Rebell sackte zu Boden wie ein nasser Sack und besudelte die kreischende Krankenschwester mit Blut. Die Rebellen waren wie gelähmt, sie konnten nicht damit rechnen, durch einen Bogenschützen angegriffen zu werden. Der zweite Pfeil riss einen
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