Geheimprojekt Styx
sein kann. Wir wissen, was sie mit den Krankenschwestern machen werden – bevor sie sie vergewaltigen und töten.“
Hendricks knurrte: „Ja, wissen wir.“ Er nahm seinen Bogen vom Rucksack. Für ihn als jemanden in einer festen Beziehung war allein das Wort „Vergewaltigung“ ein rotes Tuch. Die Vorstellung, solche Mörder stoppen zu können, bevor sie jemandem weiteren Schaden zufügen konnten, gefiel ihm sogar, selbst wenn er sich fragte, warum man sich über das Töten eines Menschen freuen konnte.
Doch für Hendricks waren dies schon fast keine Menschen mehr, und Tiere auch nicht, denn kein Tier war zu solchen Gräueltaten fähig, wie sie von Rebellengruppen auf dem afrikanischen Kontinent begangen worden waren und begangen wurden. Ob es nun Joseph Konys Lord’s Resistance Army in Uganda war oder die RUF in Sierra Leone, sie alle hatten unglaubliche Gräueltaten gemein.
„Gehen wir es an“, sagte er bloß und legte einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens. Neben ihm hatte Tinto ihre Pistole gezogen, Mangope prüfte noch, ob seine zwei Wurfmesser an der Weste richtig saßen. Dann setzten sie sich in Bewegung.
Hendricks ging voraus, den Bogen halb gespannt. Sie erreichten relativ schnell die Rebellen und Mangope pirschte sich unter der Deckung von Hendricks an den hintersten Mann heran. Eine schnelle Bewegung und Mangope ließ den Toten langsam zu Boden gleiten, anschließend zog er sein Kampfmesser aus dessen Nacken heraus.
Nun huschte Tinto an Mangope vorbei und glich dabei mehr einem Geist denn einem Menschen. Obwohl sie in Kapstadt in einem Township geboren worden war, schien sie sich im Urwald bestens auszukennen und wohl zu fühlen. Hendricks wusste nicht, dass die Frau einige Jahre in einem Dorf mitten im Dschungel gelebt hatte.
Der zweite Rebell sank mit durchgeschnittener Kehle zu Boden.
Mangope zeigte via Handzeichen an, dass sie die letzten elf Rebellen nicht Mann für Mann eliminieren können würden. Dafür standen sie einfach zu nah beieinander. Ihre Sturmgewehre wollten sie aber auch nicht einsetzen, um eventuelle weitere Rebellen nicht zu alarmieren.
Also blieben nur die Pistolen und der Bogen übrig.
Hendricks tauschte Bogen gegen Pistole, montierte den Schalldämpfer, welcher im gleichen Braunton gehalten war wie das Griffstück, auf seine Glock und prüfte kurz die Kammer. Dann holten sie den verlorenen Boden wieder auf und hoben nahezu synchron ihre Waffen.
Was dann folgte, war ein präziser Flächenbeschuss.
Die verbliebenen elf Rebellen waren innerhalb von nicht einmal drei Sekunden von jeweils mindestens zwei Kugeln getroffen worden.
Während Mangope und Hendricks in Ruhe ihre Magazine tauschten, vollführte Tinto einen raschen Wechsel und schoss jedem der Rebellen noch einmal in den Schädel, anschließend tauschte sie das zweite Magazin ebenfalls aus. Die beiden Männer kommentierten das Geschehen nicht weiter, der Hass Suzanna Tintos auf Rebellengruppen war in der gesamten SACS bekannt, und daher verwunderte es nicht weiter, dass sie bei den Rebellen lieber eine Kugel zuviel verschoss als eine zu wenig.
Übertrieben war es Hendricks Ansicht nach aber dennoch.
„Los, wir müssen uns sputen. Vermutlich sind bei der Mission noch mehr Rebellen“, sagte Hendricks und beschleunigte auf einen mittleren Laufschritt.
Mit dröhnendem Schädel kam Pater Santiago wieder zu sich. Er schmeckte Blut und registrierte, dass man ihn an den Armen am Brunnen in der Mitte des Hofes festgebunden hatte.
„Hah! Dein Gott hat dir überhaupt nicht geholfen!“, grölte Commander Devastator und schlug Santiago mit der Faust ins Gesicht. Der fluchte etwas auf Spanisch, was der Commander nicht verstand. Denn sein Englisch war schon gebrochen genug. Dann beugte sich der Mann zu Santiago herunter und flüsterte ihm ins Ohr: „Und nun sieh, was wir mit deinen Frauen machen.“Dem Priester schwante Böses.
Die Rebellen führten die zehn Krankenschwestern auf den Hof und Commander Devastator suchte sich zwei von ihnen aus. Nach der Vergewaltigung, die von jeweils vier Rebellen vollzogen wurde, griff der Commander nach seiner Machete.
Pater Santiago wandte sich ab, doch die Schreie konnte er nicht ausblenden. Es waren Schreie, die ihn noch in Jahren schweißgebadet aufwachen lassen würden. Er schickte ein Stoßgebet gen Himmel, während er sich darauf vorbereitete, seinem Schöpfer gegenüberzutreten.
Was er nicht ahnte, war, dass seine Gebete erhört werden sollten.
Kapitel 2 –
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